Die Genfer Polizei ist in Alarmbereitschaft. Sie sucht nach mehreren Personen. Der Grund: Terror-Verdacht. Es wird befürchtet, dass sich die Gesuchten in Genf oder in der Region aufhalten. «Sie sind bewaffnet und gefährlich».
«Vage Bedrohung wurde konkret»
Laut Medienberichten aus der Romandie werden insgesamt sechs Verdächtige gesucht. Wie «Le Matin» berichtet, gibt es eine Video-Botschaft, in der ein Extremist Attentate auf Genf, Vancouver und Ottawa angekündigt. Im Zusammenhang mit diesem Video suche die Polizei nach einem Verdächtigen. Die Westschweizer Zeitung hat ein Foto von ihm veröffentlicht. Auf einem weiteren Foto, das aus Polizeikreisen stammt, sind vier Männer zu sehen, die ebenfalls zu den Verdächtigen gehören sollen. Laut Journalisten, die Einblick in Fahndungsunterlagen erhielten, gibt es noch einen weiteren Verdächtigen.
Ein Sicherheitsmann bei den Vereinten Nationen in Genf habe einem Reporter von der Terror-Fahndung erzählt, heisst es. Wie «Le Temps» schreibt, haben die Gesuchten keine direkte Verbindung zu den Attentätern von Paris.
Offenbar befürchten die Behörden, dass die mutmasslichen Terroristen das morgen stattfindende Treffen der britischen und der US-amerikanischen Delegationen zum Syrien-Konflikt bei den Vereinten Nationen im Visier hatten.
Gegenüber BLICK will die Mediensprecherin des Kantons, Emanuelle Lo Verso, die Anzahl der Personen nicht bestätigen. Sie sagt aber: «Die vage Bedrohung hat sich zu einer konkreten gewandelt.»
Gemäss der «Tribune de Genève» sucht die Polizei nach einem Auto mit belgischen Autonummern. Dieses wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch beim Überqueren der Grenze gesichtet. An Bord waren zwei Männer. Am Mittwoch wurden die Mitglieder der israelitischen Gemeinde gebeten, die Polizei zu rufen, wenn das Fahrzeug in der Nähe ihres Sitzes gesichtet wird.
Auf öffentliche Fahndung verzichtet
Die Fahndung läuft auf Hochtouren. «Wir haben die Zahl der Patrouillen erhöht und alle sind bewaffnet. Die Polizisten suchen sehr aktiv, um eine oder mehrere Verhaftungen durchführen zu können», sagt Lo Verso am Nachmittag zu «Le Temps».
Die Fahndung wurde gestern Nachmittag gestartet. Ob es bereits zu Hausdurchsuchungen oder Festnahmen gekommen ist, wollte Lo Verso gegenüber BLICK nicht sagen. Auf eine öffentliche Fahndung mit Fahndungsbildern habe man bewusst verzichtet.
Offenbar wollten die Behörden erst gar nicht über die Fahndung informieren, Journalisten hatten aber Wind davon bekommen.
Die Beschreibung der Personen wurden der Genfer Polizei vom Bund übermittelt. Die Meldung der Bundesbehörden ging gestern Nachmittag bei der Genfer Polizei ein, wie das Departement für Sicherheit und Wirtschaft mitteilt.
Hohes Sicherheitsdipositiv – Grenze bleibt offen
Wegen der laufenden Ermittlungen wurden keine näheren Angaben zu den Verdächtigen gemacht. Die Genfer Polizei hat für die Fahndung zusätzliche Einsatzkräfte mobilisiert. Man arbeite eng mit nationalen und internationalen Behörden zusammen, um die gesuchten Personen finden und festnehmen zu können, hiess es in der Medienmitteilung.
Derweil hat der Genfer Zoll sein Sicherheitsdispositiv angepasst und die Zahl der Grenzwächter erhöht. Die Grenze bleibe aber weiterhin offen, sagt Michel Bachar, Sprecher des Genfer Zolls, gegenüber «Le Temps». «Für Grenzgänger ändert sich zurzeit nichts. Aber nur weil man uns nicht sieht, heisst das nicht, dass wir nicht präsent sind», so Bachar. (SDA/sas/gr)