Der Vorgesetzte heizt seinen Soldaten auf dem Schiessplatz richtig ein: «Sie sind gerade vom Militär zurückgekehrt. Und jetzt liegt ein anderer Mann bei Ihnen zu Hause im Bett.» In typisch militärischem Ton brüllt er: «Ihre Freundin fragt: Schatz, weshalb bist du schon so früh zu Hause?»
Die Soldaten liegen bäuchlings auf dem Boden. Mit dem Sturmgewehr im Anschlag. «Sie rasten komplett aus», schreit der Vorgesetzte auf dem Video weiter. «Ihre Freundin sagt, das ist doch nicht so schlimm. Das ist ja nicht der Erste.» Dann fragt der Vorgesetzte seine Untergebenen: «Wie reagieren Sie?» Die Antwort der Soldaten: Sie ballern ohne zu zögern drauflos.
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Der Vorgesetzte filmt offenbar selbst, als er seine Soldaten mit dieser geschmacklosen Geschichte scharf macht – und scheinbar zum Spass zu häuslicher Gewalt mit der Armeewaffe aufruft. Ein Leserreporter spielte das Video, das in einem Whatsapp-Chat kursierte und in der Region Thun BE aufgenommen worden sein soll, dem BLICK zu.
«Absolut nicht tolerierbar»
Armeesprecher Daniel Reist zeigt sich auf Anfrage von BLICK schockiert über den Inhalt: «Dieses Video – wenn es denn echt und nicht von irgendwem mit Voice-Over nachvertont wurde – ist aus Sicht Verteidigung und Armeeführung geschmacklos und absolut nicht tolerierbar.»
Es sei schwierig, herauszufinden, wo das Video aufgenommen worden sei. Diese Schiessanlagen, sogenannte Kurzdistanzboxen, sähen einander alle sehr ähnlich.
Reist: «Wir werden versuchen herauszufinden, wo diese Szene stattgefunden hat und wer dafür verantwortlich ist. Wenn uns das gelingt, wird der zuständige Kommandant die geeigneten Sanktionen ergreifen.»
Das Kommando Heer ist damit beauftragt worden, den fehlbaren Einheizer ausfindig zu machen. Anschliessend wird sich entweder die Militärjustiz mit dem Fall beschäftigen müssen, wie Reist erklärt, oder aber die Sache wird auf disziplinarischem Weg – etwa durch Arrest – geregelt.
Hitlergruss, Doppeladler-Embleme an Uniformen
In den vergangenen Monaten gab es bereits andere Vorfälle, bei denen Armee-Angehörige mit deplatziertem Verhalten auffielen. Anfang Jahr sorgten sechs junge Soldaten für Negativschlagzeilen, weil sie in Schweizer Armeeuniform den rechten Arm zum Hitlergruss ausstreckten. Vor einem in den Schnee gestampften Hakenkreuz posierten sie – vermutlich auf dem Waffenplatz in Wangen an der Aare BE – für ein Foto.
Im Februar sorgten Fotos für Aufsehen, auf denen sich junge Männer in Schweizer Armeeuniform mit albanischen Doppeladler-Emblemen zeigten. Laut Angaben der Armee handelte es sich um einen Zug der Sanitätsrekrutenschule in Airolo TI. Die Embleme auf ihren Uniformen waren mit Klettverschluss befestigt worden.