Heute Abend beginnt in Winterthur der 3. Internationale Berufsbildungskongress. Organisiert wird dieser im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Er soll den Dialog und Austausch rund um die Berufsbildung fördern. Die Schweiz ist der ideale Standort für den Kongress, wird sie doch international für ihr Bildungssystem bewundert.
Eine Gastrednerin sorgt für ungewollten Aufruhr vor dem an und für sich unspektakulären Ereignis. Der Bund hat nämlich die umstrittene US-amerikanische Bildungsministerin Betsy DeVos (60) eingeladen. Sie soll morgen Vormittag unmittelbar nach Bildungsminister Johann Schneider-Ammann (66) eine Rede halten.
Besuch von DeVos passt der SP gar nicht
Ein Affront sondergleichen für die SP Winterthur. Es sei unverständlich, wieso der Bund ausgerechnet die US-Bildungsministerin eingeladen hatte: «DeVos verkörpert eine Politik, die den Grundwerten der Schweiz diametral entgegenstehen», schreiben Mattea Meyer (30) und Felix Steger in einem offenen Brief an das SBFI.
Privatisierung der Schulen und diskriminierende Äusserungen
DeVos sei eine erbitterte Gegnerin der öffentlichen Schulen, führen die beiden Co-Präsidenten aus. Die Milliardärin wolle das Bildungssystem privatisieren und öffentlichen Schulen die Finanzmittel entziehen. Ausserdem lobte DeVos die rassengetrennten Schulen in den USA der 50er-Jahre als Vorbild. Für diese Äusserung musste sie sich später entschuldigen und sie war mit ein Grund, weshalb ihre Bestätigung als Ministerin im Senat auf heftigen Widerstand stiess (BLICK berichtete).
Doch auch ausserhalb der Bildungspolitik sei DeVos schon als Hardlinerin aufgefallen, kritisiert die SP Winterthur. So habe sie sexualisierte Gewalt verharmlost, indem sie den Betroffenen eine Mitschuld zuspricht. Folglich hat sie eine Weisung des früheren US-Präsidenten Barack Obama (56) aufgehoben, welche die amerikanischen Universitäten dazu verpflichtete, Opfer von sexueller Gewalt stärker zu unterstützen.
Forderung: Schneider-Ammann soll sich von DeVos distanzieren
Für Meyer und Steger ist deshalb klar: DeVos habe am Kongress nichts verloren. «Ein Bildungssystem, das die Chancengleichheit fördert, integrativ wirkt statt diskriminierend, sowie der Schutz vor sexuellen Übergriffen sind unabdingbare Säulen unserer Gesellschaft.» DeVos verletze diese Grundrechte konsequent.
Die beiden Sozialdemokraten fordern Schneider-Ammann deshalb dazu auf, sich in seiner Rede deutlich von der Politik der US-Bildungsministerin zu distanzieren und sich für eine «offene, demokratische Gesellschaft auszusprechen». Ob der FDP-Bundesrat dieser Bitte nachkommt, wird sich morgen zeigen.
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