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Koch wurde ausgeschafft:Jade Palast schliesst wegen Deutschkenntnissen des Kochs

Weil der Koch kein Deutsch lernte, musste China-Beiz in Walenstadt SG schliessen
Sture Beamte versalzen ihnen die Suppe

Während zweier Jahre lief in Walenstadt SG ein chinesisches Restaurant der Spitzenklasse wie am Schnürchen. Wegen fehlender Sprachkenntnisse musste der hochgelobte Küchenchef das Land verlassen. Jetzt geben die Besitzer auf.
Publiziert: 30.08.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2019 um 08:39 Uhr
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Restaurant-Besitzer geben auf: René Tobler und seine Frau Xiao Xiao (36) können den Jade Palast in Walenstadt SG ohne geeigneten Koch nicht mehr betreiben.
Foto: Marco Latzer
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Marco LatzerReporter Ostschweiz

Was als kulinarischer Höhenflug begann, endet im bitteren Behördenfrust. Seit Januar ist das beliebte China-Restaurant Jade Palast in Walenstadt SG geschlossen. 

Grund: Alex Liu (43), der angesehene Koch des Lokals, musste die Schweiz unfreiwillig verlassen. Weil er auch nach zweijährigem Aufenthalt kaum Deutsch sprechen konnte, erhielt der Küchenvirtuose keine neue Aufenthaltsbewilligung. 

Gastgeber René Tobler und seine chinesische Gattin Xiao Xiao Wang-Tobler (36) ziehen nun einen Schlussstrich: «Der Jade Palast wird nie mehr öffnen. Es ist uns nicht gelungen, eine Alternative zu Alex zu finden.»

Der Ruf der Küche lockte Besucher aus der ganzen Schweiz an

Halbe Sachen wolle man keine machen, schon gar nicht das eigene Konzept und die Qualitätsansprüche über Bord werfen. Denn das Restaurant war ein Hit: Nach einem Auftritt in der Sendung «Mini Beiz, dini Beiz» kamen die Gäste aus der ganzen Schweiz, unter ihnen Promis und Politiker. Die Luzerner CVP-Nationalrätin Andrea Gmür-Schönenberger (55) half als begeisterte Besucherin gar einen Tag im Betrieb aus. Freie Tische? Mangelware. Auch und wegen der Kochkünste von Liu. Seine Küche bestach durch exzellente Kreationen, das Ambiente im alten Wirtshaus verströmte echten China-Charme.

René Tobler sagt stolz: «Die meisten chinesischen Köche in der Schweiz sind sogenannte Frittierköche. Wir haben dagegen Spezialitäten aus den Provinzen Shanxi und Sichuan angeboten, Frittieren ist nicht erwünscht.» Während sich der gebürtige Winterthurer über unflexible Bestimmungen ärgert, bricht seine Frau in Tränen aus. «Wir haben zwei Jahre lang unser Herz in dieses Projekt gesteckt. Jetzt hat uns die Schweiz alles kaputt gemacht!», schluchzt Xiao Xiao Wang.

Das Küchengenie besass keine Sprachbegabung

Ihr Ehemann unterbricht: «Nein, Schatz. Wir hätten Alex einen Privatlehrer zur Seite stellen müssen, das geht leider auf unsere Kappe.» Denn die Deutsch-Lektionen, die der Koch hätte besuchen sollen, fanden während seiner Arbeitszeit abends unter der Woche statt. Den Herd verliess er dafür nicht.

«Dazu kommt, dass Alex überhaupt keine Sprachbegabung hat. Sein Talent hat sich leider auf die Küche beschränkt», so René Tobler. Dass die Deutschkenntnisse zum Killerkriterium wurden, ärgert ihn trotzdem. 

Wegen des Persönlichkeitsschutzes können weder das St. Galler Amt für Wirtschaft noch das Migrationsamt detailliert Stellung nehmen. Aus ihren Angaben geht aber hervor, dass zunächst eine L-Kurzaufenthaltsbewilligung aus dem Hochqualifizierten-Kontingent erteilt wurde. 

Familie Tobler zieht Schlussstrich – und wandert aus

Wegen der mangelnden Sprachkenntnisse und der deshalb nicht vorhandenen Integrationsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt konnte sich der Koch danach nicht für eine fünf Jahre gültige B-Bewilligung qualifizieren.

Und die Suche nach Ersatz scheitert an den Auflagen der Ämter: Nach dem Betriebsstart 2017 hat der Jade Palast nur in einem der letzten beiden Jahre einen Gewinn erzielt und beschäftigt auch nicht die geforderten fünf Vollzeitangestellten.

«Dank EU-Bürgerschaft kann jeder unbegabte Italiener in der Schweiz eine Pizzeria eröffnen. Eine internationale Spitzenküche ist hier dagegen nicht möglich», sagt René Tobler frustriert. Er ist fertig mit der Schweiz und den Behörden.

Das Paar zügelt jetzt mit der gemeinsamen Tochter (7) zurück nach China. Der Restaurant-Zoff hat sie laut eigenen Angaben eine halbe Million Franken gekostet.

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