Der FC Basel kann in dieser Saison doch noch einen Titel holen: 3:1 schlägt Rotblau am Donnerstagabend im Cup-Halbfinal den Rivalen FCZ und zieht in den Final ein.
Am 19. Mai steigt im Berner Stade de Suisse der Endkampf gegen den kleinen FC Thun. Grosse Sause in der Bundeshauptstadt? Könnte es werden. Doch das Fussballvolksfest könnte genau so gut im Chaos enden!
Grund dafür ist ein Erpressungsversuch der FCB-Fans. Die Basel-Anhänger sind mit den Eintrittspreisen für das grosse Spiel nicht einverstanden: Ein Ticket in der Kurve kostet 50 Franken, auf den Tribünen muss man 100 beziehungsweise 120 Franken hinblättern.
«Faire Preise auf allen Tribünen»
Den Fans stossen auch die Kombitickets sauer auf. Und zwar nicht nur den Baslern: Schon am 14. April äusserten sich die Fankurven der vier Cup-Halbfinalisten in einer Stellungnahme kritisch zur Preispolitik des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) sowie zu den Kombitickets.
Die Fans finden: «Eine Kopplung des Stadioneintritts an bestimmte Verkehrsmittel und Anfahrtswege stellt einen abzulehnenden Schritt in Richtung Kombitickets dar. Fans sollen selber bestimmen dürfen, wie sie zum Stadion anreisen, um ihren Verein zu unterstützen.»
Die abschliessenden Forderungen in der Stellungnahme sind klar formuliert: «Faire Preise auf allen Tribünen. Eine Entkoppelung von Stadioneintritt und Extrazugfahrt.»
Eigene Tickets für 25 beziehungsweise 40 Stutz
Weil sie ihren Willen nicht bekommen haben, greifen die FCB-Fans jetzt für den Cupfinal zu radikalen Mitteln. Unter der Überschrift «Dr Cup ghört uns», schreiben sie auf Muttenzerkurve.ch, dass sie keine offiziellen Tickets kaufen werden. Sondern selber gedruckte Billetts zu 25 beziehungsweise 40 Franken vertreiben. «Zudem rufen wir alle FCB-Fans zu einer individuellen Anreise und somit zu einem Boykott der Extrazüge auf.»
Die Basler Anhänger wollen sich am Matchtag in der Berner Innenstadt treffen und dann gemeinsam zum Stade de Suisse marschieren. Am Eingang zum Stadion soll den Verantwortlichen des SFV das gesammelte Geld aus den Ticketverkäufen übergeben werden. «Wir geben uns zuversichtlich, dass dann vor Ort, oder vielleicht schon im Vorfeld, eine Lösung gefunden wird», schreiben die Basler.
Heisst: Die FCB-Fans wollen die Preise bestimmen. Die FCB-Fans wollen den Anfahrtsweg bestimmen. Der Verband hat es zu akzeptieren. Und wenn dann doch nicht eine Lösung nach dem Gusto der Basler gefunden wird? Wenn der Verband nicht einlenkt, die Fans mit ihren selbstgebastelten Tickets nicht reingelassen werden und das Saisonhighlight verpassen? Chaos droht.
«Wir werden viele Leute vor den Kopf stossen»
Die FCB-Fans nehmen es in Kauf. Sie schreiben weiter auf ihrer Seite, dass ihnen bewusst sei, dass sie sich mit dieser Aktion aus dem Fenster lehnen. «Wir werden viele Leute vor den Kopf stossen. Ab und zu braucht es aber genau das, damit etwas in Bewegung kommt.»
Der Verein scheint für die radikale Protest-Aktion seiner Anhänger noch keine Lösung zu haben. FCB-CEO Roland Heri sagt gegenüber BLICK nur: «Der FC Basel 1893 freut sich sehr über die Teilnahme am Cupfinal am 19. Mai 2019 in Bern. Der FCB wurde unmittelbar vor der Publikation auf Muttenzerkurve.ch über diese Aktion in Kenntnis gesetzt. Aktuell finden Gespräche zwischen allen Involvierten statt. Mehr können wir zu dieser Aktion im Moment nicht sagen.»
Unklar ist etwa, was aus dem FCB-Kontingent an offiziellen Cupfinal-Tickets geschieht.
Die Stadt Bern beschäftigt das Thema. Der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (47) sagt zu BLICK: «Wir haben mit Offiziellen sowie Fan-Gruppierungen beider Finalisten ein Treffen vereinbart. Wir werden den Dialog führen. Danach fällen wir Entscheide.»
«Der FCB kam noch nicht auf uns zu»
Nause appelliert an die Basler Fans: «Die Basler Fankurve trägt eine Hauptverantwortung, dass der Cupfinal friedlich durchgeführt werden kann.» Auch der FC Basel als Verein sei mitverantwortlich, so Nause. «Der Verein FC Basel kam wegen der Ticket-Aktion ihrer Fans noch nicht auf uns zu.»
Der SFV als Veranstalter des Cupfinals zahlt der Stadt Bern für Polizeikosten 350'000 Franken. Den Rest zahlt die Stadt Bern selbst. 2018 betrugen die Sicherheitskosten für den Cupfinal 700'000 Franken. Nause meint dazu: «Ich will mich nicht dazu äussern, ob wegen der geplanten FCB-Ticket-Aktion höhere Sicherheitskosten entstehen. Ich will die ganze Ticket-Aktion nicht werten. Erst will ich den Dialog führen.»
Der SFV seinerseits geht davon aus, dass durch den Cupfinal ein leichtes Minus entsteht, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Alleine die Sicherheit in und um das Stade de Suisse werde den Verband rund 600'000 Franken kosten. Dazuzurechnen seien 200'000 Franken für die Extrazüge. Diese muss der Verband auf Druck der Stadt Bern anbieten, wie der «Tages-Anzeiger» weiter schreibt.
Kostspielige Vorkehrungen, die nicht zuletzt wegen Ausschreitungen in der Vergangenheit nötig wurden. Zahlen wollen die Fans dafür aber nicht.
SFV-Sprecher Marco von Ah teilt BLICK mit, dass der Verband von der Aktion der Muttenzerkurve Kenntnis nimmt. «Der SFV ist dabei, mit allen involvierten Parteien Gespräche zu führen und Abklärungen zu treffen, insbesondere mit den Behörden der Stadt Bern, welche die Bewilligung für die Durchführung des Cupfinals erteilt.»
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