Wagen in Aadorf TG war «nicht rechtsradikal gemeint»
Fasnächtler spotten über ertrinkende Flüchtlinge

Die Hülsnerbuben Dietschwil sorgten mit ihrem Fasnachtswagen und den Schildern «Asylparadies Schweiz» beim Umzug in Aadorf TG für Aufsehen. Trotz Kritik darf die Gruppe auch an der Fasnacht in Gähwil SG teilnehmen.
Publiziert: 24.01.2018 um 09:38 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:13 Uhr
Die Hülsnerbuben Dietschwil zogen mit ihrem Wagen «Asylparadies Schweiz» an der Fasnacht durch Aadorf TG.
Foto: Andri Rostetter / St. Galler Tagblatt

Fasnachtsfans feierten vergangenen Sonntag am Umzug in Aadorf TG. Ein Wagen fiel dabei ganz besonders auf – derjenige der Hülsnerbuben aus Dietschwil SG. Die jungen Männer hatten das Thema «Multikulti» auf ihre eigene Weise interpretiert.

Am Wagen hingen Schilder mit den Aufschriften «Asylbar» und «Einwanderungsbehörde». Ein Bild zeigt ein sinkendes Boot, daneben Arme, die aus dem Wasser ragen. Eine geschmacklose Anspielung auf Flüchtlinge, die jedes Jahr zu Hunderten im Mittelmeer ertrinken.

Der Präsident der Hülsnerbuben Dietschwil, Thomas Hardegger, sagt zum «St. Galler Tagblatt»: «Wir meinen das Ganze satirisch und sind weder rechtsradikal noch radikal.»

Der Sponsor des Wagens, Bruno Metzger, sieht das ganz anders. «Ich werde den Jungs die Blache heute noch abnehmen», sagt der Wirt des Restaurans Eintracht in Kirchberg zum «Tagblatt». Er kenne die Gruppe als liebe und tolle Leute, doch mit der diesjährigen Aktion wolle er nichts zu tun haben.

Auch Roman Habrik, der Gemeindepräsident von Kirchberg – zu der auch die Ortschaft Dietschwil gehört – hält nichts von der Idee. Er findet das Bild mit in den Fluten versinkenden Händen geschmacklos, wie er der Zeitung sagt. «Wir werden mit den Verantwortlichen das Gespräch suchen und uns mit dem OK der Fasnacht in Gähwil SG noch vor dem 10. Februar austauschen», sagt er zu BLICK.

Das Bild mit dem Flüchtlingsboot kommt weg

Denn am 10. Februar planen die Hülsnerbuben mit ihrem Wagen auch am «Brandlöscher Fasnachtsgaudi» in Gähwil SG teilzunehmen. Zunächst wollte man dort die Zulassung des Wagens noch überprüfen.

Mittlerweile steht der Entscheid fest. «Die Verantwortlichen haben sich am Montag selber bei mir gemeldet und gesagt, dass sie das Bild mit dem Boot entfernen werden. Damit ist die Sache erledigt», sagt Vivian Thoma vom Turnverein Gähwil zu BLICK. Die Gruppe darf darum am 10. Februar unter dem Motto «Asylparadies Schweiz» mitlaufen.

«Sie haben mir gesagt, sie hätten mit der politischen Thematik nichts am Hut und wollen nicht von der Fasnacht ausgeschlossen werden», so Thoma.

«Heute regt man sich gleich auf»

Ausser der bemalten Blache mit dem Boot sollen alle anderen Sujets am Wagen bleiben. Angst vor negativen Reaktionen habe man deshalb keine, sagt Vivian Thoma. «Wir machen den Umzug seit bald 30 Jahren. Auch in der Vergangenheit gab es schon Sujets, die nicht jedem gefallen haben. Aber Satire gehört zur Fasnacht dazu. Heute reagiert man schnell übersensibel und regt sich gleich auf», sagt Thoma. (man)

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