Epische Musik, spektakuläre Bilder, dramatische Worte: Das neuste Werk des Islamischen Zentralrats Schweiz (IZRS) erinnert an den Trailer eines Hollywoodstreifens. Er erzählt von einer «Qualen erleidenden» Minderheit, die durch Unterdrückung erstarkte und nun zur «islamischen Revolution» bläst. «Rechnet mit uns. Jederzeit. Überall», heisst es in geschliffenem Englisch.
Das Dreiminuten-Video soll Islamophobie bekämpfen und Schweizer vom «friedlichen Kampf» der Muslime für mehr Gleichberechtigung überzeugen. Doch so widersprüchlich wie diese Formulierung ist auch die Umsetzung der Idee. Die Worte wirken viel eher als Drohung denn als Plädoyer für mehr Akzeptanz.
Kritik an Opferrolle
Dieser Meinung ist auch Mustafa Memeti, Imam und Leiter des Muslimischen Vereins Bern. Möglicher Islamophobie lasse sich so «sicher nicht» entgegentreten. «Wenn jemand bei so einem Thema die Stimme erheben sollte, dann bestimmt nicht der radikale IZRS, sondern progressive, tolerante Kräfte.»
Die Darstellung der Muslime als Opfer passt Memeti nicht. Seinen Glaubensgenossen gehe es hier in der Schweiz gut. «Klar ist die Gleichberechtigung noch nicht überall gegeben, aber wenn es früher wirklich so schlimm gewesen wäre in der Schweiz, wären ja nicht so viele hierher gekommen.» Vergleiche man die Vergangenheit mit heute, wie dies vom IZRS getan wird, sehe man eine klare Verbesserung. «So wie sich die Situation in der Schweiz in fast allen Bereichen über längere Perioden betrachtet verbessert.» Er als Muslim und Imam habe «täglich mehr Hoffnung für die Muslime in der Schweiz».
«Hirnlose Provokation»
Dem Video gegenüber ebenfalls äusserst kritisch eingestellt ist SVP-Nationalrat Peter Keller. Der Nidwaldner wählt deutliche Worte: Der Clip erinnere teilweise «an ein paar Halbstarke, die ‹Indianerlis› spielen».
Dabei sei der Inhalt alles andere als spassig. «Der IZRS droht mit einer muslimischen Eroberung und Revolution in der Schweiz», sagt Keller. Dabei würde mit Bildern gearbeitet, wie sie auch «die Mörderbanden und Frauenvergewaltiger» der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verwenden.
Es habe nichts mit Islamophobie zu tun, wenn eine grosse Mehrheit der Schweizer, inklusive Muslime, diese «hirnlose Provokation» ablehne. Denn wer so offen mit dem IS sympathisiere wie der IZRS, «verspielt den Kredit bei der Bevölkerung», meint er. (lha/vuc)
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