So kämpft das Spital in Locarno gegen die Corona-Krise
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Ärzte und Pfleger am Limit:So kämpft das Spital in Locarno gegen die Corona-Krise

Ärzte und Pfleger am Limit
So kämpft das Spital in Locarno um Corona-Patienten

Im Spital «La Carità» in Locarno TI ist nichts mehr wie vorher. Das Coronavirus stellt das Personal vor immer grössere Herausforderungen. Aber auch die Infizierten leiden unter der Extremsituation.
Publiziert: 26.03.2020 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2020 um 18:39 Uhr
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Das Personal im Spital in Locarno TI arbeitet knapp 13 Stunden pro Tag.
Foto: Screenshot SRF

Über 1400 Personen sind im Tessin positiv auf das Coronavirus getestet worden. 67 Menschen starben. Täglich kommen weitere Infizierte dazu. Im Spital «La Carità» in Locarno TI kämpfen die Ärzte täglich um das Leben ihrer Patienten. Ein RSI-Team hat nun den Alltag im Krankenhaus dokumentiert.

Wo einst noch separate Chirurgie- und Gynäkologiestationen ausgerichtet waren, gibt es jetzt nur noch Quarantänestationen zur Intensivpflege. Die Patienten kommen aus dem ganzen Kanton. Die Ärzte und Pfleger kommen mit der Versorgung der Kranken kaum mehr nach.

«Wir sehen keine Gesichter mehr, sondern einfach Menschen, die wir retten wollen», sagt Germano Penati, Leiter Intensivmedizin zu RSI.

«Das Spital ist auf den Kopf gestellt»

Am 13. März sah es im Spital noch ganz anders aus. Die Vorbereitungen und die Umfunktionierung der Stationen waren in vollem Gange. «Wir haben genügend Material für Inhalationen und Sauerstoff», sagte eine zuversichtliche Mitarbeiterin ihren Kolleginnen in einem Briefing.

Innerhalb weniger Tage habe sich die Situation komplett verändert. «Das ganze Spital ist auf den Kopf gestellt», sagt ein Mitarbeiter. Jeden Tag gäbe es neue Änderungen und neues Personal, das dazu kommt.

Die Arbeitskräfte werden gebündelt. Ärzte aus der Ambulanz oder solche, die als Ausbildner tätig sind, müssen ihren Kollegen auf der Intensivstation unter die Arme greifen. Insgesamt 45 Pflegende und 16 Ärzte wurden aus ihren Abteilungen dafür abgezogen. Ihre Schichten dauern nun 12 Stunden und 45 Minuten. Tag für Tag.

Kranke müssen stundenlang auf dem Bauch liegen

Man probiere an den Patienten verschiedene Therapien aus. Ein Mann wird von fünf Mitarbeitern auf den Bauch gelegt. Damit der Sauerstoff besser ins Blut gelangen kann, heisst es. Patienten wie er müssen stundenlang in dieser Position bleiben. Danach werden sie wieder gedreht, um Druckstellen zu vermeiden. Diese Prozedur wird für mindestens sieben Tage wiederholt.

Die Epidemie zerrt nicht nur an den Nerven des Personals. Auch die Patienten leiden. «Bei mir hat es mit dem Fieber angefangen. Der Arzt stellte fest, dass ich erhöhte Blutwerte habe», erzählt eine immunschwache Patientin, die den Tränen nah ist. Anschliessend wurde der Coronatest gemacht. «Wenn man auf das Resultat des Coronavirus wartet, hört man auf zu leben.»

«Im Juni sehen wir, ob wir fähig waren»

«Ich habe schon viel gesehen, aber das jetzt ist etwas ganz anderes», sagt eine erfahrene Pflegerin. Die Patienten seien alleine, weil ihre Familien sie nicht besuchen dürfen. «Wir versuchen, ihnen so nah wie möglich zu sein. Als ob sie unsere Verwandten wären.»

Mit der dramatischen Entwicklung kommt auch die Ernüchterung. Als das Virus vor allem noch in China wütete, habe man gedacht, man sei «besser als sie», sagt der ärztliche Direktor Michael Llamas. «Aber jetzt müssen wir uns eingestehen, dass die Chinesen nicht schlechter sind als wir. Sie sind genauso gut und wir sind genauso machtlos. Jetzt sterben die Leute auch hier.»

Weiter sagt Llamas: «Das einzige Gefühl, das ich habe, ist, dass wir zu langsam waren.» Im Juni werde die Bilanz gezogen. «Dann sehen wir, ob wir fähig waren.» (man)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

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