Ramona O. war mit 13 jüngstes Mami der Schweiz – jetzt ist eine Zwölfjährige schwanger
«Du brauchst jetzt viel Kraft»

In Biel BE ist eine Zwölfjährige schwanger. Auch Ramona O. wurde jung Mutter, war erst 13, als sie ihren Nico bekam. BLICK hat die heute 22-Jährige getroffen, mit ihr über die letzten Jahre und das kommende Baby-Glück in Biel gesprochen.
Publiziert: 03.08.2017 um 23:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:35 Uhr
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Ramona O. (22) gestern bei sich zu Hause im Gespräch mit BLICK.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi (Text und Fotos)

In Biel BE bekommt eine Zwölfjährige bald ein Kind. Unglaublich, aber gar nicht so einzigartig. Im Januar 2009 fand BLICK in einem Dorf im Kanton Solothurn das damals jüngste Mami der Schweiz. Das sehr junge Glück zog damals internationales Interesse auf sich. Heute ist Ramona O.* keine 13 und kein Kind mehr. Die 22-Jährige ist mittlerweile sogar zweifache Mutter. Neben dem bald neunjährigen Nico hat sie auch kleines Töchterchen, das zwei Jahre alt ist.

«Mir ist heute wichtig, dass meine beiden Kinder nicht mit aktuellen Bildern gezeigt werden», stellt Ramona O. gestern zu Beginn des Gesprächs mit BLICK klar. Schon damals, kurz nach der Geburt von Nico am 19. Dezember 2008, wusste die sympathische Teenagerin genau, was sie wollte. «Ich hatte nichts dagegen, dass man mich mit meinem kleinen Sohn sah», sagt sie auch heute noch. «Ich war ja auch etwas stolz.»

Baby war nicht geplant

Ramona und ihr Primarschulfreund, der damals ebenfalls erst 13 war, hatten das Baby nicht geplant. «Er benutzte ja ein Kondom», sagte Ramona O. damals im Beisein ihrer Mutter (heute 56) zu BLICK. Aber: «Irgendetwas muss halt falsch gelaufen sein.»

Heute geniesst Ramona O. ihr Familienleben mit ihrem Freund (27), mit dem sie seit fünf Jahren zusammen ist und von dem sie auch das Töchterchen hat. Das Paar lebt mit den beiden Kindern im Kanton Bern. «Es läuft gut», so Ramona O. Ihr Freund arbeite als Chauffeur, sie zu 40 Prozent als Restaurationsangestellte. «Ich habe nach der Geburt von Nico trotzdem noch die Lehre beendet», sagt sie zufrieden.

Sie wollte Nico behalten

Über den Vater von Nico möchte Ramona O. heute nicht mehr reden. Nur so viel: Sie und Nico sehen ihn nicht mehr, er bezahlt jedoch Unterhalt. «Gell Nico, wenn du älter bist, erzähle ich dir, was damals alles passiert ist», sagt Ramona O. während des Gesprächs zu ihrem Bub. Sie hält fest, dass für sie immer klar gewesen sei, dass sie Nico behalte.

Aber sie gibt auch zu: «Er war eine stressige Zeit als so junge Mutter. Ich hätte ja lieber eher später mein erstes Kind gehabt.» Die Zeit nach der Geburt sei aber auch eine coole Lebensphase gewesen. «Im Nachhinein bereue ich sie nicht.»

Ordner mit Zeitungsartikel

Der angehenden jungen Mutter von Biel wünscht Ramona O. alles Glück dieser Welt: «Sie braucht jetzt viel Kraft!» Ihr selber mache es nichts aus, wenn eine Zwölfjährige zur jüngsten Mutter der Schweiz wird. «Das ist mir Wurst», so Ramona O. Wenn sie sich selber an diese Zeit erinnern will, holt sie bei ihrer Mutter den Ordner mit den vielen Zeitungsartikeln über sich und Nico hervor. «Der wäre noch dicker, hätte ich alle Medienanfragen der letzten Jahre angenommen», sagt Ramona O. und lacht. «Vielleicht ist dies ja jetzt der letzte Artikel im Ordner.»

* Name der Redaktion bekannt

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In die Schule muss sie weiterhin

Lina Medina Lazo, geboren 1933, brachte am 14. Mai 1939 per Kaiserschnitt ihren ersten Sohn Gerardo  zur Welt – das Mädchen aus den peruanischen Anden war fünf Jahre alt, sieben Monate und einige Tage alt. Für die  Medizin bleibt Lina ein singulärer Fall von «Pubertas praecox»,  verfrühter Pubertät – selbst in Peru, wo Geburtshelfer noch in den 1950er-Jahren immer wieder Elf- und Zwölfjährige bei einer Schwangerschaft betreuten.

