Sie stören jedes gemütliche Znacht auf dem Balkon: Wespen schwirren aufdringlich um jeden Tisch herum – und stechen manchmal auch zu. In diesem Sommer öfter als in den vergangenen Jahren. Allein im Kanton Zürich mussten Rettungsdienste im Juli bereits 139 Mal wegen Wespenstichen ausrücken.
Das sind knapp doppelt so viele Einsätze wie in den beiden Vorjahren. Es kamen sogar vereinzelt Rettungshelikopter zum Einsatz. Dies teilte Schutz & Rettung Zürich mit. Grund für die Rettungseinsätze waren allergische Reaktionen auf die Stiche. Betroffene haben starke Schwellungen, Kreislaufprobleme oder Atemnot und können sogar bewusstlos werden.
Warmes Wetter schuld an vielen Wespen
Laut dem Agronomen Marcus Schmidt vom Gesundheits- und Umweltdepartement Zürich sind in diesem Jahr viele Wespen unterwegs. Die Anzahl sei vergleichbar mit dem Hitzesommer 2018. Wenn das Frühjahr besonders sonnig ist, erwacht die Wespenkönigin schon im April – statt im Mai – aus ihrer Winterstarre.
Sie kann jetzt früher ihr Nest und ihre Völker aufbauen. Unter diesen Bedingungen schaffen es gemäss Schmidt fast alle Königinnen, ein Volk heranzuziehen. Wenn es in der darauffolgenden Zeit hiess und trocken bleibt, ist das für die eifrigen Insekten umso besser. Das Nahrungsangebot ist gross.
Aber auch wenn diesen Sommer viele Wespen anzutreffen sind: Von einer «Wespenplage» spricht Schmidt nicht. «Sonst werfen wir alle Wespen in denselben Topf.»
Fleisch und Süssigkeiten locken sie an
Es gibt in der Schweiz neun verschiedene Wespenarten. Die Allermeisten sind friedlich, wenn man ihre Nester in Ruhe lässt. Nur zwei der Arten werden von Fleisch oder Süssigkeiten angelockt. Ausserdem sind Wespen wichtige Schädlingsbekämpfer. Ein grosses Volk frisst an einem Hochsommertag etwa ein halbes Kilogramm Fliegen, Bremsen, Stechmücken und Schädlinge.
Der Imker und Umsiedler von Wespennestern, David Halblützel, stellt fest, dass immer mehr Menschen die Wespen an ihrer Seite akzeptieren. Er gibt einige Tipps und Tricks, wie wir ungestört mit den kleinen Tierchen leben und uns vor Stichen schützen können.
- Nicht mit den Händen fuchteln oder das Tier zerdrücken (Ausnahme: Das Tier verfängt sich in den Haaren).
- Nicht wegpusten – Kohlenstoffdioxid in der Atemluft signalisiert Gefahr.
- Wasserspray zur Abwehr verwenden – Die Wespe denkt, es regnet und stellt sich lieber unter.
- Futterschale mit Weintrauben, Konfitüre oder Ahornsirup anbieten, um die Tiere von den eigenen Leckereien abzulenken.
- Bei einem Wespenstich Ruhe bewahren – gefährlich sind die Stiche nur für Personen, die allergisch sind. Personen mit einem Verdacht auf eine Allergie oder Stichen im Mund oder Rachen sollten die Sanität rufen.