Gegen die Aggression von Dauer-Delinquent Brian (24), der als Carlos schweizweit bekannt wurde, scheint kein Kraut gewachsen. Am Mittwoch schwänzte der Intensivtäter die eigene Gerichtsverhandlung. Auch eine Sondereinheit konnte den Kampfsportler nicht dazu bewegen, die Zelle zu verlassen.
Die Staatsanwaltschaft will Brian verwahren lassen – wegen fast 30 Delikten und weil er sich nicht unter Kontrolle bringen lässt. Therapieren lassen will er sich nicht, obwohl er laut Gutachten psychisch krank und rückfallgefährdet ist. Darum tauchte die Frage auf: Könnten Medikamente, auch gegen Brians Willen, vielleicht helfen? Kann man den Schläger «ruhig spritzen»?
Eigentlich darf man niemanden mit Medikamenten kalt stellen
Der forensische Psychiater Thomas Knecht (59) war jahrelang für die Behandlung von Straftätern mit geistigen Abnormitäten verantwortlich. Er sagt: «Es ist in der Schweiz prinzipiell nicht erlaubt, jemanden gegen seinen Willen über längere Zeit medikamentös kalt zu stellen.»
Möglich ist es jedoch, einen akuten Ausbruch zu stoppen, so der Experte: «Etwa wenn ein Häftling seine Zelle anzündet, Personal angreift und sich und andere gefährdet.» In solchen Fällen sei es denkbar, dass ein Häftling festgehalten – und ihm eine Beruhigungsspritze verpasst wird.
Muss die Medikation über längere Zeit erfolgen, kann man auf Depot-Spritzen zurückgreifen, die einen Wirkstoff über Monate hinweg abgeben. Hier braucht es, wie das Bundesgericht mehrfach feststellte, das Einverständnis des Gefangenen. Knecht dazu: «Oft kann man mit den Häftlingen einen Deal machen. Etwa, indem man Hafterleichterungen anbietet, wenn sie die Medikamente einnehmen.»
Es gibt aber auch Extremfälle. Oder «Menschen mit Psychosen, die sich in einer Art Dauerwahn befinden», wie es Knecht formuliert. «Hier kann eine Behandlung in Richtung Dauersedierung gehen, dass die Leute kalt gestellt sind.»
Eine Art «chemische Zwangsjacke»
Bevor man solche Knast-Patienten aber gegen den Willen ruhig stellen kann, muss der Fall von einer Ethikkommission beurteilt werden, vielleicht sogar von einem Gericht. Das Problem: Ein hohes Gewaltpotenzial fordert hohe Dosen von Medikamenten. Und: «Hohe Dosen haben starke Nebenwirkungen.» Vor allem bei älteren Medikamenten könne man schon von einer «chemischen Zwangsjacke» sprechen.
Dass Brian in diese Kategorie fällt, dürfte eher unwahrscheinlich sein. «Menschen, die den Strafvollzug an die Grenzen bringen, gibt es öfters, als man denkt», so Knecht. Vor 100 Jahren hätte man solche Leute auf eine einsame Insel geschickt, sagt er. Später erprobte man auch barbarische Methoden wie Hirnoperationen.
Für Brian ist das härteste Szenario die Verwahrung. Knecht sagt dazu: «Die ordentliche Verwahrung ist nicht so schrecklich, wie man meint. Die Massnahme wird jedes Jahr überprüft. Und kann aufgelöst werden, wenn ein Häftling bereit für die Freiheit ist.»
Der «Fall Carlos» sorgt seit 2013 für Schlagzeilen. Beim Namen Carlos handelte es sich um ein Pseudonym, das ihm von den Medien verliehen wurde. Weil sich der junge Intensivtäter in einem Beitrag der SRF-«Rundschau» erbeten hat, beim richtigen Vornamen genannt zu werden, kommt auch BLICK ab sofort seinem Wunsch nach. Aus Carlos wird Brian.
Der «Fall Carlos» sorgt seit 2013 für Schlagzeilen. Beim Namen Carlos handelte es sich um ein Pseudonym, das ihm von den Medien verliehen wurde. Weil sich der junge Intensivtäter in einem Beitrag der SRF-«Rundschau» erbeten hat, beim richtigen Vornamen genannt zu werden, kommt auch BLICK ab sofort seinem Wunsch nach. Aus Carlos wird Brian.
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