In vielen Ländern sind Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt bei sehr jungen Frauen immer noch der häufigste Grund für Todesfälle – allerdings sind diese Frauen zwischen 15 und 19. Man schätzt die Zahl auf täglich 200.

In der Schweiz bringen, auf 1000 Frauen gerechnet, die 15- bis 19-Jährigen 3,4 Kinder zur Welt – obwohl die Geschlechtsreife immer früher einsetzt. Mädchen haben die erste Periode durchschnittlich schon mit 13, nicht erst mit 15 wie früher. Bei manchen setzt sie aber schon mit acht Jahren ein. Zwölfjährige Schwangere sind dennoch so selten, dass weder Eltern, Ärzte noch das Mädchen eine Schwangerschaft überhaupt auf dem Radar haben – wie im Fall Patricia, «Deutschlands jüngster Mutter», die 2006 mit zwölf Jahren einen Buben zur Welt brachte. Die Eltern hatten gedacht, die Tochter werde halt dicker. Sie selbst hatte «nie das Gefühl, dass ich schwanger war», wie sie in einem Interview sagte, ihre Regel sei normal gewesen.

So ist auch die junge Mutter von Biel ein «sehr spezieller Fall», sagt Ursula Rätz von der Kesb Biel. «Das hatten wir noch nie.» Immerhin gibt es in der Schweiz gesetzliche Regelungen. Das «Merkblatt für minderjährige Schwangere» der Stiftung Mütterhilfe erklärt zum Beispiel: «Im rechtlichen Sinn (ZGB 16) gelten Sie ab ca. 13 Jahren als urteilsfähig und damit in der Lage, vernunftgemäss zu handeln (...) Sie können also selber entscheiden, ob Sie Ihr Kind austragen wollen oder nicht.» Doch auch schon zwölf Jahre alte Kinder «werden in der Regel als urteilsfähig eingeschätzt», erklärt Rätz. Das Mädchen hat sich entschieden, das Kind zu behalten, die Grosseltern wollen für es sorgen. Trotzdem wird der Zwölfjährigen laut Gesetz bis zum 18. Lebensjahr ein ausgebildeter Vormund zugeteilt.   

Geregelt ist, dass die Eltern für den Unterhalt von Mutter und Kind aufkommen müssen und das Mädchen weiter auf die Schule geht. Bis zum Ende der Schulpflicht. Der minderjährige Kindesvater kann sein Kind anerkennen, benötigt jedoch die Zustimmung eines gesetzlichen Vertreters. Nicht planbar sind jedoch die psychosozialen Folgen einer derart frühen Mutterschaft. Wie entwickelt sich ein Mädchen, das keine richtige Jugend erleben kann? Wie geht es mit der Verantwortung um? Es erscheine «schwer vorstellbar, dass es sämtliche Folgen der Mutterschaft vollständig einschätzen kann», sagt Rätz.

Lina Medina Lazo, geboren 1933, brachte am 14. Mai 1939 per Kaiserschnitt ihren ersten Sohn Gerardo  zur Welt – das Mädchen aus den peruanischen Anden war fünf Jahre alt, sieben Monate und einige Tage alt. Für die  Medizin bleibt Lina ein singulärer Fall von «Pubertas praecox»,  verfrühter Pubertät – selbst in Peru, wo Geburtshelfer noch in den 1950er-Jahren immer wieder Elf- und Zwölfjährige bei einer Schwangerschaft betreuten.

In vielen Ländern sind Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt bei sehr jungen Frauen immer noch der häufigste Grund für Todesfälle – allerdings sind diese Frauen zwischen 15 und 19. Man schätzt die Zahl auf täglich 200.

In der Schweiz bringen, auf 1000 Frauen gerechnet, die 15- bis 19-Jährigen 3,4 Kinder zur Welt – obwohl die Geschlechtsreife immer früher einsetzt. Mädchen haben die erste Periode durchschnittlich schon mit 13, nicht erst mit 15 wie früher. Bei manchen setzt sie aber schon mit acht Jahren ein. Zwölfjährige Schwangere sind dennoch so selten, dass weder Eltern, Ärzte noch das Mädchen eine Schwangerschaft überhaupt auf dem Radar haben – wie im Fall Patricia, «Deutschlands jüngster Mutter», die 2006 mit zwölf Jahren einen Buben zur Welt brachte. Die Eltern hatten gedacht, die Tochter werde halt dicker. Sie selbst hatte «nie das Gefühl, dass ich schwanger war», wie sie in einem Interview sagte, ihre Regel sei normal gewesen.

