Tequila, Wodka, Jägermeister, Alkopops. Volle 27 Flaschen. Die 21 Sek-Schüler der Klasse 3S aus Walenstadt SG waren für ihre Abschlussfeier bestens eingedeckt. Den harten Alkohol hatten sich die 14- bis 16-Jährigen nicht selbst besorgt – wie auch, sie sind ja alle noch unter 18. Den Schnaps organisierte Schulpräsidentin Pascale Dürr den Minderjährigen.
Die Politikerin versucht sich nun aus der Affäre zu ziehen. In einer schriftlichen Stellungnahme gibt sie zwar zu, die Schnapskiste mit den 27 Flaschen gekauft zu haben. Aber: Nicht für die Abschlussfeier der Sek-Klasse, sondern für eine «Geburtstagsfeier eines Freundes». Die Schulratspräsidentin weiter: «In diesem Zusammenhang wurde ich von meiner Tochter und einigen ihrer Mitschüler gebeten, ihnen einige Flaschen zu überlassen.»
Tochter lässt Ausflüchte der Schulpräsidentin alt aussehen
Neue Beweise sprechen gegen die Version der Gemeinderätin. Auszüge aus dem Klassen-Whatsapp-Chat (liegen BLICK vor) zeichnen ein anderes Bild: Die Schnapskiste wurde sehr wohl für die Party gekauft. Ausgerechnet die Tochter von Pascale Dürr schreibt euphorisch: «Wir waren heute einkaufen und haben jede Menge eingekauft!»
Darunter postet die 15-Jährige das Bild von einer Kiste mit 27 Schnapsflaschen. Das Angebot ist üppig – Tequila, Wodka, Jägermeister. «Das ist nur der starke Alkohol ohne Bier. Hahaha», kommentiert die Minderjährige das Bild. Und schlägt noch vor: Was nicht getrunken werde, könne man ja untereinander aufteilen.
Schulratspräsidentin gibt sich wortkarg
Das ganze Schnapsangebot war also doch für die Teenies bestimmt – und nicht nur ein paar Flaschen, wie Dürr behauptet. Mit den Whatsapp-Nachrichten ihrer Tochter konfrontiert, reagiert die Schulratspräsidentin nicht auf die BLICK-Anfrage und verweist lediglich auf ihre alte Stellungnahme.
Für Oliver Zerres (47), dessen Tochter (15) auch beim Saufgelage dabei war, ist der Fall klar. «Die Chats zeigen doch eindeutig, dass der ganze Schnaps für die Jugendlichen gekauft wurde», sagt er zu BLICK.
Vater steht zu seinem Brandbrief
Der geschockte Vater brachte den Fall zusammen mit Sandra Reinhardt (43), deren Tochter (15) ebenfalls auf der Abschlussfeier war, ins Rollen. In einem Schreiben informierten sie die anderen Eltern über den Suff-Abend.
Der Vater erlebt sogar Anfeindungen für seinen Brandbrief: «Ich werde so hingestellt, als würde ich übertreiben, und Frau Dürr hätte gar keine Verantwortung für das.» Zerres hält fest: Dass bei einer Sek-Abschlussfeier Alkohol getrunken werde, sei nicht das Problem. Nur: «Meine Frau und ich dachten da an Bier und Wein, aber doch nicht an so viel Hochprozentiges.»
Gemeindepräsident stellt sich hinter Schulpräsidentin
Der Fall sorgt in der Region für mächtig Wirbel. Die Alkohol-Lieferung der Schulpräsidentin an die Sek-Klasse ist Gesprächsthema Nummer eins. Der Gemeindepräsident Angelo Umberg steht trotzdem weiter hinter Pascale Dürr. «Das Abschlussfest ist eine reine private Angelegenheit gewesen», sagt er zu BLICK. Daher könne weder die Schule, der Schulrat noch der Gemeinderat zur Verantwortung gezogen werden. Trotzdem könnte die Suff-Sek-Abschlussfeier ernste Konsequenzen für Pascale Dürr haben. Inzwischen hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und ermittelt.
Bei der Stiftung Sucht Schweiz ist man über die Vorkommnisse an der Feier der Sek-Klasse aus Walenstadt SG wenig erfreut. Dabei sei es egal, ob es beim Anlass zu einem Gelage gekommen ist oder nicht. «Teenager sollten nicht nur nicht exzessiv trinken, sondern eigentlich gar keinen Alkohol trinken», sagt Sprecherin Monique Portner-Helfer zu BLICK. Jugendliche würden viel empfindlicher auf Alkohol reagieren als Erwachsene. Dass Jugendliche hochprozentigen Alkohol zur Verfügung gestellt bekamen, sei darum «absolut unangemessen».
Dass der Alkohol bei der Schüler-Party mit Pascale Dürr auch noch von der Schulratspräsidentin kam, wertet Sucht Schweiz als besonders schlechtes Signal. «Dies kann wie ein Freipass wahrgenommen werden, in dem Sinne, dass fortan der Alkohol beim Feiern dazu gehört oder dazu gehören darf. Damit schwingt auch eine Verharmlosung hinein», so Portner-Helfer. (cat)
Bei der Stiftung Sucht Schweiz ist man über die Vorkommnisse an der Feier der Sek-Klasse aus Walenstadt SG wenig erfreut. Dabei sei es egal, ob es beim Anlass zu einem Gelage gekommen ist oder nicht. «Teenager sollten nicht nur nicht exzessiv trinken, sondern eigentlich gar keinen Alkohol trinken», sagt Sprecherin Monique Portner-Helfer zu BLICK. Jugendliche würden viel empfindlicher auf Alkohol reagieren als Erwachsene. Dass Jugendliche hochprozentigen Alkohol zur Verfügung gestellt bekamen, sei darum «absolut unangemessen».
Dass der Alkohol bei der Schüler-Party mit Pascale Dürr auch noch von der Schulratspräsidentin kam, wertet Sucht Schweiz als besonders schlechtes Signal. «Dies kann wie ein Freipass wahrgenommen werden, in dem Sinne, dass fortan der Alkohol beim Feiern dazu gehört oder dazu gehören darf. Damit schwingt auch eine Verharmlosung hinein», so Portner-Helfer. (cat)