Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Am 1. August lancieren die SBB den Swiss Pass. Er ersetzt GA- und Halbtaxkarten. Das Datum hat Symbolwert. Es suggeriert: Die SBB haben an alles gedacht. Doch das sieht Technologie-Experte Pierre Chappuis (75) völlig anders. Mit seiner Firma Mega-Tel hat er den SBB Offerten für ein elektronisches Billett unterbreitet. Ohne Erfolg. Jetzt lässt er kein gutes Haar am neuen Produkt. «Der Swiss Pass kann nur anzeigen, ob man ein GA oder ein Halbtax hat. Dafür lohnt sich der ganze Aufwand nicht.» Chappuis versteht nicht, dass die SBB nicht viel mehr aus den technischen Möglichkeiten gemacht haben. «Der Swiss Pass verfügt heute weder über eine Einzelticketfunktion für den ÖV, noch über eine Bezahlfunktion.»
Geschäftsmann Chappuis ist natürlich enttäuscht, dass seine Firma nicht zum Zug kam. Aber darum gehe es ihm nicht. Er weist darauf hin, dass das Kontrollieren von Billetten in Zukunft mehr Zeit in Anspruch nimmt. Denn der Swiss Pass speichert seine Informationen in einem Chip, der erst ausgelesen werden muss. Das dauert länger, als wenn der Kondukteur einen Blick aufs Abo wirft. Der Firmenbesitzer im Pensionsalter hätte ein kundenfreundlicheres System vorgeschlagen: Kontaktpunkte auf den Perrons. Einmal Karte dranhalten und fertig. So aber kommt er zum vernichtenden Fazit: «Der Swiss Pass ist eine Totgeburt.»
Bei den SBB sieht man das anders. Für Mediensprecher Christian Ginsig steht nicht die Technik im Vordergrund: «Die Einführung des Swiss Passes bringt über 240 autonome Transportunternehmen unter einen elektronischen Hut.» Ohne
ihn drohten «Insellösungen» der einzelnen Verkehrsbetriebe. Diese gefährden laut den SBB das offene Schweizer ÖV-System. Ginsig betont, dass die Integration von GA und Halbtax nur ein erster Schritt sei. Später soll man auch Einzeltickets oder Abos von regionalen Verkehrsbetrieben darauf speichern können.
Pierre Chappuis schüttelt den Kopf: «Man sollte von Anfang an alle technologischen Möglichkeiten nutzen.» Um einen Swiss Pass kommt er trotzdem nicht herum. «Als Halbtax-Besitzer hat man ja keine Wahl.»