Steve Schild (34) aus Elgg ZH ist der einzige Schweizer Mars-Kandidat
«Das All ist alles für mich»

Der Schweizer Steve Schild will die Mondpioniere Armstrong und Aldrin übertrumpfen: Er glaubt fest daran, dass er in zwölf Jahren als erster Mensch seinen Fuss auf den Mars setzen wird.
Publiziert: 15.07.2019 um 23:07 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
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Steve Schild (34) mit Familie: Elvira (2) Corinna (27), Yanika (4 Monate).
Foto: Thomas Meier
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Guido FelderAusland-Redaktor

Wenn der 34-jährige Steve Schild aus Elgg ZH abends den Mond sieht, gerät er ins Schwärmen. Ja, da oben würde er gerne einmal stehen. So wie vor 50 Jahren die beiden Amerikaner Neil Armstrong (†82) und Buzz Aldrin (89). Schild: «Das waren echte Pioniere. Damals hatte man noch keine Erfahrung von Weltraumreisen, es gab auch keine Simulatoren. Die Astronauten wussten nicht, worauf sie sich einliessen.»

Doch Schild begnügt sich nicht mit dem im Schnitt 380’000 Kilometer entfernten Mond. Er will höher hinaus. Der Verkaufsberater für Gebäudeautomations-Steuerungen ist der einzige Schweizer und weltweit einer von hundert Kandidaten, die für die erste bemannte Reise zum Mars auserkoren worden sind. Nach einem weiteren Auswahlverfahren werden vier Kandidaten übrig bleiben. «Ich werde dabei sein», ist Schild überzeugt.

Eltern verboten ihm «Star Wars»

Die Mission Mars One ist für 2031 geplant. Ziel ist es, den Nachbarplaneten zu besiedeln. Rund 200’000 Personen aus 140 Ländern hatten sich für die acht Monate dauernde, 55 Millionen Kilometer weite Reise in einer 30 Quadratmeter grossen Kapsel beworben.

Ob Mars oder nur Mond: «Das All ist alles für mich», sagt Schild. Schon in seiner Kindheit hatte es ihn gepackt. Die Eltern waren daran nicht ganz unschuldig – unfreiwillig, weil sie ihrem Sohn damals Science-Fiction-Filme wie «Star Wars» verboten, was den Reiz noch steigerte. Er schwärmt: «Diese Vielfalt, diese Dimension! So vieles ist unerforscht. Es zeigt uns, dass wir nur ein winziger Teil des Universums sind.»

Abschied von der Familie

Schild lebt seinen Traum so intensiv, dass er sogar bereit ist, seine Frau Corinna (27) sowie seine beiden Töchter Elvira (2) und Yanika (4 Monate) zu verlassen. Für immer, denn für die Reise zum Mars gibts kein Retourbillett. «Mir bricht jetzt schon das Herz, wenn ich an den Abschied denke. Aber meine Familie unterstützt mich und weiss, dass dies mein Lebensweg ist.»

Wenn es so weit sei, werde er seinen Kindern sagen, dass ihr Vater nun «da oben» sei und in die Geschichte eingehen werde. Finanziell sei für die Familie vorgesorgt, sie werde von Mars One lebenslänglich eine Rente erhalten.

Steve Schild glaubt fest daran, dass er in etwas mehr als zehn Jahren abheben wird. Auch wenn der Schweizer Ableger von Mars One inzwischen in Konkurs gegangen ist. «Die Mutterfirma hat ihren Sitz in den Niederlanden. Erst vor einem Monat haben sie mir geschrieben, dass sie mit Investoren im Gespräch seien.»

Stresstraining mit Schlafentzug

Vorderhand trainiert Schild seinen Körper mit Kraft- und Ausdauertraining bis ans Limit. Auch den Geist hält er fit: mit dem Schreiben von Romanen, einer Weiterbildung zum Marketingleiter sowie Stresstraining durch Schlafentzug. «Ich schlafe teilweise absichtlich – manchmal wegen der Kinder unabsichtlich – nur fünf Stunden.»

Schild muss sich in Geduld üben. «Ich muss stets bereits sein, ich weiss nie, was kommt», sagt er. Er ist  überzeugt, dass sich sein Optimismus auszahlen wird. «Ich freue mich unendlich auf den Moment, in dem ich abheben werde.» Und wenn ihn auf der Reise doch Zweifel überkommen? Schild lacht nur und antwortet: «Dann hätte ich halt richtig daneben gegriffen.»

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