Es soll eine Spritztour mit den Schneetöffs werden, das Wetter ist herrlich: Francesco B.* (†16) und sein Vater Carlo B.* (44) geben Gas. Zehn Freunde auf sechs Motorschlitten begleiten die Italiener auf der Ausfahrt. Die beiden aus dem Veltlin sind geübte Schneetöfffahrer. Sie kennen das Gelände gut.
Der Kunstschreiner aus Samolaco bei Sondrio (I) besitzt auf der italienischen Seite eine Berghütte. Von dort startet die Gruppe am frühen Sonntagnachmittag mit ihren Fahrzeugen. Sie überqueren hinter dem Lago Bianco die Schweizer Grenze, gelangen ins Misox GR.
Zwei Stunden nach dem Absturz wird Francescos Leichnam geborgen
Nahe der Alp de Barna auf 2800 Metern passiert das Unglück: Um 16 Uhr stürzt der Schneetöff mit Vater und Sohn ins Bodenlose. Der Schüler fällt mehrere Hundert Meter tief über eine Klippe in den Tod. Sein Vater klammert sich irgendwie am Fahrzeug fest, er überlebt mit mittelschweren Verletzungen.
Francesco B. habe den Schneetöff gelenkt, schreibt «Il Giorno». Der Bub trug oft eine Helmkamera bei seinen Fahrten. Die Videos stellte er auf Instagram ins Netz. Hatte er auch dieses Mal die Kamera dabei? Filmte er möglicherweise seinen eigenen Tod?
Entsetzt verfolgen die Freunde den Absturz, sie können rechtzeitig bremsen, alarmieren die Rega. Um 16.08 Uhr geht auch der Notruf bei der Kantonspolizei ein. Für Francesco jedoch kommt jede Hilfe zu spät. Der Notarzt kann nur noch seinen Tod feststellen. Vater Carlo wird verletzt geborgen. Der Rega-Heli erreicht das Spital in Bellinzona gegen 16.30 Uhr. Den Leichnam des Teenies können die Rettungskräfte erst gegen 18 Uhr bergen. Am Montagmorgen wird auch der zerstörte Motorschlitten vom Hang gezogen.
Brach der Schnee unter dem Motorschlitten?
Während die Bündner Staatsanwaltschaft die Unfallursache ermittelt, kursieren in Italien die ersten Gerüchte. Vereister Schnee sei unter dem Schneetöff eingebrochen, deshalb sei dieser in den Abgrund gestürzt.
Noch gibt die Bündner Staatsanwaltschaft den Leichnam nicht frei – die rechtsmedizinischen Abklärungen sind noch nicht beendet. Am Donnerstag wäre Francesco B. 17 Jahre alt geworden. Statt seinen Geburtstag zu feiern, muss die Familie ihren Buben nun zu Grabe tragen.
* Name geändert