Schweizer Jungschar-Bund empfiehlt Todesstrafe für Schwule
«So ist das nicht gemeint!»

Der Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen hatte auf seiner Homepage schwulenfeindliche Bibelstellen publiziert. Er wollte damit Leiterinnen und Leiter unterstützen, die mit dem Thema konfrontiert werden. Nach Medienberichten wurden die Texte nun entfernt. Der Sprecher entschuldigt sich.
Publiziert: 28.06.2017 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:05 Uhr
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Adrian Jaggi, Mediensprecher des Bundes Evangelischer Schweizer Jungscharen.
Foto: Screenshot livechannel.ch
Flavio Razzino

Homosexualität ist gottlos, Sex unter Schwulen todeswürdig, und wenn ein Mann bei einem Mann liegt, wie er es eigentlich bei einer Frau tun sollte – gemäss Bibel –, begeht er eine Gräueltat. «Sie sollen des Todes sterben.»

Das sind Antworten, die Jungschar-Leiterinnen und -Leiter erhalten, wenn sie beim Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen (BESJ) nach dem Umgang mit Homosexualität fragen, wie «20 Minuten» schreibt. Die Zitate stehen in der sogenannten «Themenkonkordanz mit zeitgemässen Begriffen», die der BESJ den Leiterinnen als Hilfsmittel zur Verfügung stellt.

Ziel: Leiter können damit ein Thema von der Bibel her aufarbeiten.

«Homosexualität ist gottlos» – der Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen publizierte schwulenfeindliche Bibelstellen.
Foto: Thinkstock

Tool wurde von der Seite genommen

Hetzt der Jungscharen-Bund also Teenager gegen Schwule auf? Andrian Jaggi, Mediensprecher des BESJ, stellt gegenüber BLICK klar: «So ist das nicht gemeint. Die Themenkonkordanz ist wie ein Bibel-Google, das zu Stichwörtern Bibelstellen ausspuckt», sagt Jaggi. Er habe dieses Tool nun aber von der Seite genommen.

«Das Problem war, dass die Bibelstellen nicht kommentiert wurden, also eine Einordnung fehlte», sagt Jaggi. Er bedaure, dass damit der Eindruck entstanden sei, Jungscharen würden gegen Homosexuelle hetzen. «Das ist mit Sicherheit nicht so», wehrt sich Jaggi.

In Jungscharen gäbe es bestimmt auch Schwule und Lesben. «Das muss ja rein statistisch schon so sein», sagt er.

Das Thema Homosexualität wird in der Ausbildung ausgespart

Das BESJ bildet Leiterinnen und Leiter im Auftrag verschiedener evangelischer Freikirchen aus. Darunter Chrischona-Gemeinden, aber auch einige Gemeinden der evangelischen Landeskirche.

Beim Thema Homosexualität müsse der BESJ sowohl Ansprüchen radikaler als auch liberalen Freikirchlern gerecht zu werden.

Bislang mit dem Ergebnis, dass der BESJ das Thema bei der Ausbildung von Leitern ausgesparte. Wer Fragen dazu hatte, bekam unkommentiert die Bibelstellen als Antwort. «Das war wohl ein Fehler», wie Jaggi einräumt.

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