«Es gab eine Zeit, in der unsere Hoffnung nur ein Samen war, durch die Luft gewirbelt, schwach, entfremdend, Qualen erleidend, Schmerz und Erniedrigung.» Der Satz, gesprochen von einer eindringlicher Männerstimme, steht am Anfang eines Videos, das man auf den ersten Blick für den Trailer des neuen Hobbit-Films hält.
Doch mit Fantasy haben die epische Musik und die Luftaufnahmen von weiten Landschaften und Städten im Morgennebel nichts zu tun. Es ist die jüngste Botschaft des Islamischen Zentralrats Schweiz. Gegen 400'000 Muslime leben in der Schweiz und glaubt man dem Video, sind sie dabei, sich zu erheben und eine Revolution zu planen.
Dreh löste Polizeieinsatz aus
Ein vermummter Mann zieht die Fahne mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis aus dem Schnee. Man hört Säbelrasseln, als hätte König Artus gerade sein Excalibur-Schwert aus dem Fels befreit. «Nun sind wir aber nicht nur zu einem Baum geworden, sondern ein ganzer Wald – stark und unzerbrechlich. Der Anfang einer islamischen Revolution.»
Zwar betont der Englisch sprechende Kommentator, der «Kampf für gleiche Rechte» sei ein friedlicher. Doch die Bildsprache ist eine andere. Sogar im Ausland ist man schockiert. «Welt.de» schreibt über den Dreh, an dem rund 60 Muslime mitgewirkt haben. Die Aufnahmen hatten einen Grosseinsatz ausgelöst, weil Spaziergänger aus Angst vor Terroristen die Polizei alarmierten.
IS-Propaganda oder Hollywood-Film?
Man habe extra die weisse Friedensflagge und nicht die schwarze IS-Flagge im Film verwendet, sagt IZRS-Sprecher Abdel Azziz Qaasim Illi der deutschen Zeitung. Zudem würden keine Waffen verwendet. In der Schweiz lebten inzwischen die Muslime der vierten Generation, die nicht mehr schweigen müssen, sondern Teil der Schweiz seien und «ihre Rechte einfordern» sollen.
«Ihr könnt unsere Minarette verbieten, unsere Kopftücher, unsere Niqabs und sogar unsere Konferenzen. Aber wisset, dass wir hier sind und dass wir Teil dieser Realität sind. Wir werden nicht mehr gehen», heisst es dazu passend im Video.
Es richte sich aber einzig und allein gegen Islamophobie. Illi sehe keine Parallele zu IS-Videos, vielmehr zu Hollywood-Spielfilmen. Der «Neuen Luzerner Zeitung» sagte er, das Video sei eine Werbebotschaft, die im Vorfeld der Jahreskonferenz gedreht wurde.
Diese hätte am 29. November in Fribourg durchgeführt werden sollen. Die Behörden lehnten dies aber aus Angst vor Gewaltausbrüchen und Gegendemonstrationen ab. (lex)
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