Der Vater von Carla Schauer über die Morde von Rupperswil
«Wir tragen die Tat bis ans Lebensende in uns»

Erstmals spricht ein direkter Angehöriger der Mordopfer von Rupperswil AG: Carla Schauer (†48), deren Söhnen Davin (†13) und Dion (†19) und dessen Freundin Simona Fäs (†21). Der Vater von Carla Schauer, Georges F.* (75), redet mit BLICK über sein Leben nach dem Horror. Das Interview wurde vor den neusten Erkenntnissen geführt.
Publiziert: 13.05.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:05 Uhr
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Georges F.* (75) gestern im Gespräch mit BLICK
Foto: Ralph Donghi
Interview und Foto: Ralph Donghi

BLICK: Wie geht es Ihnen fünf Monate nach dem Mord an Ihrer Tochter?

Georges F.: Nicht gut. Ich, meine Frau und mein Sohn werden jeden Tag daran erinnert, wenn wir aufstehen. Der Schmerz ist unerträglich. Wir leiden auch mit der Familie von Simona.

Woher bekommen Sie Kraft?

Vor allem von meiner Frau und meinem Sohn. Irgendwann möchten wir alle abschliessen und wieder ­irgendwie leben können. Auch wenn wir die Tat sicher bis ans Ende unseres Lebens in uns tragen werden.

Wie erlebten Sie den 21. Dezember 2015?

Es war schlimm. Meine Frau und ich wollten am Morgen zu Carla, um die Weihnachtsgeschenke vorbeizubringen. Heiligabend wollten wir zusammen feiern.

Was passierte dann?

Als wir beim Haus ankamen, hatte bereits eine Nachbarin entdeckt, dass Rauch aus einem der oberen Fenster stieg. Meine Frau wartete draussen, ich ging mit der Nachbarin hinein.

War die Tür unverschlossen?

Ja. Das war sie aber meistens.

Wie ging es weiter?

Ich rief nach Carla. Es kam keine Antwort. Da wollte ich in den oberen Stock. Doch wegen des Rauchs musste ich umkehren. Sonst wäre ich wohl selber noch ohnmächtig geworden. Draussen schlugen wir dann Alarm.

Was haben Sie drinnen gesehen?

Das darf ich nicht sagen. Ich habe aber zum Glück niemanden gesehen.

Sie erfuhren, dass alle tot sind.

Das war ein Stich ins Herz. Wir wurden befragt und erhielten Polizeischutz. Man wusste ja nicht, wer die Täter waren und ob wir auch in Gefahr sind.

Was denken Sie bezüglich Motiv und Täterschaft?

Für uns ist es ein grosses Rätsel.

Hatte denn jemand von den Getöteten Feinde?

Wir wissen nur, dass Carla und ihr Freund es gut zusammen hatten. Die Buben waren leidenschaftliche Fussballer, die ich immer zu den Spielen begleitete. Auch Dion und seine Freundin hatten es gut. Es deutete nichts auf Probleme hin.

Dies macht es wohl noch schwerer für Sie.

Nicht nur. Auch, dass immer wieder darüber berichtet und spekuliert wird. Auch in den Vorbereitungen zur «Aktenzeichen XY»-Sendung sind uns Dinge aufgefallen, die so nicht ganz stimmten.

Was stimmt nicht?

Wir haben dazu alle ein Redeverbot, damit die Ermittlungen nicht behindert werden.

Sie werden von der Polizei aber informiert, falls sich Wesentliches tut oder die Täter gar gefasst sind?

Man hält uns auf dem Laufenden. Alles erfahren wir nicht.

Wie war die Beerdigung?

Traurig. Schwierig. Sie fand im engsten Familienkreis unter Polizeischutz statt.

Laut BLICK-Recherchen war der Ex-Mann Ihrer Tochter und Vater der Buben nicht dabei.

Ich möchte mich dazu nicht äussern. Nur so viel: Wir haben seit der Tat keinen Kontakt mit ihm.

Und der Freund Ihrer Tochter?

Mit ihm haben wir es immer noch gut. Er leidet auch sehr.

Ist es nicht rätselhaft, dass ausgerechnet dann, als Carlas Freund das Haus verliess, die Täter erschienen?

Vieles ist komisch. Auch, dass eine Freundin den Hund holte.

Was passiert mit dem Haus, wenn es freigegeben wird?

Obwohl Carla keine Schulden hatte, haben wir alle das Erbe ausgeschlagen. Weil wir ihr Haus nicht wollen. Auch das Geld daraus nicht. Ich kann nicht einmal mehr dort vorbeifahren, so weh tut es mir.

Was ist Ihr grösster Wunsch?

Dass man über die DNA, die im Haus gefunden wurde, irgendwann an die Täter kommt. Erst dann finden wir vielleicht einen kleinen Seelenfrieden.

* Name der Red. bekannt

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