Schwere Vorwürfe gegen berühmten Schweizer Pädagogen
Jürg Jegge (73) soll Jugendliche missbraucht haben

Ein neues Buch enthüllt: Jürg Jegge, der Autor des Verkaufsschlagers «Dummheit ist lernbar», soll über Jahre Schüler sexuell und psychisch misshandelt haben.
Publiziert: 04.04.2017 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:45 Uhr
Pädagoge Jürg Jegge soll Schüler sexuell missbraucht haben
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Enthüllungsbuch von Markus Zangger:Pädagoge Jürg Jegge soll Schüler sexuell missbraucht haben
Gabi Schwegler
Jürg Jegge ist als «Lehrer der Nation» bekannt geworden.

Er wurde hierzulande gefeiert als alternativer Pädagoge, als Lichtgestalt der Schweizer Volksschule: Jürg Jegge (73). Über 200'000 Mal verkaufte sich sein Hit «Dummheit ist lernbar», die Medien bezeichneten ihn als «Lehrer der Nation».

Morgen erscheint im Wörterseh-Verlag ein Buch, das dieses Bild zerstört: In «Jürg Jegges dunkle Seite - Die Übergriffe des Musterpädagogen» erzählt Autor Markus Zangger (59) vom jahrelangen sexuellen und psychischen Missbrauch durch seinen Lehrer.

Missbrauchsopfer Zangger äussert sich zu seinem Buch
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«Jürg Jegges dunkle Seite»:Missbrauchsopfer Zangger äussert sich zu seinem Buch

Zangger war in einer Sonderschule für Kinder mit einer «Geistesschwäche leichteren Grades». Jürg Jegge habe eine freundschaftliche Beziehung mit ihm aufgebaut, sagt Zangger heute an der Pressekonferenz im Zürcher Volkshaus. Jegge habe ihn mitgenommen auf Ausfahrten mit dem Auto, in sein Maiensäss, in seine Wohnung. Zangger sagt, Jegge hätte ihm zwischen die Beine gefasst, ihn zum Onanieren aufgefordert und das als «neue Therapie, über die man noch nicht sprechen darf» verkauft. Durchatmen nannte Jegge die Technik. Ausführlicher wollte Zangger am Medienanlass nicht werden, «sie wollen gar nicht wissen, was er alles mit mir gemacht hat».

So sieht das Buch aus, das morgen in den Handel kommt

Seit Zangger volljährig war, hätten die Übergriffe nie mehr in nüchternem Zustand stattgefunden. Es soll weiterhin sporadisch zu Missbräuchen in Jegges Wohnung gekommen sein. Erst mit 27 Jahren wagte Markus Zangger seinem Lehrer Jegge zu sagen, dass er nicht mehr angefasst werden wolle. «Dann wollen wir mal schauen, wie weit du kommst ohne mich», habe Jegge darauf geantwortet. 

Journalist und Sektenexperte Hugo Stamm (68) hat Zangger beim Verfassen des Buches unterstützt. Er sagt an der Medienkonferenz: «Die psychische Situation von Markus Zangger war dramatisch. Durch das Schreiben fand er Wege zurück in die Realität.» Ein Satz von Zangger sei ihm besonders geblieben, sagt Stamm: «Wenn das Opfer zu reden beginnt, verliert der Täter die Macht über das Opfer.»

Im Buch ist ein Brief von Jürg Jegge abgedruckt, in dem er schreibt: «Es ging um eine Befreiung der Seelen und der Köpfe von Zwängen, die sie bis jetzt in Schach gehalten hatten. Und diese Befreiung wäre eher zu erreichen, wenn sie einherginge mit einer Befreiung des Körpers und seiner Sexualität.» Zum Schluss des Briefes fragt Jegge: «Hast Du, habt Ihr den Eindruck, dass das Dir, dass das Euch geschadet hat?»

Buchautor Zangger wertet das als Eingeständnis, dass er nicht das einzige Opfer war. Das hätten ihm ehemalige Schulkollegen denn auch bestätigt, sagt Zangger. Weiter kommt Jegge selber im Buch nicht zu Wort. Hugo Stamm informierte den «Musterpädagogen» über die Publikation des Buches per Telefon. Dieser habe es zur Kenntnis genommen. Jegge war für BLICK bisher telefonisch nicht zu erreichen.

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