Jahrelang verging sich Andreas F.* (30) an Schafen, Kühen, Kälbern, Geissen und Schweinen. Kein Tier war auf dem Bauernhof seiner Eltern im Thurgau vor ihm sicher – nicht einmal die eigene Hündin. Erst nach einem schmerzlichen Sex-Unfall mit einem Stier flog das Treiben des Jungbauern auf (BLICK berichtete).
Das Bezirksgericht Weinfelden TG verdonnerte F. zu drei Jahren Psychotherapie. Seine sexuelle Lust auf Tiere soll behandelt werden.
Therapie wird nicht leicht für den Bauern
Bislang ist kaum etwas über die sexuelle Störung bekannt. Grund: Nur sehr wenige Patienten mit Zoophilie (übersetzt «Tierliebe») begeben sich überhaupt in Behandlung.
Oftmals schämen sich Betroffene zu sehr oder fürchten die Häme ihres Umfelds, weiss Sebastian Dittert. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat zum Thema Zoophilie eine wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt. «Es sind oft Menschen, die eng mit Tieren zusammenarbeiten», sagt der Mediziner zu BLICK.
Er geht davon aus, dass die Therapie für den Bauern nicht leicht wird. Auch weil er auf dem Hof seiner Eltern rund um die Uhr von Tieren umgeben ist. Denn: «Die Versuchung lauert im Stall», so der Facharzt.
«Er muss jetzt damit fertig werden»
Wie genau die Therapie von F. aussehen wird, ist schwer zu sagen. Zentral sei die Frage, ob der Thurgauer unter seiner Zoophilie leide. Wenn nicht, sei es schwer für den Therapeuten, einen Ansatz zu finden. Dittert: «Der Patient denkt sich dann: Warum soll etwas wegtherapiert werden, das ihn nicht stört?»
Selbst wenn der Bauer nicht unter seiner sexuellen Störung leidet, bedeute das nicht das vorzeitige Ende der Therapie. «Ich würde untersuchen, ob der Bauer an einer anderen psychischen Störung oder Krankheit leidet. Das kann zum Beispiel eine Psychose oder eine Persönlichkeitsstörung sein. Das muss nicht der Auslöser der Zoophilie sein, aber möglicherweise gibt es da einen Zusammenhang», erklärt der Psychiater.
Daneben sei die Therapie wichtig, um den Bauern zu unterstützen, die Scham und die gesellschaftliche Ablehnung auszuhalten. Dittert: «Er muss jetzt damit fertigwerden. Keine leichte Aufgabe.»
* Name geändert