Schule in Zürcher Agglo-Gemeinde setzt schon lange auf digitalen Unterricht
Regensdorf liess sich vom Virus nicht lahmlegen

Der Entscheid des Bundesrats, sämtliche Schweizer Schulen aufgrund der Corona-Pandemie zu schliessen, hat Schulen vor eine neue Herausforderung gestellt. Wie gut E-Schooling dennoch klappt, zeigt sich an der Primarschule Regensdorf ZH.
Publiziert: 29.04.2020 um 23:03 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2020 um 10:35 Uhr
Regensdorf liess sich vom Virus nicht lahmlegen
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Unterricht im Kinderzimmer:Regensdorf liess sich vom Virus nicht lahmlegen
Dominique Rais

Die Gegenwart ist digital: Das gilt für Schweizer Schulen in Zeiten von Corona mehr denn je. Die Primarschule im zürcherischen Regensdorf meistert diese Herausforderung ohne gröbere Komplikationen. Nicht zuletzt, weil die Schule schon vor der vom Bundesrat verordneten E-Schooling-Ära digital gerüstet war. «Jeder Schüler ab der 1. Klasse hat sein eigenes iPad», sagt Primarschulpräsident Beat Hartmann zu BLICK. Insgesamt sind derzeit 1350 Tablets im Einsatz.

Punkto Digitalisierung hat die Primarschule laut Steve Bass (53), der seit 25 Jahren an der Primarschule Regensdorf arbeitet (erst als Lehrer dann als Medien-Pädagoge), längst eine Vorreiterfunktion. So wurden die Lehrer der Zürcher Schule bereits vor zehn Jahren erstmals mit iPads ausgerüstet, Tablet-Klassensätze folgten.

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Muss ihre Schüler derzeit aus der Ferne unterrichten: Primarschullehrerin Deborah Critti (40).
Foto: Fabian Fuhrer

«Alles, was etabliert war, hat sich in Corona-Krise bewährt»

2016 bekam dann jeder Mittelstufenschüler sein eigenes iPad. Unterstufen-Kinder teilten sich anfänglich noch zu zweit ein Gerät, bevor im Herbst 2019 nochmals nachgerüstet wurde. Vom Kindergarten bis zur Mittelstufe: An der Primarschule Regensdorf werden 1490 Kinder (400 davon Kindergärtler) von 211 Lehrpersonen unterrichtet. Tablets sind dabei ein wichtiger Bestandteil.

«Wir wollen, dass die Schüler im Lernalltag die Geräte einzusetzen wissen. Genauso wie sie lernen, ein Geodreieck oder ein Schulbuch zu verwenden», sagt Bass zu BLICK. Schüler und Lehrer sind mit der Benutzung der Geräte im Unterricht seit geraumer Zeit vertraut. Dieses Know-how kam der Schule nun zugute. «Alles, was schon etabliert war, hat sich in der Corona-Krise bewährt. So konnten wir schnell auf E-Schooling wechseln», sagt der Medien-Pädagoge.

«Klassischen Unterricht zu kopieren, funktioniert nicht»

Dass die Schüler nicht mehr physisch im Klassenzimmer anwesend sind, war dennoch ein Novum. Und vieles, was in der Theorie machbar erscheint, klappt in der Praxis nicht gleichermassen. «Den klassischen Unterricht einfach zu kopieren, funktioniert nicht», so Bass. Und so musste man sich auch bei der Primarschule an die neuen Gegebenheiten herantasten. Bass ist sich sicher: «Jede Schule, die behauptet, dass die Umstellung auf E-Schooling völlig reibungslos funktioniert hat, schwindelt.»

Als Primarlehrerin einer 4. Klasse, die ihre Schüler derzeit digital aus der Ferne unterrichtet, weiss Deborah Critti (40), was notwendig ist, damit E-Schooling funktioniert. «Es braucht die richtigen Geräte, eine Einführung für den korrekten Einsatz sowie eine gute technische Unterstützung und Praxiserfahrung bei Schülern und Lehrern», sagt Critti, die seit 2006 an der Primarschule Regensdorf arbeitet, zu BLICK.

«Jedes Kind hat sein iPad und bekommt so die Aufträge»

«Da die Kinder im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind, bringen viele schon ein digitales Verständnis mit», so die Primarlehrerin. Hemmschwellen gebe es darum keine. Anders jedoch ist das bei manchen Lehrpersonen. Anfänglich hätten einige Lehrer laut Bass noch auf rein analoge Aufgabenstellungen gesetzt – Arbeitsblätter ausgedruckt und via Post in die Briefkästen der Schüler verteilt. Das habe sich aber rasch wieder geändert. «Viele Lehrpersonen haben durch die Corona-Krise erkannt, wie wertvoll die Digitalisierung im schulischen Bereich ist», sagt auch Medien-Pädagoge Bass.

