Erste Bilder der Schweizer Armee zeigen, dass beim Absturz-Drama am Schreckhorn die PC-7 beim Aufprall völlig zerstört wurde. Armeesprecher Daniel Reist sagt zu BLICK: «In der Mitte des Bildes ist die Stelle zu sehen, wo das Flugzeug aufprallte.» Welcher Teil des Flugzeugs auf dem Bild zu sehen sei, ist noch unklar. Reist: «Die Trümmer sind weit verstreut.»
Der Pilot, der gestern ums Leben kam, ist noch nicht geborgen worden. Zwei Helikopter standen bereit, die Bergung auf 2000 bis 3000 Metern Höhe war noch für heute Mittwoch vorgesehen.
Grund für die Verzögerung sei das unsichere Wetter in dem schwierigen Gelände, sagte eine Armeesprecherin am Mittwoch auf Anfrage. Im Laufe der kommenden Tage sei dann auch mit der Bergung der Wrackteile zu rechnen. Einen Flugschreiber habe die abgestürzte PC-7 nicht an Bord gehabt.
Flugverbotszone eingerichtet
Die Schweizer Armee hatte das Gebiet rund um die Absturzstelle aus Sicherheitsgründen umgehend für Berggänger gesperrt. Über dem militärischen Schadenplatz richtete sie eine Flugverbotszone im Radius von fünf Kilometern für sämtliche Luftfahrzeuge ein. Grund dafür sei, dass man den Luftraum für die Bergungsflüge freihalten wolle, erläuterte die Sprecherin.
Für die Militärjustiz, die erste Schritte zur Untersuchung eingeleitet hat, sei der Absturz ein grösseres Ereignis, sagte eine Sprecherin. So sei in diesem Falle ein Untersuchungsrichter-Team mit den Ermittlungen betraut, die unter anderem Befragungen und Gutachten beinhalten.
Pilot kam nie im Tessin an
Der Milizmilitärpilot war am Dienstag gegen 8.30 Uhr mit dem Propellerflugzeug vom Flugplatz Payerne in der Waadt gestartet und hätte um etwa 9.30 Uhr in Locarno im Tessin landen sollen. Weil er dort nicht planmässig ankam, wurde eine Suchaktion gestartet.
Gegen 16.00 Uhr wurde die abgestürzte Maschine im Gebiet des Schreckhorns in den Berner Alpen gesichtet. Zum vermissten Piloten machte die Luftwaffe keine weiteren Angaben, zu seinem Schutz und zum Schutz seiner Angehörigen.
Tragisch: Der Pilot habe sich auf einem Sichtflug befunden. Die Wetterprognose in den Alpen habe einen Flug zugelassen, hiess es.
Erfahrener Milizpilot
Der Pilot habe einen Flugplan nach Sichtflugregeln aufgegeben. Das bedeutet, dass der Pilot selbst für die Flugwegwahl verantwortlich ist. Es besteht nicht zwingend permanent Radar- und Funkkontakt mit der Einsatzzentrale. Es handelete sich um einen erfahrenen Milizpiloten. Spätestens alle 66 Tage seien diese Piloten in der Luft.
An der Rettungsaktion waren bis zu 3 Helikopter, eine PC-7-Maschine und LP-24-Jets der Luftwaffe beteiligt. Die Trainingsflugzeuge, die bis zu zwei Personen Platz bieten, werden nicht permanent mit einem Radar überwacht. Der Pilot meldet sich am Abflugort ab und danach am Ankunftsort wieder an.
[kein Linktext vorhanden] Der PC-7-Pilot wollte von hier nach Locarno ins Tessin fliegen. Dabei handelte es sich um einen Überführungsflug. Distanz: rund 167 Kilometer. Die zweisitzigen, propellerturbinengetriebenen Pilatus PC-7 dienen der Armee vor allem als Schulflugzeuge. Über einen Schleudersitz verfügen die Flugzeuge nicht. Der Pilot führt aber einen Fallschirm mit sich, mit dem er sich im Notfall retten kann – wenn es die Zeit und die Fluglage erlaubt.
Einheimische trauern mit
Am Dienstagabend waren die Bergspitzen vor Ort noch immer in Nebel gehüllt. Bei den Einheimischen in Grindelwald BE war der Absturz der Armee-Maschine ein Thema. «Am Morgen war der Nebel stockdicht», sagt ein Gast des Restaurants Alte Post. Ein anderer Einheimischer: «Das Wetter war am Morgen definitiv nicht zum Fliegen.
Der Pilot kann nichts gesehen haben. Mir tut seine Familie sehr leid.» – «Dieser Absturz gibt den Armeegegnern wieder neue Munition. Das ist schade. Hier in Grindelwald stehen wir alle hinter der Armee», sagt ein weiterer Dorfbewohner.
Der letzte Absturz mit einer PC-7 geschah im Jahr 2002 in Bonaduz GR. Ein Milizpilot (†48) und ein Oberstleutnant (†42) kamen bei einem Inspektionsflug ums Leben. Die PC-7 kollidierte mit einem Seil der Luftseilbahn Rhäzüns–Feldis.
[kein Linktext vorhanden]Der letzte Zwischenfall mit einer PC-7 führte zu im Februar 2017 einer Fast-Katastrophe: Eine Maschine der PC-7-Staffel riss eine an der Ski-WM eine TV-Kamera vom Lenkseil. Zum Glück kam niemand zu Schaden. Der Pilot konnte sein Flugzeug selbständig in Samedan landen. (SDA/neo)