Polizei holt Messie Yvonne F. aus ihrem Haus. Jetzt spricht sie im BLICK
«Wie ich lebe, geht niemanden etwas an»

Es sind schreckliche Bilder. In den Zimmern eines Hauses in Balsthal SO türmen sich Müll, Dreck und Tierkot. Mittendrin: fünf Katzen, die mit viel Glück überlebt haben. Die Hausbewohnerin selber hat in den letzten Jahren gar vor dem Eingang geschlafen – bis die Polizei kam.
Publiziert: 04.09.2017 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:40 Uhr
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Schämt sich: Messie-Frau Yvonne F. (56) aus Balsthal SO.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Sie steht auf dem Trottoir, will ihr Gesicht nicht zeigen – und schämt sich. Der Grund: Yvonne F.* (56) aus Balsthal SO hat jahrelang im eigenen Müll gelebt, ihre Katzen im Kot gelassen und wegen des Gestanks gar vor dem Haus geschlafen. Bis Nachbarn Alarm geschlagen haben und die Polizei sie aus dem Haus geholt hat.

«Ich weiss, es ist nicht gut, wie ich gelebt habe», gab Yvonne F. gestern im Gespräch mit BLICK zu. Doch sie sagt auch: «Wie ich lebe, geht niemanden etwas an.»

Elternhaus nach Todesfall übernommen

Das Messie-Drama um die ehemalige Kioskfrau beginnt vor ein paar Jahren. «Ihre Mutter war schon gestorben», sagt Nachbar Heinz Fankhauser (52). «Als dann auch noch ihr Vater starb, ist sie ins Elternhaus gezogen.» Yvonne F. habe damit auch mehrere Katzen übernommen. «Ich vermute, dass sie ihr zu viel wurden und deshalb auch einige gestorben sind.»

Seine Nachbarin habe sich immer mehr selber zugemüllt, so Fankhauser. Und: «Sie hat in den letzten drei, vier Jahren wegen des heftigen Gestanks sogar vor dem eigenen Hauseingang geschlafen.»

Schreckliche Bilder aus dem Haus 

Die Bilder, die mehrere Medien anonym erhalten haben, sollen das Messie-Ausmass zeigen. Auch Tierskelette und tote Ratten sind darauf zu sehen.

Yvonne F. will nicht sagen, wieso sie so zu leben begann. «Das ist Privatsache», sagt sie. Doch in Bezug auf ihre Tiere will sie festhalten: «Wenn, dann ist vielleicht mal eine alte Katze gestorben. Aber die anderen fünf habe ich immer gefüttert. Es ging und geht ihnen gut. Sie sind jetzt anderswo platziert.»

Nachbarn wollen Meldung gemacht haben

Dass der Fall aufflog, hat Yvonne F. ihren Nachbarn zu verdanken. «Ich ging einmal zur Gemeinde. Ich wollte ihrer Schwester, die dort arbeitet, sagen, dass Yvonne Hilfe braucht», so Nachbarin Verena Walther (72). «Weil sie nicht dort war, sagte ich es jemand anderem. Aber nichts geschah.»

Nachbar Fankhauser bekam wegen Yvonne F. gar eine Rattenplage. «Ich habe seit vorletztem Frühling bis Juni dieses Jahres circa 160 Ratten mit der Falle erwischt», sagt er. «Ich habe mich sogar direkt an Yvonnes Schwester gewandt – doch nichts passierte.»

Bestialisch und süsslich

Der Geruch sei immer penetranter geworden. Vor allem wenn die 56-Jährige die Türe geöffnet habe. «Bestialisch», sagt Fankhauser.

Deshalb habe er Mitte August die Polizei gerufen. Die kam und holte Yvonne F. ab. Gleichzeitig wurden die fünf Katzen vom Veterinärdienst weggebracht. Tote Tiere sollen jedoch keine im Haus gefunden worden sein.

Schwester habe nichts gewusst

Yvonne F. lebt heute in der Nähe ihrer Schwester. «Sie hat, wie alle anderen auch, nicht gewusst, dass ich so lebe», nimmt sie ihre Schwester in Schutz. Ob sie irgendwann zurück in ihr Haus geht, ist noch offen.

Doch warum hat die Gemeinde nicht früher gehandelt? Laut Tele M1 hat Gemeindepräsident Pierino Menna aufgebracht reagiert und mit Klage gedroht, falls der Fall öffentlich gemacht würde. Er sagte nur: «Zurzeit befindet man sich in einem laufenden Verfahren. Daher gibt es seitens der Gemeinde aktuell und generell nichts zu sagen.»

* Name der Redaktion bekannt

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