Für die Kunsturnerinnen des Regionalen Leistungszentrums Ostschweiz (RLZO) in Wil SG war es eine böse Überraschung, als Trainer Laszlo G. (40) von der Polizei verhaftet wurde. Grund: Eine minderjährige Kunstturnerin wirft ihm vor, sie sexuell missbraucht zu haben. G. sitzt seither in Untersuchungshaft.
Nun hat das mutmassliche Opfer im «Tagblatt» über den Vorfall gesprochen. «Ich habe meinen Trainer angezeigt, weil er mich sexuell missbraucht hat», sagt die heute 17-Jährige. Geschehen sei das vor 1,5 Jahren, als sie also 15 Jahre alt war.
«I love you»
Angefangen habe er mit Sprüchen und dreckigen Witzen. Später mit den Händen an ihren Hüften «oder auch mal weiter unten». Oft habe er versucht, sie zu küssen, wird die Kunstturnerin zitiert. Und dann bedachte er sie mit Liebesbekundungen. Immer wieder habe er «I love you» gesagt. Trotzdem ist Laszlo G. lange eine Respektsperson für das mutmassliche Opfer. «Ich habe ihm vertraut wie einem Vater».
Eines Abends dann sei es dann aber zum sexuellen Missbrauch gekommen. Es sei bei ihm zu Hause passiert. Er habe ihr Alkohol gegeben, bis sie sich aufgehört hatte zu wehren. Seine Hände seien in ihrer Intimgegend gewesen.
Über den Abend durfte sie aber nie reden, sagt die 17-Jährige. Weil das ihm und ihr sehr schaden könne, habe ihr der Trainer gesagt. «Ich wollte die anderen Turnerinnen schützen. Und seine Frau. Sie ist ja auch meine Trainerin», sagt sie. Darum habe sie eineinhalb Jahre geschwiegen.
Eltern bezichtigen sie der Lüge
Das sie nun ausgepackt und den Trainer angezeigt hat, bereue sie nicht. Trotzdem weine sie sehr oft, weil ihr Trainer, «der sehr wichtig ist für mich», wegen ihr im Gefängnis sitze.
Die Eltern anderer Kunstturnerinnen glauben dem mutmasslichen Opfer ihre Geschichte offenbar nicht. Ob sie es beweisen könne, sei sie von ihnen gefragt worden. Und warum sie es nicht schon früher gesagt habe. Einige wollen sie nun nicht mehr im Training sehen, «damit die anderen Kinder in Ruhe und ohne Ablenkung weiter trainieren können.» Niemand glaube ihr, sagt sie. Man bezichtige sie mehr oder weniger offen der Lüge. «Warum sollte ich so etwas schlimmes erfinden?»
Was an den Vorwürfen dran ist, klärt nun die Staatsanwaltschaft. Für Laszlo G. gilt die Unschuldsvermutung. (fr)
* Name geändert