Rassismus-Experte Notter warnt nach Schawinski-Eklat
Andreas Thiel ist brandgefährlich!

Satiriker Andreas Thiel ist in aller Munde. Erst hetzt er in der «Weltwoche» gegen den Islam, dann bringt er Roger Schawinski mit Aussagen nahe am Antisemitismus zur Weissglut. Für seine Gegner treibt er ein gefährliches Spiel.
Publiziert: 18.12.2014 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:24 Uhr
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Mohammed sei ein Kinderschänder und der Islam alles andere als eine friedliche Religion. Mit dem Artikel «Koran – die Bibel der Gewalt» in der «Weltwoche» brachte sich Andreas Thiel vor drei Wochen in die Schlagzeilen. Es folgte eine ironische Entschuldigung bei «Giacobbo/Müller», jetzt kam der nächste Knall.

Roger Schawinski wollte ihm am Montag auf den Zahn fühlen. Thiel nutzte die Chance zur neuerlichen Provokation mit einem an Zynismus nicht zu überbietenden Auftritt, der Talk artete völlig aus. Gleich zu Beginn setzte der Satiriker wieder auf die Karte Religion und fragte Schawinski, ob er «Papierli-Jude» sei. Das brachte diesen völlig auf die Palme. Der Talker hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, die Sendung wurde zum Fiasko. In den sozialen Medien sind die Sympathien vor allem auf der Seite Thiels.

Erst mit dem Holzhammer auf die Muslime, jetzt Sticheleien gegen den jüdischen Schawinski - und das mit Erfolg. Markus Notter, ehemaliger Zürcher SP-Regierungrat und Präsident der Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz (GMS), ist ausser sich über Thiels Kampagne: «Thiel geht mir auf den Geist. Was hat er denn schon zu sagen? Das haben schon viele vor ihm gesagt, aber nur weil er eine Irokesenfrisur hat und man das nicht so von ihm erwartet hat, reden nun alle über ihn.» Deshalb kritisiert Notter auch Roger Schawinski, der Thiel in die Sendung eingeladen hat.

«Das ist gefährlich», sagt Markus Notter. «Mit dieser Diskussion werden Grenzen verschoben. Ganz viele Leute fühlen sich bestätigt und trauen sich nun Dinge zu sagen, die sich vorher nicht getraut haben. Der Islam wird langsam zum Feindbild schlechthin und jeder kann sich daran abreagieren. Das ist schwierig, das kann man fast nicht mehr stoppen», sagt Notter.

Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Umgang mit Minderheiten sei das unglaublich gefährlich, sagt Notter. «Die Gesellschaft lebt davon, dass es Grenzen gibt. Dass sich Leute nicht trauen, die grössten Gemeinheiten zu sagen.»

Notter zieht sogar den Nazi-Vergleich. «Wenn wir die Geschichte ansehen, hat das Methode. Klar, das was jetzt gesagt wird, ist nicht so schlimm wie in den 1930er-Jahren, aber es ist dieselbe Entwicklung. Es ist eine Enthemmung in Gang und alle machen da mit.» (sas/zeb)

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