«Mir fehlen die Worte»
3:35
Kita-Chef im Interview:«Mir fehlen die Worte»

Missbrauch in St. Gallen – Kita-Chef kämpft mit den Tränen
«René W. hat schon die Lehre bei uns gemacht»

Unfassbares Verbrechen in St. Gallen: Der Kita-Mitarbeiter René W. hat sich mutmasslich an zwei Jungen vergangen, an einem davon in der Krippe. Eltern und Kita-Leitung sind fassungslos.
Publiziert: 07.02.2019 um 07:54 Uhr
|
Aktualisiert: 26.04.2021 um 09:21 Uhr
  • Der Kita-Betreuer René W. soll mindestens zwei Buben unter zwei Jahren sexuell missbraucht haben
  • Ein Fall soll sich in der Kita zugetragen haben, einer im privaten Umfeld, sagt die Staatsanwaltschaft St. Gallen
  • Von zwei weiteren Buben in der Krippe habe René W. «sexuell motivierte Fotos» gemacht
  • Der damals 33-Jährige wurde bereits im Juli 2018 verhaftet – damals ging es aber um die Verbreitung von Kinderpornos
  • Kita-Chef Jacques Hefti zeigte sich bestürzt: «Wir wissen nicht, wie er es geschafft hat, mit einem Kind allein zu sein»
  • Hefti kritisiert die Staatsanwaltschaft: «Wir bekommen keine Informationen»
  • Die Kita erwägt eine Klage gegen René W.
1/4
Seit Juli in U-Haft: Gegen René W. wird wegen Kinderpornografie ermittelt.
Foto: Zvg
René W. hat Buben in St. Galler Kita missbraucht
--:--
Die Kita informiert:René W. hat Buben in St. Galler Kita missbraucht

Im Juli 2018 wurde der damals 33-jährige Kinderbetreuer René W.* verhaftet. Er soll Kinderpornos verbreitet haben.

Bei seinem Arbeitgeber, der Fiorino AG in St. Gallen, hiess es damals: Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Vorfall etwas mit dem Arbeitsumfeld zu tun habe. Einige Eltern waren angesichts dieser Darstellung skeptisch.

Zwei Buben missbraucht

Jetzt hat sich ihr schrecklicher Verdacht bestätigt: Wie die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen mitteilt, bestehe der dringende Verdacht, dass der Beschuldigte zwei Buben unter zwei Jahren sexuell missbrauchte und dabei Videos erstellte.

Er habe sie im Darknet – einem undurchschaubaren Teil des Internets – verbreitet. An einem der Jungen hat er sich im privaten Rahmen vergriffen, am anderen während seiner Tätigkeit in der Kita in St. Gallen.

Die Geschäftsleitung der Fiorino AG zeigte sich bestürzt. «Wir sind zutiefst erschüttert», sagte Verwaltungsratspräsident Jacques Hefti vor den Medien.

Die ganze Fiorino-Familie leide, Eltern und Mitarbeitende seien sehr stark betroffen. «Wir mussten uns zuerst um die Eltern, um die Kinder und um die Mitarbeitenden kümmern», sagte Hefti. Mehr als einmal kämpft er mit den Tränen.

Kritik an der Staatsanwaltschaft

«Wir wissen nicht, wie es der ehemalige Mitarbeitende geschafft hat, mit dem Kind alleine zu sein», erklärte er. Bei Fiorino werde immer in Gruppen und bei offener Türe gearbeitet. «Wir werden alles unternehmen, dass so etwas nie wieder geschieht.» Es seien bei den Abläufen keine Lücken gefunden worden. Sie würden aber nochmals überprüft.

Dann kritisiert Hefti die Behörden: «Wir bekommen keine Informationen der Staatsanwaltschaft, das macht es schwierig für uns. Das macht mich manchmal auch ein bisschen ärgerlich».

BLICK-Reporter Marco Latzer fragt, ob man weitere Fälle befürchtet. Hefti antwortet: «Ich kann verstehen, dass nun solche Ängste im Raum stehen. Wir hoffen wirklich, dass es keine weiteren Fälle gegeben hat.» 

Hat es nach dem Bekanntwerden letzten Sommer keine Verdachtsfälle gegeben? «99 Prozent der Feedbacks waren positiv», sagt Hefti. «Natürlich gab es die eine oder andere negative Reaktion, die man jetzt anders bewerten würde. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.»

Zwei weitere Opfer aus Kita

A. R.* ist die Mutter eines Kindes, das in der Kita betreut wurde – auch von René W., wenn auch nur an einem Tag. Sie ist erschüttert. «Wie konnte es passieren, dass ein Mann alleine mit einem Bub ist, ihn sexuell missbrauchen und sich dabei noch filmen kann?», sagt sie zu BLICK.

«Die Kita hat uns immer versichert, dass nie ein Mitarbeiter alleine mit Kindern ist, man sei immer mindestens zu zweit». Jetzt will sie wissen: «Welche Massnahmen werden in dem Betrieb nun getroffen?»

Es bestehe zudem der dringende Verdacht, dass der Beschuldigte im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit von weiteren zwei Knaben sexuell motivierte Fotoaufnahmen gemacht und in einem Fall anonymisiert online verbreitet hat, schreibt die Staatsanwaltschaft am Donnerstag.

Mehrere 10'000 Bilder

Nach der Verhaftung im vergangenen Sommer hat die Kantonspolizei St. Gallen eine Hausdurchsuchung bei René W. durchgeführt und mehrere Datenträger sichergestellt. Die Ermittler stiessen auf mehrere zehntausend Bilddateien mit mutmasslich kinderpornografischem Inhalt.

Die Kita Fiorino in St. Gallen, die René W. nach seiner Verhaftung fristlos entlassen hat, hat die Eltern aller betreuten Kinder mit einem Rundbrief informiert. «Wir sind über diese Entwicklung zutiefst erschüttert und es macht uns sehr betroffen», heisst es darin.

Man sei damals davon ausgegangen, dass die vermuteten strafbaren Handlungen im privaten Umfeld geschahen und das Fiorino nicht direkt betroffen sei. Daraufhin hätten auch die ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gedeutet.

«Diese neuen Erkenntnisse haben uns tief erschüttert und wir werden alles daran setzen, diesen Fall intern weiter aufzuarbeiten», heisst es weiter. Für heute Abend ist ein Informationsanlass für Eltern angekündigt, bei dem offene Fragen beantwortet werden sollen.

René W. jammerte: «Mutter wollte nicht, dass ich ihr Kind wickle!»

Absurd: Ausgerechnet René W. ging vor einigen Jahren selbst an die Öffentlichkeit. Man dürfe Männer in Kita-Berufen nicht als Pädophile abstempeln, lautete seine Forderung.

«Eine Mutter sagte zur Gruppenleiterin, sie möchte nicht, dass ich das Kind wickle – man wisse ja nie», klagte René W. damals gegenüber BLICK. Immer unter Generalverdacht zu stehen, daran habe er sich erst einmal gewöhnen müssen. (rey)

* Namen geändert

Kita-Pädo 

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?