Insbesondere in Zeiten von E-Schooling haben die Tablets, die laut Critti in sämtlichen Fächern zum Einsatz kommen, eine enorme Erleichterung gebracht. «Jedes Kind hat sein iPad und bekommt so die Aufträge elektronisch zugestellt. Es gibt analoge Arbeitsaufträge mit dem Buch und Heft, die Lösungen werden mit dem iPad fotografiert und auf den Schulserver geladen. Danach korrigiere ich das Ganze elektronisch und schicke es den Kindern zurück», erklärt Critti das Vorgehen. «Das ist supereinfach und schnell.» Und auch mit digitalen Aufgaben mittels Apps und Lernsoftware werden die Schüler gefordert.

Primarlehrerin ist «gespannt auf den digitalen Rucksack» ihrer Schüler

Sie ist dankbar über die Möglichkeiten, die die Digitalisierung gerade im neuen E-Schooling-Alltag bietet. So kann Critti ihre Schüler nicht nur aus der Ferne anleiten, sondern sie dank dem von der Schule verwendeten Videokonferenz-Programm Cisco Webex auch im virtuellen Klassenzimmer treffen.

Knapp sieben Wochen sind seit dem Entscheid des Bundesrats vergangen, sämtliche Schulen zu schliessen. Für die Primarschule Regensdorf hat sich die fortgeschrittene Digitalisierung ihres Schulunterrichts – schon lange vor dem 13. März 2020 – bewährt. Und so zieht Primarlehrerin Critti auch eine positive Zwischenbilanz für den E-Schooling-Betrieb. Sie ist überzeugt, dass die Schüler ihr digitales Verständnis in den vergangenen Wochen weiter vertieft und noch mehr dazugelernt haben. Critti ist «gespannt auf den digitalen Rucksack» ihrer Schüler. «Gleichzeitig freue ich mich aber auch sehr, meine Schüler wieder im realen Klassenzimmer zu unterrichten.»

«Lässig ist, dass meine Eltern mehr zu Hause sind»

Raffaele (8), 2. Klasse, Horgen ZH

«Mir gefällt, dass ich zu Hause bleiben darf und dass ich nicht alles genau nach Stundenplan erledigen muss, sondern mir den Tag selber einteilen kann. Lässig ist auch, dass meine Eltern nun mehr zu Hause sind, ausser natürlich wenn sie gerade arbeiten müssen. Weniger gut gefällt mir, dass der Stoff nicht so gut erklärt wird und dass meine Eltern es nicht immer übernehmen können, weil sie ja beide arbeiten. Am meisten vermisse ich, dass wir kein Turnen und keinen Sport haben und ich meine Freunde nicht treffen kann.»
Sohn von BLICK-Fotochef Tobias Gysi

 

Daheim, aber nicht allein – Kinder von BLICK-Redaktoren machen das Beste aus dem neuen Schulalltag

Raffaele (8), 2. Klasse, Horgen ZH

«Mir gefällt, dass ich zu Hause bleiben darf und dass ich nicht alles genau nach Stundenplan erledigen muss, sondern mir den Tag selber einteilen kann. Lässig ist auch, dass meine Eltern nun mehr zu Hause sind, ausser natürlich wenn sie gerade arbeiten müssen. Weniger gut gefällt mir, dass der Stoff nicht so gut erklärt wird und dass meine Eltern es nicht immer übernehmen können, weil sie ja beide arbeiten. Am meisten vermisse ich, dass wir kein Turnen und keinen Sport haben und ich meine Freunde nicht treffen kann.»
Sohn von BLICK-Fotochef Tobias Gysi

 

Daheim, aber nicht allein – Kinder von BLICK-Redaktoren machen das Beste aus dem neuen Schulalltag

«Die Gschpänli fehlen mir»

Marah (10, l.), 4. Klasse, Zürich

«Die Gschpänli fehlen mir. Dass beim Arbeiten niemand mehr neben einem sitzt, mit dem man reden kann. Unsere Lehrerin geht sonst an die Pulte und schaut, was wir machen. Jetzt ist sie weg. Am Anfang brauchte ich auch viel Hilfe dabei, wie man mit dem Compi umgeht. Jetzt kann ich das allein. Ein grosser Fortschritt für mich. Bewegungspausen gabs auch nur als Video – als «Challenge of the day». Aber wir machten Zoom-Konferenzen mit der ganzen Klasse. Schön, sie alle wenigstens wieder mal zu sehen.»

