Sex-Vorwürfe gegen umstrittenen Schweizer Islam-Professor
«Märchenprinz wurde zum Monster»

Zwei Frauen klagen den Genfer Tariq Ramadan an. Sie werfen ihm vor, sie sexuell missbraucht zu haben. Ramadan bestreitet die Vorwürfe, hat seinerseits Klage wegen Verleumdung eingereicht.
Publiziert: 30.10.2017 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:18 Uhr
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Schlimme Vorwürfe gegen den Genfer Professor: Tariq Ramadan soll mehrere Frauen missbraucht haben.
Foto: AFP
Guido Felder

Gegen den Genfer Islam-Professor Tariq Ramadan (55) hagelt es happige Vorwürfe: Er soll Frauen sexuell misshandelt haben. Eine Französin beschreibt nun, wie er sie in einem Pariser Hotel verführt und vergewaltigt habe. Sie hat Klage eingereicht.

Henda Ayari (40) – einst Salafistin, heute Feministin – hatte bereits in ihrem 2016 veröffentlichten Buch «J’ai choisi d’être libre» («Ich habe die Freiheit gewählt») über einen Missbrauch geschrieben, ohne den Täter zu nennen. Das gemeinsame Vorgehen von Filmstars gegen den US-Regisseur Harvey Weinstein (65) habe auch sie ermutigt, ihre Geschichte zu erzählen und Namen zu nennen.

«Die schlimmste Nacht meines Lebens»

Ramadan und Ayari hätten sich 2010 über Facebook kennengelernt, schreibt «Le Parisien». Nach einer schweren Scheidung von ihrem salafistischen Ehemann hatte sie das Sorgerecht für ihre drei Kinder verloren. Ramadan habe ihr Trost gespendet, sie aber auch getadelt, als sie von sich ein Bild postete, das sie geschminkt und ohne Schleier zeigte. «Das ist eine Sünde», habe Ramadan geschrieben. Per Skype verliebte sie sich in ihn: «Ich fand ihn verführerisch, schön.»

Im März 2012 trafen sie sich in einem Pariser Hotel. Nach anfänglichen Küssen habe er sich auf sie geworfen und sie so stark gewürgt, dass sie Todesangst bekommen habe. «Er hat mich geohrfeigt, weil ich mich wehrte. Er hat mich vergewaltigt.» Seine Antwort sei gewesen, dass sie dies ja gesucht habe und es verdiene. Ayari: «Es war die schlimmste Nacht meines Lebens. Der Märchenprinz wurde zum Monster.»

Ramadan streitet ab

Ähnlich schildert eine gehbehinderte 42-jährige Frau ihre Begegnung mit Ramadan. Auch sie hat Klage eingereicht. Ihr Anwalt Eric Morain sagt in «Le Parisien», er habe in den vergangenen Tagen mehrere Zeugenaussagen von Frauen erhalten, die Ramadan als religiöse Autorität bewundert hatten und missbraucht worden seien. Die Frauen seien in einer «sektenähnlichen» Beziehung zu ihm gestanden.

Tariq Ramadan streitet die Vorwürfe ab und hat Henda Ayari wegen Verleumdung angezeigt. Auf ein Mail von BLICK antwortete er nicht.

Umstrittene Person

Ramadan ist verheiratet und hat vier Kinder. Er stammt aus einer schillernden Familie: Sein Grossvater Hassan al-Banna (1906–1949) war Gründer der ägyptischen Muslimbruderschaft. Sein Bruder Hani Ramadan (58) ist Leiter des islamischen Zentrums in Genf. Frankreich hatte ihn des Landes verwiesen, weil er eine Gefahr darstelle.

Das «Time Magazine» zählt Tariq Ramadan zu den 100 wichtigsten Persönlichkeiten der Welt. Er bezeichnet sich als «Reformsalafist», ist aber wegen seiner extremen Ansichten umstritten. So wollte sich Ramadan in einer Diskussion im französischen TV nicht gegen die Steinigung von Ehebrecherinnen aussprechen.

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