Untersuchung zum Quälhof Hefenhofen dauert ewig
So gross ist das Behörden-Chaos

Der erste Zwischenbericht der Untersuchungskommission im Fall Hefenhofen entpuppt sich als Wasserstandsmeldung. Statt erster Indizien auf Behördenversagen wurde der Ablauf der Ermittlungen präsentiert. Aus gutem Grund: Der Behördenwirrwarr um Quälbauer Ulrich K. ist offenbar komplexer als gedacht.
Publiziert: 05.01.2018 um 12:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:45 Uhr
Marco Latzer

Bis Ende des letzten Jahres sollte die externe Untersuchungskommission im Quälhof-Skandal einen ersten Zwischenbericht veröffentlichen und aufzeigen, wie es zum Desaster von Hefenhofen TG kommen konnte (BLICK berichtete). Bloss: Jetzt ist der Rapport zwar da, den klaren Auftrag der Thurgauer Regierung konnten Chef-Ermittler Hanspeter Uster (59) und sein Team aber nicht erfüllen!

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Noch keine Resultate: Weil noch immer neue Akten eintrudeln, hat die Arbeit der Untersuchungskommission um Hanspeter Uster noch gar nicht richtig begonnen.
Foto: Keystone

Erst am Beginn der Aufarbeitung

«Wir haben jetzt eine Methode entwickelt, wie wir den grossen Aktenberg aufarbeiten und bewerten können. Eine Einschätzung zum aktuellen Zeitpunkt wäre unseriös», so Uster. Laut dem früheren Zuger Regierungsrat ist der mutmassliche Behördenskandal deutlich komplexer als erwartet.

Und: Noch immer trudeln neue Dokumente ein! Die Unterlagen zu Skandalzüchter Ulrich K.* (49) gehen bis ins Jahr 1995 zurück und umfassen mindestens 30 Bundesordner. Die Krux: Die Unterlagen sollen sich teilweise gegenseitig widersprechen! «Dazu kann ich keine Stellung nehmen», sagt Uster zu BLICK, dementiert den Umstand aber nicht. Die Unstimmigkeiten in den Unterlagen dürften ohnehin nur ein kleiner Teil des Schlamassels sein.

Ulrich K. beschäftigte beim Kanton eine eigene Arbeitsgruppe

Denn: Im Zwischenbericht finden sich erste Indizien, wie überfordert die Thurgauer Behörden im Umgang mit dem Quälbauer waren. Im April 2014 rief das kantonale Innendepartement gar eine interne Arbeitsgruppe Ulrich K. (AGUK) ins Leben.

In anderthalb Jahren tagte das Gremium unter der Leitung von Departementschef Kaspar Schläpfer (66) satte elf Mal. Zählbare Ergebnisse brachten die Sitzungen nicht. Zwar wurde in dieser Zeit ein totales Tierhalteverbot gegen K. ausgesprochen, wegen eines Behördenfehlers aber nie umgesetzt.

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Das Militär sichert die Pferde vom Hof von Ulrich K., der unter dem Verdacht der Quälerei von Pferden steht.
Foto: KEYSTONE

Die Zeit der faulen Kompromisse

Erst die Schockbilder im BLICK hatten im letzten August die Schliessung des Skandalbetriebs zur Folge. Zuvor hatte nach dem Scheitern der AGUK Schläpfers Nachfolger Walter Schönholzer (52) anno 2016 das Zepter übernommen. Dieser setzte auf Mediation und wollte die Wogen mit Ulrich K. glätten.

Die Idee dafür hatte bezeichnenderweise der Anwalt des Pferdezüchters geliefert. Die Strategie beinhaltete laut BLICK-Informationen dubiose Zugeständnisse an den mehrfach verurteilten Tierquäler. So verzichteten die Behörden darauf, ein totales Tierhalteverbot umzusetzen. Im Gegenzug wollte K. mit den Ämtern kooperieren.

Untersuchung hinkt dem Zeitplan hinterher

Der Haken: Ulrich K. wurde jeweils Tage im Voraus über anstehende Kontrollbesuche auf dem Hof informiert. Dies mit dem Resultat, dass die Kontrollen nichts Zählbares zutage brachten.

Hanspeter Uster ist zuversichtlich, dass er mit seinem Team die Vorgänge in Hefenhofen wird detailliert aufzeigen können. Befragungen mit den Beteiligten sind angekündigt, Resultate sollen bis September 2018 geliefert werden. Viel später als angenommen.

* Name der Redaktion bekannt

Der strenge Geruch von Behördenpfusch

Das Schweizer Tierschutzgesetz gilt als das Beste in Europa. Perfekt ist es aber längst noch nicht, wie der Fall Hefenhofen eindrücklich zeigt. Skandalzüchter Ulrich K. umsegelte die Vorschriften während Jahren erfolgreich. Unsäglich lange liessen die Behörden den berüchtigten Querulanten gewähren.

Heute stellt eine externe Untersuchungskommission erste Erkenntnisse im Fall Hefenhofen vor. Sie ist seit Monaten daran, das Thurgauer Veterinäramt zu durchleuchten. Zunächst dürfte sie aber erst eine Chronologie der Ereignisse vorlegen. Denn die Recherchen rund um Ulrich K. haben sich als komplexer erwiesen als erwartet.

Ein Grund dafür: Die internen Dokumente widersprechen sich offenbar. Auch wenn die Gründe dafür nicht definitiv geklärt sind, riecht es verdächtig nach Behördenpfusch. Bleibt es dabei, dürften personelle Konsequenzen unvermeidlich sein. Kantonstierarzt Paul Witzig gab in der Affäre keine gute Figur ab. 

Ob es auch gesetzliche Verschärfungen braucht, wird erst der Abschluss der Untersuchung zeigen. Vielleicht genügt es aber schon, wenn die Behörden das angeblich beste Tierschutzgesetz Europas endlich konsequent durchsetzen.

Das Schweizer Tierschutzgesetz gilt als das Beste in Europa. Perfekt ist es aber längst noch nicht, wie der Fall Hefenhofen eindrücklich zeigt. Skandalzüchter Ulrich K. umsegelte die Vorschriften während Jahren erfolgreich. Unsäglich lange liessen die Behörden den berüchtigten Querulanten gewähren.

Heute stellt eine externe Untersuchungskommission erste Erkenntnisse im Fall Hefenhofen vor. Sie ist seit Monaten daran, das Thurgauer Veterinäramt zu durchleuchten. Zunächst dürfte sie aber erst eine Chronologie der Ereignisse vorlegen. Denn die Recherchen rund um Ulrich K. haben sich als komplexer erwiesen als erwartet.

Ein Grund dafür: Die internen Dokumente widersprechen sich offenbar. Auch wenn die Gründe dafür nicht definitiv geklärt sind, riecht es verdächtig nach Behördenpfusch. Bleibt es dabei, dürften personelle Konsequenzen unvermeidlich sein. Kantonstierarzt Paul Witzig gab in der Affäre keine gute Figur ab. 

Ob es auch gesetzliche Verschärfungen braucht, wird erst der Abschluss der Untersuchung zeigen. Vielleicht genügt es aber schon, wenn die Behörden das angeblich beste Tierschutzgesetz Europas endlich konsequent durchsetzen.

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