Soldaten posieren mit Albaner-Emblem
Empörung über «Zug Shipi»

Verschiedene Politiker reagieren entrüstet auf die Verletzung des Bekleidungsreglements in einer Rekrutenschule. Die Soldaten hatten einen Badge mit einem albanischen Nationalhelden an ihren Uniformen montiert.
Publiziert: 02.02.2017 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:53 Uhr
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Auf dem Badge ist der albanische Nationalheld Skanderberg abgebildet.
Foto: Facebook
Michael Sahli, Cinzia Venafro und Céline Krapf

Ein kleiner Doppeladler könnte diesen Spassvögeln grossen Ärger bereiten. Denn: Das albanische Wappentier prangt ausgerechnet auf Schweizer Armeeuniformen. Dort, wo eigentlich dass offizielle Armee-Sujet sein sollte. «Zug Shipi» nennen sich die Sanitätssoldaten. Der albanische Nationalheld Skanderbeg ist in Kombination mit dem albanischen schwarzen Adler auf dem Emblem zu sehen.

«Mein Ärger ist gross! Diese Aktion muss geahndet werden. Es ist die Schweizer Armee und nicht die albanische!» Corina Eichenberger (FDP)
Foto: Patrick Luethy

Die unbedarften Soldaten posieren – und laden Bilder ins Internet. Dort verbreiteten sich die Fotos rasend schnell, sogar über die Landesgrenzen hinaus. Beim Armeestab ist der Scherz bereits aufgeflogen.

«Es kommt immer wieder vor, dass Einheiten oder Züge nebst eigenen T-Shirts oder Pullovern individuelle Badges herstellen lassen», schreibt Armeesprecher Daniel Reist auf Anfrage.

Das Tragen solcher Badges ist verboten

Es handle sich bei den jungen Männern um einen Zug der Sanitätsrekrutenschule in Airolo TI. Die Embleme sind nur mit Klettverschluss befestigt, können leicht ausgetauscht werden.

Die Bekleidungsreglemente seien aber eindeutig, so der Armeesprecher: «Das Tragen solcher Badges ist nicht erlaubt, unabhängig vom Sujet.»

«Das ist kindischer Blödsinn dieser jungen Herren! Anscheinend haben sie zu wenig zu tun, schlichte Dummheit und Zeichen von Unreife.» Beat Arnold (SVP)
Foto: Gaetan Bally

Getragen werden dürften einzig offizielle Armee-Badges: «Der zuständige Schulkommandant wird in diesem Fall die Badges entfernen lassen, die Betroffenen wegen Verstosses gegen die Dienstvorschriften einvernehmen und sie allenfalls disziplinarisch bestrafen.» Es handle sich jedoch um einen leichten Fall.

Ärger bei Politikern ist gross

Die Politik sieht das anders. Corina Eichenberger (FDP), Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats (SiK), sagt gegenüber BLICK: «Mein Ärger ist gross! Diese Aktion muss geahndet werden. Es ist die Schweizer Armee und nicht die albanische!»

«Eigentlich habe ich festgestellt, dass gerade Soldaten mit Migrationshintergrund ganz besonders stolz sind, in der Schweizer Armee dienen zu dürfen. Ich bin von jedem einzelnen dieser Soldaten schwer enttäuscht.» Werner Salzmann (SVP)

Nationalrat Beat Arnold (SVP) ist selber Soldat und ärgert sich: «Das ist kindischer Blödsinn dieser jungen Herren! Anscheinend haben sie zu wenig zu tun, schlichte Dummheit und Zeichen von Unreife.»

Ähnlich sieht es Werner Salzmann (SVP), Vizepräsident der SiK und Oberst: «Eigentlich habe ich festgestellt, dass gerade Soldaten mit Migrationshintergrund ganz besonders stolz sind, in der Schweizer Armee dienen zu dürfen. Ich bin von jedem einzelnen dieser Soldaten schwer enttäuscht.»

Gegenüber BLICK geben sich die fehlbaren Soldaten kleinlaut: «Ich rede nicht mit Reportern», antwortet einer. Wenig später sind die Bilder mit dem Fake-Badge verschwunden.

Ein Drittel der Rekruten mit Migrationshintergrund

Bereits vor zwei Jahren hat ein Foto von sieben Soldaten mit Albaner-Flagge für Aufsehen gesorgt – und 2013 waren es Durchdiener, die mit ihren Händen den Albaner-Adler formten (BLICK berichtete). Dass es immer wieder zu solchen Zwischenfällen kommt, dürfte einen konkreten Grund haben: Etwa ein Drittel der Rekruten verfügt über einen Migrationshintergrund, hat also mindestens einen ausländischen Elternteil.

Albaniens Wilhelm Tell

Georg Kastriota, besser bekannt als Skanderbeg (1405–1468), ist quasi der albanische Wilhelm Tell. Von vielen Albanern wird die historische Figur als Nationalheld gefeiert.

Nationaler Befreiungskampf

Skanderbeg kämpfte ein Vierteljahrhundert gegen die Osmanen, was als nationaler Befreiungskampf instrumentalisiert wird. Von der albanischen Nationalbewegung wurde die historische Figur daher später zum nationalen Mythos erhoben.

Der Schweizer Historiker Oliver Jens Schmitt publizierte vor einigen Jahren eine kritische Biografie Skanderbegs, was zu schweren Protesten führte.

Gravur-Porträt von Skanderbeg aus dem 15. Jahrhundert.
akg-images / IAM

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