Rangliste der Krawallmacher
Bei YB-Spielen passiert am meisten

Neue Zahlen zeigen, dass es am häufigsten zu Zwischenfällen mit Fussballfans kommt, wenn YB spielt. Auf den Zuschauerrängen in Eishockey-Stadien geht es zivilisierter zu.
Publiziert: 24.03.2018 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:55 Uhr
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Tobias Marti und Thomas Schlittler

Ein Video schockte diese Woche die Schweiz. Es zeigt eine Schlägerei unter Zürcher Fussball­anhängern. Zwei Männer liegen am Boden, wehrlos. Das hält die Angreifer nicht ab. Sie schlagen und treten weiter auf die Köpfe ihrer Opfer ein. Die bewegen sich nicht mehr. Veröffentlicht hat das Video die Zürcher Stadtpolizei. Sie erhofft sich davon, bei den Ermittlungen weiterzukommen.

So brutal die Szenen sind, ein Novum sind sie nicht. Dies zeigen die neusten Zahlen zur Fangewalt. Polizeicorps aller Kantone, Sportklubs und SBB lieferten ihre Daten an die Bundespolizei. Die Liste wurde dieser Tage publiziert, SonntagsBlick hat sie unter die Lupe genommen.

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Dieses Video schockte die Schweiz: Zürcher Fussball-Anhänger prügeln sich.
Foto: Stapo ZH

Vorfälle fast bei jedem zweiten Spiel

Pro Saison werden in den beiden höchsten Ligen des Schweizer Fussballs 360 Partien gespielt. Cupspiele, internationale Partien, Test- und Freundschaftsspiele sind dabei nicht mitgezählt. 2017 kam es bei 221 Matches zu Vorfällen mit Problemfans – also schätzungsweise bei fast jedem zweiten Spiel.

Die meisten Vorfälle – 36 an der Zahl – gab es, wenn die Berner Young Boys auf dem Platz standen. Registriert wurden nicht nur Schlägereien, sondern beispielsweise auch das Abbrennen von Pyrotechnik. Die Anhänger aus Basel, Zürich, Luzern, St.Gallen und Sion benahmen sich nur minimal besser.

Zwischenfälle in der Saison 2017

Im Fussball sind Tessiner zahm – im Eishockey nicht

Am wenigsten Probleme gab es bei Spielen mit Beteiligung des FC Lugano. Im Fussball sind die Tessiner also die Guten.
Anders ist das Bild im Eishockey: Wenn der HC Lugano und HC Ambri-Piotta spielen, fliegen die Fetzen. Deren Fans führen die Krawall-Tabelle an. Total wurden im Jahr 2017 im Schweizer Eishockey 106 Negativereignisse registriert, und das bei rund 700 Spielen in den beiden höchsten Ligen.

Dazu kommen auch hier Cup- und internationale Par­tien. Das heisst: Trotz bedeutend mehr Spielen sorgten die Eishockey-Anhänger für weniger Probleme als die Fussballfans. Hinter den Zahlen verbergen sich teilweise erschreckende Ereignisse:

5. März, FC Sion – FC St . Gallen: Zwei Kinder werden von Knallpetarden verletzt.

13. März, FC Aarau – FC Zürich: 20 Minuten vor Anpfiff fällt der Strom aus. Ein Zürcher Mob stürmt in der Dunkelheit das Spielfeld und attackiert Aargauer Fans. Spielabbruch!

13. Mai, FC Winterthur – FC Zürich: FCZ-Fans drohen Polizisten mit Schlägen, vertreiben die Ordnungshüter und stürmen das Stadion. Nach dem Spiel wirft ein Winterthurer einen Schachtdeckel vom obersten Parkdeck auf ­einen FCZ-Fan, der schwere Kopfverletzungen davonträgt. FCZ-Fans üben da­raufhin Selbstjustiz.

17. September, FC Linth 04 – FC St. Gallen: St. Galler Fans plündern den Avec-Shop in Näfels GL. Ein Fanarbeiter greift ein und wird mit einem Stuhl angegriffen. Auf der Heimfahrt werfen Anhänger des FC St. Gallen Glasflaschen aus dem Auto. Sicherheitsmitarbeiter filmen sie. Fans fordern die Löschung der Bilder.

2. Dezember, FC Lausanne – FC Basel: Beim Fanmarsch der Basler erhält ein Verkehrspolizist Schläge ins Gesicht. Der Mann fällt vom Motorrad. Später wird ein Kioskverkäufer von Basler Fans attackiert, verletzt und bestohlen.

Jeder einzelne beschriebene Vorfall schockiert. Die Gesamtzahlen liegen konstant hoch. Einziger Lichtblick: In den vergangenen Jahren haben zumindest die registrierten Zwischenfälle nicht zugenommen.

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