Ferien-Horror im Luganese: Ein fünfjähriges Mädchen aus dem Kanton Thurgau stirbt gestern Abend auf dem TCS-Campingplatz «La Piodella» in Muzzano TI. Offenbar hat es die Mutter alleine im Auto gelassen.
Im Verlauf des Tages stieg das Thermometer auf bis zu 33 Grad. Kam es bei diesen Temperaturen zum Hitze-Drama? Die Todesursache ist gemäss der Tessiner Kantonspolizei noch nicht geklärt.
Laut dem Tessiner Sender RSI soll die Familie am Nachmittag einen Ausflug gemacht haben. Die Kleinste, Chayenne, habe geschlafen und die Mutter habe sie nicht aufwecken wollen. So sei das Kind über 3,5 Stunden im heissen Auto geblieben. Das Nachrichtenportal «tio.ch» berichtet gar von vier Stunden.
Die Mutter hat zusammen mit ihren vier Töchtern Ferien auf dem Campingplatz gemacht. Die Familie war schon öfter hier, einen festen Standplatz hatte sie auf «La Piodella» aber nicht. Das Auto war 200 Meter vom Wohnwagen entfernt parkiert.
Trotz Wiederbelebungsversuchen von Polizei und Rettungskräften hatte die Kleine keine Chance. Sie starb noch am Unfallort.
«Ihre Mutter hat versucht, sie zu reanimieren»
Angelika und André R. aus Schwyz haben direkt neben der Familie Ferien gemacht. Das Ehepaar hat die Tragödie hautnah miterlebt. «Es war etwa 20 Uhr als die drei Geschwister des kleinen Mädchens schreiend zum Zelt rannten. Die Mutter nahm dann den Autoschlüssel und stürmte los zum Parkplatz. Die Kinder haben geweint und geschrien.»
Die Nachbarn sind der Familie auf den Parkplatz gefolgt. «Was wir sahen, war schrecklich: Die Fünfjährige lag leblos auf dem Boden. Ihre Mutter hat versucht, sie zu reanimieren.» Sie habe um Hilfe geschrien. Ein Tourist aus dem Wallis habe nach einem Arzt gerufen.
«Er rannte durch den Camping und schrie um Hilfe.» Nach wenigen Minuten kam die Polizei und eine Ambulanz. Ziemlich schnell hat jemand gesagt, dass die Kleine tot sei.
Die Nachbarn beobachteten dann, wie die Mutter taumelte und zusammenbrach. Auch die 15-jährige Schwester kollabierte. Davor versuchte Angelika R., «die Meitli» zu beruhigen und zu trösten.
«Trauer, Angst, Scham und Schuld»
Die Mutter und ihre drei Kinder sind noch im Spital. Sie werden psychologisch betreut, sagte Nadine Maetzler vom Care Team Ticino. Eine erste Befragung der Mutter war noch für heute vorgesehen. Ob sie stattfinden konnte, wusste Maetzler nicht.
«Es war eine Tragödie», sagte die Notfallpsychologin. Die Personen stünden unter Schock. Trauer, Angst, Scham und Schuld seien in der akuten Phase die vorherrschenden Gefühle der Beteiligten. Auch die Helfer stehen unter einem enormen Druck. Gerade weil Kinder beteiligt seien, sei es eine «schlimme Situation», sagte Maetzler.
Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet, um die Umstände des Todesfalls sowie allfällige Verantwortlichkeiten abzuklären. Die Polizei erwähnte die im Tessin herrschende Hitze nicht als mögliche Ursache für den Todesfall und will vorerst auch keine weiteren Angaben machen.
«In diesem Alter zu sterben, ist ungerecht»
Der Schock und die Betroffenheit unter den Camping-Gästen ist gross – wie es zu diesem schrecklichen Vorfall kommen konnte, kann sich keiner erklären.
Ein Zeuge beschreibt auf «mattinonline.ch» die Stunden vor der Tragödie – und die Hektik am Abend: «Es war ein entspannter Tag, wie immer herrschte Ferienstimmung. Es gab keine Vorzeichen. Und plötzlich wurde im Restaurant in der Nähe des Campings dringend ein Arzt gesucht. Weil keiner vor Ort war, sind einige Leute mit Nothelferkurs aufgestanden. Als sie am Unfallort ankamen, gab bereits jemand der Kleinen eine Herzmassage. Kurz danach traf die Ambulanz ein. Sie taten alles, um das Mädchen zu retten.»
«Ich bin Mutter von vier Kindern, die Nachricht hat uns erschüttert», sagt eine Frau gegenüber «tio.ch». Neben ihr steht eine ihrer Töchter. Sie ist ungefähr gleich alt wie das tote Mädchen. «Alle fragen sich, wie so eine Tragödie passieren konnte», sagt die Mutter. (lex/mad/mqy/F.S.)
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