Pauline (6), 2. Kindergarten-Klasse, Zürich

«Super, dass ich ein Frühlings-Tagebuch geschickt bekam. Und jetzt hatte ich auch Zeit, etwas reinzuzeichnen und zu schreiben. Schade, dass ich nicht mehr an meinem Themen-Drachen weiterbasteln konnten. Der blieb im Kindergarten. Und eine Zoom-Konferenz mit allen hätte ich auch gerne gehabt. Dafür konnte ich stundenlang draussen spielen mit den Nachbarskindern.»
Töchter von BLICK-Blattmacher Thomas Ley

 

Daheim, aber nicht allein – Kinder von BLICK-Redaktoren machen das Beste aus dem neuen Schulalltag

Marah (10, l.), 4. Klasse, Zürich

«Die Gschpänli fehlen mir. Dass beim Arbeiten niemand mehr neben einem sitzt, mit dem man reden kann. Unsere Lehrerin geht sonst an die Pulte und schaut, was wir machen. Jetzt ist sie weg. Am Anfang brauchte ich auch viel Hilfe dabei, wie man mit dem Compi umgeht. Jetzt kann ich das allein. Ein grosser Fortschritt für mich. Bewegungspausen gabs auch nur als Video – als «Challenge of the day». Aber wir machten Zoom-Konferenzen mit der ganzen Klasse. Schön, sie alle wenigstens wieder mal zu sehen.»

Pauline (6), 2. Kindergarten-Klasse, Zürich

«Super, dass ich ein Frühlings-Tagebuch geschickt bekam. Und jetzt hatte ich auch Zeit, etwas reinzuzeichnen und zu schreiben. Schade, dass ich nicht mehr an meinem Themen-Drachen weiterbasteln konnten. Der blieb im Kindergarten. Und eine Zoom-Konferenz mit allen hätte ich auch gerne gehabt. Dafür konnte ich stundenlang draussen spielen mit den Nachbarskindern.»
Töchter von BLICK-Blattmacher Thomas Ley

 

Daheim, aber nicht allein – Kinder von BLICK-Redaktoren machen das Beste aus dem neuen Schulalltag

«Für uns war es einfach, auf E-Schooling zu wechseln»

An der Privatschule Lycée Français Marie Curie de Zurich in Dübendorf ZH, wo 1080 Schüler von 82 Lehrern – vom Kindergarten bis zur Matura – unterrichtet werden, musste aufgrund der Corona-Krise auf E-Schooling umstellt werden. Laut Vizerektor François Latouche (46), der an der Schule auch für die digitale Pädagogik verantwortlich ist, hat das problemlos geklappt. Tablets sind am Lycée Français ab der ersten Primarschulklasse schon seit dreieinhalb Jahren in Gebrauch. «Für uns war es darum einfach, auf E-Schooling zu wechseln», sagt Latouche zu BLICK.

An der Schule werde stark auf selbstständiges Arbeiten und Digitalisierung gesetzt. Darum habe sich mit der Corona-Krise auch kaum etwas geändert: «Der Unterricht ist der Gleiche. Nur die Schüler sind jetzt eben nicht mehr in der Schule, sondern zu Hause.» Ihre Pädagogik hätten die Lehrer dennoch angepasst.

Um möglichst effizient zu sein, teilen die Sekundarschullehrer ihre Klassen derzeit in zwei Gruppen pro Unterrichtsstunde auf. Heisst: Während die eine Gruppe während 30 Minuten im virtuellen Klassenzimmer via Microsoft Teams unterrichtet wird, löst die andere Aufgaben alleine. Dann wird gewechselt. Dominique Rais

François Latouche (46) ist Vize-Rektor der Privatschule Lycée Français Marie Curie de Zurich in Dübendorf ZH.

An der Privatschule Lycée Français Marie Curie de Zurich in Dübendorf ZH, wo 1080 Schüler von 82 Lehrern – vom Kindergarten bis zur Matura – unterrichtet werden, musste aufgrund der Corona-Krise auf E-Schooling umstellt werden. Laut Vizerektor François Latouche (46), der an der Schule auch für die digitale Pädagogik verantwortlich ist, hat das problemlos geklappt. Tablets sind am Lycée Français ab der ersten Primarschulklasse schon seit dreieinhalb Jahren in Gebrauch. «Für uns war es darum einfach, auf E-Schooling zu wechseln», sagt Latouche zu BLICK.

An der Schule werde stark auf selbstständiges Arbeiten und Digitalisierung gesetzt. Darum habe sich mit der Corona-Krise auch kaum etwas geändert: «Der Unterricht ist der Gleiche. Nur die Schüler sind jetzt eben nicht mehr in der Schule, sondern zu Hause.» Ihre Pädagogik hätten die Lehrer dennoch angepasst.

Um möglichst effizient zu sein, teilen die Sekundarschullehrer ihre Klassen derzeit in zwei Gruppen pro Unterrichtsstunde auf. Heisst: Während die eine Gruppe während 30 Minuten im virtuellen Klassenzimmer via Microsoft Teams unterrichtet wird, löst die andere Aufgaben alleine. Dann wird gewechselt. Dominique Rais

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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