Spitzenbeamter nach erneuter Hetze gegen Juden gefeuert
«Eine dritte Chance hat Candrian nicht verdient»

Das hat er nun davon. Der Ex-Kantonsrat und Thurgauer Top-Beamte Maurus Candrian (60) musste den Arbeitsplatz räumen. Die jüdische Gemeinde reagierte mit Genugtuung.
Publiziert: 05.04.2018 um 23:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:55 Uhr
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Maurus Candrian (60) verlor bereits zum zweiten Mal seinen Job als Chefbeamter wegen Antisemitismus.
Foto: zvg
Beat Michel

Gerade noch sass der Ex-CVP-Politiker in der Kantonsverwaltung in Frauenfeld als Ressortleiter für Baubewilligungen im Tiefbauamt. Jetzt studiert Maurus Candrian (60) die Stellenanzeigen. Der Grund: Der verurteilte Rassist konnte es einfach nicht sein lassen. In einem Blog des «Tages-Anzeigers» hetzte er wieder mal gegen Juden.

Hass-Mail kostete ihn bereits vor fünf Jahren den Job

Dabei verlor er bereits vor fünf Jahren wegen antisemitischer Kommentare seinen Job als Sektionsleiter für Umweltverträglichkeitsprüfungen im St. Galler Baudepartement. Damals hatte er ein Hass-Mail an die israelische Botschaft in Bern geschrieben. Das Thurgauer Tiefbauamt wusste zwar von dem Vorfall. Aber man wollte ihm eine zweite Chance geben, sagte Regierungsrätin Carmen Haag (44). Diese Chance hat er komplett verspielt.

«Es ist bedauerlich, dass der Lernprozess nicht gefruchtet hat», sagt Jonathan Kreutner (39), Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds. «Ich kann mich genau erinnern an den Vorfall vor fünf Jahren. Da war den Behörden auch schon klar, dass solches Verhalten untolerierbar ist.» Kreutner weiter: «Die Gesinnung blieb die gleiche. Es braucht nicht viel, und er schiesst wieder drauflos.» Das soll sich nicht noch einmal wiederholen: «Eine dritte Chance hat er nicht verdient.»

Heute hetzen sie unter dem eigenen Namen

Im Internet gegen Minderheiten zu hetzen, scheint im Trend zu sein. «Der Fall ist exemplarisch für die rassistische Hetze in den sozialen Medien», sagt Jonathan Kreutner. Früher hätten die Leute noch Pseudonyme benutzt. «Heute schreiben sie vermehrt unter dem eigenen Namen.»

Konsequenzen muss er selber verantworten

Dass Maurus Candrian für seine antisemitische Hetze Konsequenzen tragen muss, begrüsst auch Yves Kugelmann, Chefredaktor des Jüdischen Wochenmagazins «Tachles»: «Es spricht für unser System, dass er damals eine zweite Chance erhalten hat. Dass er sie nun so genutzt hat, muss er mit allen Konsequenzen selber verantworten.»

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