Nachbar der Todesopfer von Hemmental erzählt
Schwiegersohn (†26) prügelte Rolf B. (†56) vor vier Wochen blutig

An der Hauptstrasse 3 in Hemmental SH findet die Polizei in der Nacht zwei Männerleichen. Der 56-jährige Rolf B.* und sein 26-jähriger Schwiegersohn liegen erstochen in der Wohnung im Parterre. Die beiden Ehefrauen kommen laut den Behörden als Täterinnen in Frage.
Publiziert: 14.12.2015 um 06:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:06 Uhr
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Am 14. Dezember ereignete sich in Hemmental SH ein Doppelmord.
Foto: Newspictures
Von Claudia Mascherin und Michael Sahli

Hemmental SH kurz nach 23 Uhr: In einem Dreifamilienhaus an der Hauptstrasse 3 findet die Polizei zwei Männerleichen.

Es sind der 56-jährige Schweizer Rolf B.* und sein 26-jähriger Schwiegersohn Kenan D.*. Die beiden Männer liegen erstochen in der Wohnung im Parterre. «Die Täterschaft von der Ehefrau des 56-Jährigen und deren Tochter kann nicht ausgeschlossen werden», heisst es in einer Mitteilung der Polizei. «Wir haben die beiden Frauen vorläufig festgenommen», sagt Kripo-Chef Philipp Maier zu BLICK. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft für Mutter und Tochter Untersuchungshaft beantragt. «Mögliche Tatwaffen» seien sichergestellt worden.

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Bis vor Kurzem hatten die Tochter und ihr Mann (†26) noch im mittleren Stock des Hauses gewohnt. «Weil sie keine Miete zahlten, flogen sie raus», sagt Mieter Hansruedi M.* (59) zu BLICK. Er hat die ehemalige Wohnung des Paares vor rund vier Wochen aus einer Notlage heraus übernommen. «Da war alles voller Blut. Zwischen dem 26-Jährigen und seinem Schwiegervater ist es zu einer heftigen Schlägerei gekommen. Der Junge hat dem Älteren mehrere Rippen gebrochen.» Die Polizei habe die Wohnung dann versiegelt. «Vor dem Einzug musste ich eine Tatortreinigung machen.»

«Es muss schrecklich ausgesehen haben»

In der kurzen Zeit, in der M. im Haus wohnt, sei es im Parterre schon mehrmals zu Auseinandersetzungen gekommen. Mit Marjiana B. (53), der Ehefrau des getöteten Rolf, sei er nicht so richtig warm geworden. «Sie war Alkoholikerin und wenn Alk im Spiel ist, dann rastet es aus.» Auch gestern Abend wurde es laut. «Ich habe lautes Geschrei gehört», so M. «Es war ein Streit zwischen Frauen. Meine Mischlingshündin Bella hat deswegen mehrmals gebellt. Ich musste sie beruhigen.» Er habe zur Ablenkung dann das Radio lauter gemacht.

Heute fühle er sich «miserabel». «Ich kann gar nicht glauben, was hier passiert ist.» Die Polizei habe in der Nacht bei ihm geklingelt. Mit Informationen hätten sie sich zwar zurückgehalten, so M. weiter. «Aber es muss anscheinend ganz schrecklich ausgesehen haben.»

Mehrere Polizei-Einsätze wegen häuslicher Gewalt

Die Schaffhauser Polizei bestätigt, dass es im Haus an der Hauptrasse 3 schon «mehrere Einsätze» gegeben hat. Nachbarin Marlies S.* erinnert sich gut an einen Vorfall vor wenigen Wochen. «Es war ein gravierender Fall von häuslicher Gewalt.» Auch Nachbar Hermann S.* hat ihn miterlebt. «Das war Mitte Oktober. Die Polizei war die ganze Nacht hier und am Morgen kamen sie nochmals in Zivil.»

Die Tochter des Ehepaars B. und ihr Mann (†26) seien im Dorf immer wieder negativ aufgefallen, so S. «Man sah sie durch die Strassen torkeln. Immer wieder gab es Streit. Sie waren erst seit Kurzem verheiratet.»

«Sie hatten immer die Storen unten»

Beide Familienparteien hätten sehr zurückgezogen gelebt. «Die hatten immer die Storen unten.» Am Dorfleben hätten sie kaum teilgenommen.

Wirt Christian Jenni betreibt ganz in der Nähe des Tatorts das Restaurant Frieden: «Die Polizei hat bei mir im Restaurant ihre Einsatzzentrale eingerichtet. Die waren die ganze Nacht am Arbeiten. Wir haben ihnen Sandwiches und Kaffee gemacht.»

Die Schaffhauser Polizei, die Staatsanwaltschaft Schaffhausen, das Institut für Rechtsmedizin Zürich (IRM), das Forensische Institut Zürich (FOR) und der Kriminaltechnische Dienst der Schaffhauser Polizei sind mit einem Grossaufgebot vor Ort. Die Ermittlungen laufen.

* Name der Redaktion bekannt

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