Sarah Lingg (36), Gretzenbach SO
«Ich verlor den Boden unter den Füssen»

Sarah Lingg (36) hatte Babybett und Kinderwagen schon gekauft, war auf alles vorbereitet. Nur nicht darauf, dass ihr Baby fünf Tage vor der Geburt im Bauch stirbt. Plötzlich befand sie sich im freien Fall.
Publiziert: 06.04.2019 um 03:05 Uhr
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Sarah Lingg (36) aus Gretzenbach SO versuchte vier Jahre lang, schwanger zu werden.
Foto: Peter Gerber
Helena Schmid

«Es war acht Tage vor dem Geburtstermin, als ich merkte, dass etwas nicht stimmte. Ein mulmiges Gefühl nach dem Aufwachen, kaum auszuhalten. Ich hörte mit einem Gerät zu Hause Lennards Herzschlag ab: Er war ruhiger als sonst, aber da.

Ich muss mich getäuscht haben, redete ich mir ein. Auch wenn sich das Baby kaum bewegte. Alles Illusion. Erst nach drei Tagen gab ich dem Gefühl nach und ging ins Spital. Lennard hatte keinen Puls mehr – der Herzschlag, den ich gehört hatte, war mein eigener gewesen.

Als ich erfuhr, dass Lennard tot war, verlor ich den Boden unter den Füssen. ‹Okay› war alles, was ich rausbrachte. Mein Mann schrie, sie sollen ihn doch rausschneiden und wiederbeleben. Das war im August 2017.

Meine Familie und Freunde wollten unbedingt helfen – waren aber selbst überfordert. Am Ende war ich es, die sie trösten musste, alles zusammenhielt. Eine verkehrte Welt.

An seiner Beerdigung trug ich Gelb. Die meisten übrigen Gäste Schwarz, das hätte ihm sicher nicht gefallen, dachte ich. In der Selbsthilfegruppe fand ich meinen Mut wieder.

Ein Jahr später durfte ich Lia (heute 8 Monate) gesund auf die Welt bringen. Lennard wird aber immer mein erstes Kind bleiben. Jeden Morgen und Abend besuche ich sein Grab. Ich bin froh, durfte ich ihn im Bauch tragen.»

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