In Gossau SG gilt Bruno Egli (56) als bunter Vogel. Der IV-Rentner betrieb einst ein Taxiunternehmen mit der schrägen Eigenbezeichnung «Taxitubel».
Jetzt kandidiert Egli auf der Liste der Schweizer Demokraten (SD) im Kanton St. Gallen für einen Sitz im Nationalrat. Und nun flattert ihm ausgerechnet in der heissen Phase des Wahlkampfs ein Strafbefehl der Staatsanwaltschaft St. Gallen ins Haus.
Die Justiz will Egli wegen Aufforderung zu Gewalt zu einer bedingten Geldstrafe sowie einer Busse von 500 Franken verurteilen. Der Schuldspruch ist noch nicht rechtskräftig.
Egli wollte Attentäter die Munition bezahlen
Hintergrund: Auf seinem Facebook-Profil hatte Egli in Wut-Einträgen offen mit dem Zuger Attentäter Fritz Leibacher (†57) sympathisiert. Der schlimmste Amokläufer der Schweiz erschoss am 27. September 2001 im Regierungsgebäude 14 Menschen, ehe er sich selbst richtete.
Über den Attentäter schreibt Bruno Egli in einem Kommentar am 24. Mai: «Man muss sich nicht wundern, warum es immer mehr Gewalt gegen Beamte gibt. Ich zahle demjenigen, der mal so richtig nach Leibacher-Art in den Beamtenstuben aufräumt, die Munition.»
Am 29. Mai doppelt er nach: «Aber auch diese Scheissbeamten wollen lieber Krieg. Einer, der jetzt auch grosse Freude hätte, heisst Friedrich Leibacher. Ein grosser Staatsmann in meinen Augen.»
«Ich stehe dazu, das geschrieben zu haben!»
BLICK konfrontiert Egli mit seinen Äusserungen. «Ich stehe dazu, das geschrieben zu haben. Vom Inhalt meiner inzwischen gelöschten Beiträge möchte ich mich aber klar distanzieren», betont er gleich zu Beginn des Gesprächs.
Dem Gewaltaufruf sei ein langer Streit vorausgegangen. «Ich wurde zu Unrecht betrieben, während ich in Thailand in den Ferien war.» Die Abholeinladung für den Zahlungsbefehl sei seiner getrennt lebenden Frau zugestellt worden, weshalb er keinen Rechtsvorschlag habe erheben können.
«Eine Schweinerei», wie Egli findet. Als darauf auch das Kreisgericht eine Wiederherstellung der Frist abgelehnt habe, sei er «stinksauer» gewesen und an einem Virus erkrankt. «Man musste mir eine Zehe amputieren, ich lag drei Wochen im Spital. Aber nicht einmal dort haben mich die Beamten in Ruhe gelassen», klagt der bereits 2010 wegen Beschimpfung verurteilte Egli.
In diesem angeschlagenen Zustand seien dann die brutalen Leibacher-Äusserungen entstanden. Er behauptet jetzt: «Ich habe keine Erinnerung daran, war nicht zurechnungsfähig!» Das sei auch der Grund, weshalb er den Strafbefehl mit allen Mitteln bekämpfen werde.
«Rechtlich bin ich mir keiner Schuld bewusst. Und auch meine Nationalratskandidatur werde ich deswegen sicher nicht absagen», sagt Bruno Egli.
Parteipräsident reagiert bestürzt
Roland Uhler, Präsident der SD St. Gallen, erfährt erst von BLICK von den Skandal-Aussagen: «Meine Güte. So etwas geht natürlich gar nicht. Ich werde das Gespräch mit ihm suchen.»
Er betont, Egli sei erst vor etwa drei Monaten in die Partei eingetreten. Seine Kandidatur lasse sich nun kaum mehr stoppen. «Die Wahlzettel sind in Druck, da kann man nichts mehr machen», sagt Uhler. Dass jemand von der SD-Liste gewählt werde, sei aber ohnehin sehr unwahrscheinlich.