Syrischer Kieferorthopäde stec
Ahmed F. (44) füllte Löcher und seine Taschen

Die Zahnarzt-Praxis von Ahmed F. wurde Schauplatz einer Razzia. Der syrisch-deutsche Kieferorthopäde soll verbotenerweise Schüler aus der Schulzahnklinik des Kantons bei sich behandelt haben.
Publiziert: 28.01.2019 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2019 um 12:05 Uhr
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Der syrisch-deutsche Kieferorthopäde Ahmed F. soll verbotenerweise Schüler aus der Schulzahnklinik des Kantons bei sich behandelt haben.
Foto: dpa
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Marco LatzerReporter Ostschweiz

Vor zwei Wochen kommt es mitten in Schaffhausen zu einer Hausdurchsuchung. Zeugen beobachten, wie Polizisten Akten und Computer abtransportieren.

Die Durchsuchung findet in der Zahnarztpraxis des Kieferorthopäden Ahmed F.* (44) statt. «Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir derzeit keine weiteren Angaben hierzu machen», so Polizeisprecher Patrick Caprez zum Einsatz.

Kieferorthopäde weicht kritischen Fragen aus

Als BLICK den Arzt auf die Razzia anspricht, lächelt der Deutsch-Syrer zunächst. Dann schlägt seine Stimmung um: «Ich habe keine Zeit. Die Patienten warten auf mich.» Ein versprochener Rückruf bleibt aus. 

Offenbar will F. keine unangenehmen Fragen beantworten. Während Jahren arbeitete er Teilzeit auch in der Schulzahnklinik des Kantons Schaffhausen. Hier kommen jährlich klassenweise alle Schüler vorbei, um ihre Zähne untersuchen zu lassen. Wenn nach der Gebisskontrolle etwas gerichtet oder geflickt werden muss, beteiligt sich der Kanton an den Kosten.

Er arbeitete lieber in die eigene Tasche

Ahmed F. soll im grösseren Stil seinen jungen Patienten und deren Eltern vorgegaukelt haben, dass in der Schulzahnklinik lange Wartezeiten bestünden. Er wollte ihnen einen Wechsel in seine Praxis schmackhaft machen. Das ist ihm als Kantonsangestellten ausdrücklich verboten. Dem Kanton entgehen bei solchen Abwerbungen die Einnahmen aus den Behandlungen. Und die Eltern bezahlen mehr, weil F. nicht subventioniert wird. Besonders aufsässig soll der Kieferorthopäde bei Kindern gewesen sein, die eine Kostengutsprache der IV erhalten hatten.

Weitere Zahnärzte unter Verdacht

Laut Schaffhauser Staatsanwaltschaft wurde gegen weitere Ärzte, die in der Zahnschulklinik praktizierten, Strafverfahren eingeleitet. Wie viele es sind, bleibt offen. Für alle Betroffenen gilt die Unschuldsvermutung.

Es soll Fälle geben, bei denen zahlreichen Schülern umstrittene Nachtspangen verpasst wurden. Um diese anzufertigen, sind strahlenintensive 360-Grad-Röntgen-Aufnahmen notwendig. Weshalb auch Körperverletzungen im Raum stehen.

Ahmed F. wohnt seit kurzem in einer 1,5 Millionen Franken teuren Neubauwohnung. «Er arbeitet sehr viel, das ist ihm sehr wichtig. Darum kommt er erst spät nach Hause», sagt seine Partnerin.

Einst drückte Ahmed F. auf die Preise

Während die Berufskollegen der Schaffhauser Zahnärzte-Gesellschaft wegen des geldgierigen Deutsch-Syrers eine Aussprache abhalten mussten, zeigte der Syrer in Deutschland ein anderes Gesicht.

Dort zog F. 2005 die Wut streikender Zahnärzte auf sich, weil er sich von Krankenkassen als tarifgünstiger Kieferorthopäde anheuern liess. Und so half, die Preise zu drücken. Ein Jahr später zog er in die Schweiz.

*Name geändert

PUK fühlt Sache auf den Zahn

Der Schulzahnklinik-Skandal sorgt in Schaffhausen für ein politisches Erdbeben. Erstmals in der Geschichte des Kantons wurde eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) ins Leben gerufen, um den Machenschaften der Zahnärzte auf den Grund zu gehen.

Besonders in der Kritik steht das für die Schulzahnklinik zuständige Schaffhauser Erziehungsdepartement. Dieses prüfte Vorwürfe von externen Zahnärzten und Patienten zunächst intern ab – und fand nichts.

Der zuständige FDP-Regierungsrat Christian Amsler (55) steht seither in der Kritik. Zu BLICK sagt er: «Ich habe mir nichts vorzuwerfen und schaue den weiteren Abklärungen gelassen entgegen.» Trotzdem vermiesten die Vorwürfe Amsler seine Bundesratskandidatur (Wahlniederlage gegen Karin Keller-Sutter) im letzten Dezember. 

Mit ihren Strafanzeigen war es schliesslich die Geschäftsprüfungskommission des Kantonsrats, die die Sache ins Rollen brachte. Nun ist die PUK am Zug. «Wir werden informieren, wenn es etwas zu informieren gibt», sagt Präsidentin Regula Widmer.

Der Schulzahnklinik-Skandal sorgt in Schaffhausen für ein politisches Erdbeben. Erstmals in der Geschichte des Kantons wurde eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) ins Leben gerufen, um den Machenschaften der Zahnärzte auf den Grund zu gehen.

Besonders in der Kritik steht das für die Schulzahnklinik zuständige Schaffhauser Erziehungsdepartement. Dieses prüfte Vorwürfe von externen Zahnärzten und Patienten zunächst intern ab – und fand nichts.

Der zuständige FDP-Regierungsrat Christian Amsler (55) steht seither in der Kritik. Zu BLICK sagt er: «Ich habe mir nichts vorzuwerfen und schaue den weiteren Abklärungen gelassen entgegen.» Trotzdem vermiesten die Vorwürfe Amsler seine Bundesratskandidatur (Wahlniederlage gegen Karin Keller-Sutter) im letzten Dezember. 

Mit ihren Strafanzeigen war es schliesslich die Geschäftsprüfungskommission des Kantonsrats, die die Sache ins Rollen brachte. Nun ist die PUK am Zug. «Wir werden informieren, wenn es etwas zu informieren gibt», sagt Präsidentin Regula Widmer.

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