In den Bergen spielt sich gerade ein Drama ab – in Zeitlupe: Gletscher, die über Jahrhunderte die hochalpine Landschaft prägten, verschwinden. Besonders gut beobachten lässt sich dies am Rhonegletscher, der Quelle des Rotten.
Hier, an der Grenze zwischen den Kantonen Wallis, Uri und Bern, kann man dem ewigen Eis beim Verschwinden zusehen: Am Fuss des Gletschers hat sich ein riesiger See gebildet, ein Teil der Gletscherzunge schwimmt als Eisberg darin. Durchschnittlich 8000 bis 10’000 Liter Wasser pro Sekunde fliessen ab, wie Gletscherexperte David Volken sagt: «Das Volumen der Eisdecke nimmt zurzeit um zehn Zentimeter pro Tag ab.» Damit die Eisgrotte im Gletscher möglichst lange erhalten bleibt, wird das blanke Eis mit weissen Tüchern abgedeckt.
Selbst der Aletschgletscher ist betroffen
Nicht nur am Rhonegletscher, auch andernorts ist die Schmelze in vollem Gang. So auch am oberen Ende des Aletschgletschers, dem grössten Eismeer der Alpen. Der Konkordiaplatz ist bereits schneefrei, darunter kommt das blanke Eis zum Vorschein. «Zwei bis drei Wochen früher als in einem durchschnittlichen Sommer», sagt Volken. Und das, obwohl 2017/2018 so viel Schnee gefallen ist wie seit dem Lawinenwinter 1999 nicht mehr. Eine dicke Schneedecke sorgt gewöhnlich dafür, dass das Eis konserviert wird – doch es gibt sie nicht mehr.
Warmes Frühjahr mit wenig Niederschlag
Grund für das frühe Einsetzen der Gletscherschmelze sind der aussergewöhnlich warme Frühling und die geringen Niederschlagsmengen. «Die Gletscherschmelze schreitet schneller voran als angenommen – Glaziologen gehen inzwischen vom Worst-Case-Szenario aus», so Volken.
Manche Eismeere werden bis 2050 ganz verschwinden. Selbst vom Grossen Aletschgletscher dürfte bis Ende des Jahrhunderts nicht mehr viel übrig sein.
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