Am frühen Morgen des 10. April wird die Leiche von Anna R. (†22)* im Bad von Zimmer 501 des Hotels Ramada Palm au Lac in Muralto TI gefunden. Die junge Britin ist erstickt. Ihr Begleiter Dirk W.** (29) lässt sich widerstandslos abführen. Er beteuert, der Tod sei ein Unfall gewesen, passiert beim Sadomaso-Sex (BLICK berichtete). Seitdem wird gerätselt: Wie kam die Millionenerbin aus dem englischen Harrogate tatsächlich ums Leben?
Bis anhin sickerten Informationen zum Fall an die Öffentlichkeit. Italienische Medien vermuten ein verhängnisvolles Würge-Spiel mit der japanischen Todesfessel. Die Tessiner Wochenzeitung «Il Caffè» berichtet jetzt bis ins Detail über die Aussagen, die der Tatverdächtige gegenüber der Staatsanwaltschaft gemacht haben soll. Dirk W. soll in den Verhören gestanden haben, dass er im Liebesspiel seiner Freundin ein Handtuch um den Hals gelegt und zugezogen hat: «Anna liebte es, wenn ich sie würgte.»
Woher kamen die Verletzungen an Annas Körper?
Die Autopsie bestätigt: Anna R. starb durch Erdrosseln. Doch was ist mit den zahlreichen kleinen Frakturen und Einschnitten an ihrem Oberkörper, die ebenfalls bei der rechtsmedizinischen Untersuchung entdeckt worden seien? Diese sprächen für die fernöstliche Fesselkunst. Beim sogenannten «Shibari» werden die Arme hinter den Rücken gebunden. Das gleiche Seil wird dann fest um Brustkorb und Hals geschnürt. Sind die Mikro-Verletzungen am zierlichen Körper der Britin Spuren vergangener Marter-Spiele?
Laut Dirk W. sei es nicht die erste Gewaltorgie mit Anna gewesen. Er habe die schöne, reiche Britin vor drei Monaten in Thailand kennengelernt und sie in die gefährlichen Praktiken eingeführt. Die Techniken dazu habe er aus dem Internet. Man habe die erotischen Fesselspiele jeden Tag gemacht. Sie beide hätten jedoch die Gefahr des Würgespiels unterschätzt.
«Warum hätte ich meine Freundin töten wollen?», fragt Dirk W. immer wieder. Sie seien ja so glücklich gewesen. Sie hätten sich am Tag der Tragödie eine grosse Wohnung in Ascona TI ansehen wollen. Das Paar habe geplant, dort gemeinsam einzuziehen. Ein Liebesnest am Lago Maggiore, das freilich hätte Dirk W. allein nie finanzieren können.
«Anna hat es immer härter gewollt»
Der Deutsche mit Wohnsitz in Zürich lebte von einer IV-Rente, die er seit einem Verkehrsunfall 2016 bezog. Er jobbte hin und wieder, kam auf 5000 Franken im Monat. Davon habe er 1750 Franken an Alimente für seine Kinder zahlen müssen, berichtet «Il Caffè» weiter.
Der Abend des 9. April sei wunderschön gewesen, erzählt der Fahrstuhlmechaniker. Das Paar isst an der Piazza von Ascona zu Abend. Danach geht es in einem Club nebenan tanzen. Um drei Uhr kehrt es ins Hotel zurück. Dort beginnt der wilde Sex. Erst im Bett ganz traditionell, erzähl Dirk W. in der Vernehmung.
Anna habe so laut und lustvoll geschrien, dass der Nachtportier besorgt an die Tür klopfte. Der volltätowierte Deutsche habe die Britin erst mit den blossen Händen gewürgt. Dann sei man ins Bad gegangen. Dort habe Dirk W. seiner Freundin ein Handtuch um den Hals geschlungen. Anna habe es immer härter gewollt. Ihr Tod sei ein schrecklicher Unfall gewesen.
* Name bekannt
** Name geändert
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