So ist auch die junge Mutter von Biel ein «sehr spezieller Fall», sagt Ursula Rätz von der Kesb Biel. «Das hatten wir noch nie.» Immerhin gibt es in der Schweiz gesetzliche Regelungen. Das «Merkblatt für minderjährige Schwangere» der Stiftung Mütterhilfe erklärt zum Beispiel: «Im rechtlichen Sinn (ZGB 16) gelten Sie ab ca. 13 Jahren als urteilsfähig und damit in der Lage, vernunftgemäss zu handeln (...) Sie können also selber entscheiden, ob Sie Ihr Kind austragen wollen oder nicht.» Doch auch schon zwölf Jahre alte Kinder «werden in der Regel als urteilsfähig eingeschätzt», erklärt Rätz. Das Mädchen hat sich entschieden, das Kind zu behalten, die Grosseltern wollen für es sorgen. Trotzdem wird der Zwölfjährigen laut Gesetz bis zum 18. Lebensjahr ein ausgebildeter Vormund zugeteilt.   

Geregelt ist, dass die Eltern für den Unterhalt von Mutter und Kind aufkommen müssen und das Mädchen weiter auf die Schule geht. Bis zum Ende der Schulpflicht. Der minderjährige Kindesvater kann sein Kind anerkennen, benötigt jedoch die Zustimmung eines gesetzlichen Vertreters. Nicht planbar sind jedoch die psychosozialen Folgen einer derart frühen Mutterschaft. Wie entwickelt sich ein Mädchen, das keine richtige Jugend erleben kann? Wie geht es mit der Verantwortung um? Es erscheine «schwer vorstellbar, dass es sämtliche Folgen der Mutterschaft vollständig einschätzen kann», sagt Rätz.

Zwölfjährige schwanger

Biel BE – Im Raum Biel wird eine Zwölfjährige bald Mutter. Der Vater des ungeborenen Kindes sei 17 Jahre alt, berichtet das Lokalblatt «Biel Bienne». Unklar ist, in welchem Monat das Mädchen ist. Da die werdende Mutter noch im Schutzalter und der Vater noch nicht volljährig ist, handelt es sich um einen juristischen Grenzfall. Beide sollen einen Schweizer Pass haben. Der 17-Jährige müsse gemäss «Biel Bienne» kein Verfahren befürchten. Das Paar steht laut «Biel Bienne» mit dieser neuen Lebensaufgabe nicht alleine da: Ihre Eltern wollen die beiden unterstützen. Im Bieler Spital (SZB) wird das Paar derzeit betreut. «Eine Statistik zur Anzahl minderjähriger Schwangerer liegt uns nicht vor. Im Spitalzentrum Biel wurden dieses Jahr bereits vier Schwangere unter 18 Jahren betreut und haben geboren», so SZB-Sprecherin Marie Pierre Fauchère zur Zeitung. Nach der Geburt des Kindes will die Zwölfjährige weiter die Schule besuchen. Kümmern um das Kind wollen sich dann die Grosseltern der jungen Mutter.

Biel BE – Im Raum Biel wird eine Zwölfjährige bald Mutter. Der Vater des ungeborenen Kindes sei 17 Jahre alt, berichtet das Lokalblatt «Biel Bienne». Unklar ist, in welchem Monat das Mädchen ist. Da die werdende Mutter noch im Schutzalter und der Vater noch nicht volljährig ist, handelt es sich um einen juristischen Grenzfall. Beide sollen einen Schweizer Pass haben. Der 17-Jährige müsse gemäss «Biel Bienne» kein Verfahren befürchten. Das Paar steht laut «Biel Bienne» mit dieser neuen Lebensaufgabe nicht alleine da: Ihre Eltern wollen die beiden unterstützen. Im Bieler Spital (SZB) wird das Paar derzeit betreut. «Eine Statistik zur Anzahl minderjähriger Schwangerer liegt uns nicht vor. Im Spitalzentrum Biel wurden dieses Jahr bereits vier Schwangere unter 18 Jahren betreut und haben geboren», so SZB-Sprecherin Marie Pierre Fauchère zur Zeitung. Nach der Geburt des Kindes will die Zwölfjährige weiter die Schule besuchen. Kümmern um das Kind wollen sich dann die Grosseltern der jungen Mutter.

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