Bankomat-Bande schlägt wieder zu
Räuber sprengen sechsten Geldautomaten im Tessin

Erneut ist im Tessin ein Bankomat gesprengt worden. Dieses Mal traf es Raiffeisen-Bank von Stabio TI.
Publiziert: 12.05.2019 um 15:41 Uhr
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Die Detonation am Geldautomaten sprengte auch die Wand, in der das Gerät angebracht war. Blechteile wurden bis zu 50 Meter weit geschleudert.
Foto: Rescue Media
Myrte Müller

Die Masche ist immer die gleiche: Im Morgengrauen schleichen sich die Panzerknacker an den Geldautomaten. Sie platzieren eine handgrosse, selbstgebastelte Bombe. Dann zünden sie den Sprengkörper. Der Bankomat fliegt in die Luft – meist aber auch, alles was drum herum ist. Schnell raffen die Täter die durch die Luft flatternden Scheine zusammen – und hauen über die Grenze nach Italien ab (BLICK berichtete). 

Bereits fünf Mal innerhalb von wenigen Monaten passiert das im Tessin, das sechste Mal in der Nacht auf Samstag. Wieder wählten die Räuber eine Filiale der Raiffeisen-Bank. Diesmal im Südtessiner Grenzort Stabio TI. Um kurz nach 4 Uhr morgens knallt es in der Via Ligornetto Nummer vier. Die Männer steigen in ein zuvor gestohlenes Auto. Das Fluchtfahrzeug wird wenig später im Ortsteil Montalbano gefunden. Von dort sind die Räuber zu Fuss und mit ihrer Beute im Sack über die grüne Grenze. Auf italienischer Seite wartet ein Komplize und die Bande braust davon.

Nach Knall eine dicke Rauchwolke 

«Ich bin von einer kräftigen Detonation aufgewacht und ans Fenster gegangen. Da war die Bank von einer dicken Rauchwolke verhüllt. Die sah aus wie der Pilz bei einer Atom-Bombe», erzählt ein Nachbar «Ticinonline». Der Mann wohnt gegenüber, etwa 80 Meter vom gesprengten Geldautomaten entfernt.

Ein anderer Anwohner berichtet: «Ich dachte, es sei ein Unfall, eine defekte Gasleitung. Aus der Ferne hörte ich Stimmen. Als ich zur Bank runter lief, war niemand mehr dort. Die Wand war eingebrochen. Im Umkreis von 50 Metern lagen überall Blechteile, und ein langes Kabel – ein Desaster!» Ein weiterer Nachbar sei mit einem Schwert in der Hand angerannt, erzählt der Zeuge weiter, «er sagte, die Räuber hätten in einer fremden Sprache gesprochen». Dessen Sohn habe die Verfolgung der Täter aufgenommen. Vergebens. 

Raubserie beginnt am Tag vor dem Black Friday

Erneut gelingt der Bankomat-Bande die Flucht. Das Geld ist weg. Der Sachschaden geht in die Zigtausende. Ein trauriges Déjà-vu. Die Raubserie begann vor einem halben Jahr am 23. November 2018 – einen Tag vor dem Black Friday. Der Automat der Raiffeisenbank in Coldrerio TI war für Kunden in Shopping-Laune gut gefüllt. Die Räuber fuhren im gestohlenen Lieferwagen vor, jagten den Bankomat mit Wucht in die Luft, so dass die Fetzen flogen – und entkamen mit 400'000 Franken über einen unbewachten Grenzübergang. 

Eine Woche später war die Raiffeisen-Filiale in Arzo TI dran. Anfang Februar griffen sie sich den Geldautomaten in der Migros von Taverne-Torricella TI und türmten unerkannt mit der Beute. Am 3. März misslang zwar eine Attacke auf den Raiffeisen-Bankomat in Monteggio, am 14. März aber, gegen 2.30 Uhr, wurde der Geldautomat der Raiffeisen-Bank in Novaggio TI in die Luft gesprengt – und die Bande konnte wieder mit der Beute entkommen.

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