Thurgauer Motocross-Rennen mit 30'000 Zuschauern steht wegen Einsprache eines Anwohners auf der Kippe
Würgt er dem Spektakel den Motor ab?

Seit Jahren zoffen sich die Veranstalter des «MXGP of Switzerland» mit Anwohnern. Diese monieren fehlende Bewilligungen. Obwohl vor kurzem ein Kompromiss gefunden wurde, ist das Motocross-Spektakel gefährdeter denn je. Ein einziger Kläger könnte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung machen – und sie in den Ruin treiben.
Publiziert: 25.03.2018 um 21:55 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:09 Uhr
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In grösster Gefahr: Dem MXGP of Switzerland droht nach zwei Austragungen das Aus.
Foto: Benjamin Manser
Marco Latzer

Der Kartenverkauf ist gestartet, alle Sponsoren sind längst an Bord, die Organisation läuft auf Hochtouren. Über 30'000 Besucher werden im August zum grössten Motocross-Anlass der Schweiz erwartet. Trotzdem ist die dritte Austragung des «MXGP of Switzerland» gefährdeter denn je. Nach jahrelangem Zoff mit Anwohnern ist die Situation endgültig eskaliert.

Eine Klage könnte der PS-Gaudi den Garaus machen. OK-Präsident Willy Läderach (76) wirkt zermürbt: «Es gibt leider die sogenannte Terroristengruppe Frauenfeld West, eine Ansammlung von Ewiggestrigen, die uns einfach keine Ruhe lassen!»

OK-Präsident spricht von «Terroristengruppe»

Konkret: Aus der Nachbarschaft bläst den Motocrossern ein eisiger Wind entgegen. Zum einen nerven sich die Anwohner am Lärm, zum anderen sind sie überzeugt, dass ein Anlass dieser Grössenordnung eine Baubewilligung braucht. Denn: Um die vorgeschriebene Strecke zu bauen, sind Jahr für Jahr 600 Lastwagenfahrten nötig.

Obwohl die Bauvorhaben von den Behörden versenkt wurden, ging die grosse Motocross-Sause in den letzten beiden Jahren über die Bühne – dank Sonderbewilligungen des Kantons Thurgau. Ein Affront für die Anwohner, die sich in ihren Rechten vor den Kopf gestossen fühlen.

Anwohner fühlen sich von Behörden nicht ernst genommen

Dies auch, weil sie hinter den eingereichten Baubewilligungen auch den Bau einer permanenten Rennstrecke und damit ständigen Lärm befürchten. «Völliger Unsinn», sagt Läderach dazu. «Wenn wir die Anlage nicht jedes Mal auf- und wieder abbauen müssten, wäre das umweltverträglicher und wirtschaftlicher.»

Dem Aufstand von über 100 Anwohnern schliessen sich vorübergehend auch VCS und Pro Natura an. Anfang des Monats ergibt sich ein Kompromiss: 2018 geht der MXGP noch einmal ohne Baubewilligung über die Bühne. In Zukunft müssen aber sämtliche rechtlichen Bestimmungen erfüllt sein, so der Deal.

Ein Mann, eine Klage und eine grosse Gefahr

Tatsächlich: Die Gegner stellen darauf ihren Widerstand ein – bis auf einen einzigen Mann. R. V.* (51) lebt rund 300 Meter von der Rennstrecke entfernt und reicht Klage gegen die neuerliche Sonderbewilligung des Kantons ein. Warum? Für BLICK ist V. nicht zu erreichen. Seine Lebenspartnerin führt aber die Befürchtung ins Feld, dass der Kompromiss nicht eingehalten werde.

Zudem nehme V. nur seine Bürgerrechte wahr. Auch sein Rechtsvertreter will die 35-seitige Klage nicht kommentieren. «Wegen des Anwaltsgeheimnisses kann er nichts dazu sagen», richtet dessen Sekretärin aus. Von seinen einstigen Mitstreitern im Quartier ist V. die Bewunderung gewiss. Einige der Motocross-Verdrossenen nennen ihn mutig, andere gar einen Helden.

Eine Katastrophe bahnt sich an

Aus gutem Grund: Die Klage ist brandgefährlich, da sie aufschiebende Wirkung hat. Auch nach einer Abweisung könnte sie vor Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden. Die Auswirkungen wären fatal. «Wenn wir absagen müssen, würde das den sofortigen Konkurs bedeuten», gesteht Willy Läderach ein. Der Anlass mit 1,5 Millionen Franken Budget wäre am Ende.

Noch wollen die Organisatoren nicht aufgeben, kämpfen verbissen um ihren MXGP. Am Montag überreichen sie dem Kanton eine Petition. 15'000 Motocross-Fans aus aller Welt haben sie schon unterschrieben.

* Name der Redaktion bekannt

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