Vergangenen Dienstag machte die Tessiner Polizei einen grausigen Fund: Im fünften Stock des Ramada La Palma am Ufer des Lago Maggiores in Locarno finden Beamte im Bad des Hotelzimmers die Leiche der 22-jährigen Engländerin Anna R.*. Nun werden immer mehr Details über das Tötungsdelikt bekannt. Möglicherweise wurden der jungen Frau fatale Sex-Spiele zum Verhängnis.
Es ist der vergangene Montag, als Anna R. im Ramada eincheckt. Mit ihr reist auch ihr Freund Dirk W.** an, ein 29-jähriger Deutscher, der aber seit Jahren in der Schweiz lebt – zuerst im Aargau, dann im Kanton Zürich. Sie ist eine eher zierliche junge Frau, er ein grosser, muskulöser Typ, kahl rasiert und mit Tattoos bis ins Gesicht. Zusammen wollen sie mehrere Nächte bleiben.
Das Paar fällt auf, andere Hotelgäste nehmen Kenntnis von der Ankunft der beiden. Laut englischen Medien alarmieren in der Nacht mehrere Personen den Nachtportier, weil sie laute Schreie aus dem Zimmer der Engländerin und ihrem Begleiter hören. Kam es zwischen dem Paar zu einem heftigen Streit?
Meldete sich Dirk W. an der Reception?
Am nächsten Morgen dann der Schock: Um 6.30 Uhr meldet sich Dirk W., der sein Geld mal als Türsteher verdient hat, an der Reception. Er brauche Hilfe, weil seine Freundin ein gesundheitliches Problem habe, schreibt die englische «Sun» unter Berufung auf eine anonyme Quelle. Das Personal merkt sofort, dass es ernst ist und alarmiert den Rettungsdienst. Doch für Anna R. kommt jede Hilfe zu spät. Wenig später wird im Hotelzimmer 501 ihr Tod festgestellt.
Erst am Dienstagnachmittag gibt die Polizei bekannt, dass der Begleiter des Opfers festgenommen wurde. Viel dazu sagen wollen die Ermittler jedoch nicht. Die Angelegenheit sei heikel, heisst es in einer Mitteilung. Laut englischen Medien habe sich Dirk W. bei den Befragungen aber stets kooperativ gezeigt.
Letzte Woche war das Paar noch gemeinsam in Singapur
Dirk W. sitzt mittlerweile in Lugano in Haft. Er sagt, dass es zwischen ihm und der Toten im Hotelzimmer zu wilden Sex-Praktiken gekommen war. Gemäss «Giornale del Ticino» soll Anna R. stranguliert worden sein. Gestorben sei sie schliesslich durch Ersticken. An ihrem Körper wurden aber auch mehrere kleine Schnittwunden festgestellt. Die Tessiner Staatsanwaltschaft ermittelt nun unter anderem wegen Mordes.
In den sozialen Medien bezeichnete sich Anna R. gerne als «Berlin Girl». Sie reiste viel – erst vergangene Woche besuchte sie an der Seite ihres Freundes Singapur. Auf Fotos zeigt sich das Paar verliebt. Gemeinsam freuten sie sich auch auf den Trip ins Tessin. Ein Abstecher, der für Anna R. tödlich enden sollte.
Ex des Verhafteten glaubt an einen Unfall
BLICK konnte mit der Ex-Partnerin des Verhafteten reden. Sie lebt ebenfalls im Kanton Zürich, will aber nicht namentlich genannt werden – aus Rücksicht auf die gemeinsamen Kinder. Sie ist sich aber sicher, dass Dirk W. unschuldig ist: «Ich bin schockiert über das, was ich lesen musste», sagt sie in Tränen aufgelöst. «Es ist ein Albtraum!»
Sie sei sich «1000 Prozent sicher», dass er die Freundin nicht absichtlich getötet habe. «Das muss ein Unfall gewesen sein, da lege ich die Hand ins Feuer», sagt die Ex. (cat)
* Name bekannt
** Name geändert