Das Wetter ist traumhaft, die Laune blendend: Manar A.* (27) ist am Pfingstmontag mit zwei Freunden in seinem nagelneuen Schlauchboot auf dem Walensee unterwegs. Dann passiert es: Manar A. geht ins Wasser, will schwimmen. Plötzlich sinkt er in die Tiefe – und taucht nie mehr auf.
Eine Armada an Rettungskräften rückt aus, die Polizei sucht mit Helis und Drohnen nach dem Vermissten. Einen Tag später die traurige Gewissheit: Die Polizeitaucher bergen einen leblosen Körper aus 38 Metern Tiefe, 270 Meter vom Ufer entfernt.
Die genaue Identifizierung steht noch aus – doch die Polizei geht davon aus, dass es sich um Manar A. handelt. Doch wie konnte das passieren? Sein bester Freund, der Syrer Hamza Omar (27) hat mit den beiden Kollegen geredet, die mit dem Vermissten auf dem Boot waren.
Er wollte seine Freundin heiraten
Omar erzählt BLICK: «Es ist schrecklich, dass es gerade Manar treffen musste. Er war einer meiner besten Freunde», sagt er zu BLICK. Bis Ende März war der Vermisste sein Nachbar und Freund in Sennwald SG. «Jetzt ist er in Wil SG mit seiner Freundin zusammengezogen. Sie wollten sich in zwei Wochen verloben», sagt er traurig.
Vor einem Monat habe er das Gummiboot gekauft. Der Syrer war davon begeistert, sei die ganze letzte Woche und die ganzen Pfingsten auf dem Walensee mit Freunden unterwegs. Der syrische Flüchtling sei immer wieder vom Boot ins Wasser und wieder zurück. Die Kollegen hätten seine Hand mit einem Seil angebunden, weil er nicht so gut schwimmen könne.
Omar: «Sie sagten ihm, er soll mal Pause machen. Er wirkte erschöpft.» Doch er habe nur gesagt: «Das Wasser ist kalt, kein Problem.» Doch plötzlich sei das Seil schlapp über den Bootsrand gehangen. «Die Freunde holten das Tau ein, aber Manar hing nicht mehr dran», sagt Hamza Omar. «Der eine Freund konnte Manar noch einmal an die Oberfläche bringen. Er versuchte ihn zu stützen.» Doch bald habe die Kraft nicht mehr ausgereicht, hilflos müssen die Freunde zusehen, wie Manar unerreichbar in die Tiefe sinkt.
Letzte Nachricht um 15.04 Uhr
Der Vermisste Manar A. vor vier Jahren in die Schweiz geflüchtet. Der Kurde kam per Boot von der Türkei nach Griechenland. Er arbeitete in der Schweiz zuerst Teilzeit in einem Dönerladen. Dann machte er vor fünf Monaten den Fahrausweis und arbeitete seither 100 Prozent als Lieferwagen-Fahrer für einen Fleischproduzenten.
«Kurz vor seinem Verschwinden schickte er uns noch Fotos und Videos in einem Gruppenchat», sagt ein Cousin zu BLICK. Eines der Videos zeigt Manar beim Schwimmen im Schlepptau des Gummiboots. «Die letzte Nachricht verschickte er um 15.04 Uhr.» Kurz danach versank er im See.
* Name bekannt