Er schoss mit dem Luftgewehr auch schon auf Menschen
Tessiner Dorf in Angst vor dem Büsi-Killer

Im Tessiner Dorf Taverne gibt es nur noch ein Gesprächsthema: den heimtückischen Heckenschützen, der dem Kätzchen Pupi in die Pfote geschossen hat. Er jagt den Bewohnern Angst ein.
Publiziert: 01.06.2018 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:30 Uhr
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Auf diesem Weg wurde Katia Gianinazzi (41) im letzten Jahr aus dem Hinterhalt angeschossen.
Foto: Yvonne Leonardi
Myrte Müller

In ihrer Strasse kannten alle die kleine Pupi (6). «Das getigerte Kätzchen kam jeden Tag über unsere Terrasse, liess sich streicheln», sagt der Wirt der Taverner Dorfbeiz, Fiorenzo Continati. Nun ist das Büsi tot. Erschossen aus dem Hinterhalt. «Man sollte ein Kopfgeld auf den Katzenhasser aussetzen», sagt der Wirt von Il Boccalino. Ein Steckbrief hängt im Schankraum: Pupis Herrchen, Antonello Annunziata (60), sucht den Killer seiner Katze.

Es ist Dienstagmorgen, 6.40 Uhr: Pupi (6) huscht nach dem Fressen aus der Haustür. Nur 30 Minuten später humpelt sie heim. Die Vorderpfote blutet. Sein Besitzer bringt das Büsi zum Veterinär. Der findet in der Wunde eine Bleikugel. Jemand hat mit dem Luftgewehr auf das Tier geschossen. Pupi stirbt noch in der Tierpraxis an einer Embolie (BLICK berichtete). 

«Ich fühlte einen brennenden Schmerz»

Es ist nicht das erste Mal, dass am Ponte Vecchio aus dem Hinterhalt geschossen wird. «Es war vor einigen Monaten. So um 18.30 Uhr», erinnert sich Katia Gianinazzi (41). «Ich ging mit meinem Rocky Gassi. Da hörte ich den Schuss eines Luftgewehrs, ganz nah, und spürte einen brennenden Schmerz an der Hüfte – wie ein Peitschenhieb.»

Die Verkäuferin rennt mit ihrem Hund aus der Schusslinie. Ihre Jeans hat ein Loch, die Haut einen tiefblauen Fleck. «Das muss der gleiche Schütze sein», meint Gianinazzi. «Vielleicht wollte er Rocky treffen und nicht mich.»

«Der Kerl kommt mir besser nicht unter die Augen»

«Seit 50 Jahren lebe ich in Taverne», sagt Grosi Elvezia Gottardi (79). «Doch so etwas habe ich noch nie erlebt.» Nachbar Stefano Deitos (29) gibt sich mutig: «Ich habe keine Angst», sagt der Automechaniker und hält seinen bulligen Hund an der kurzen Leine. «Der Kerl kommt mir besser nicht unter die Augen.» In Sorge ist auch Hausfrau Elena Ceraudo (48): «Wenn ich jetzt mit meinem Chihuahua Justin unterwegs bin, habe ich immer ein mulmiges Gefühl.»

Doch wo steckt der Büsi-Killer? Drei Wohnblöcke stehen genau dort, wo die Schüsse abgegeben wurden. Die werden nun mit Argwohn beäugt. Vera Ossola (32) glaubt: Wer auf unschuldige Tiere schiesst, der könne doch auch Kinder treffen. «Die Wohnblocks sind direkt beim Kindergarten. Ich habe Angst um meine vierjährige Tochter!»

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