Eine spektakuläre Neuheit soll es werden. «Diesen Sommer lancieren wir ein ganz spezielles Angebot, wie es dieses in diesem Rahmen noch nicht gegeben hat», kündigte André Hefti, Marketingleiter bei Schweiz Tourismus, letzte Woche an einer Medienkonferenz an.
Ab Juli können Gäste an rund 50 Standorten in sogenannten Million Stars Hotels an aussergewöhnlichen Schweizer Orten im Freien übernachten. Alle «Zimmer» sollen freie Sicht auf den Sternenhimmel bieten.
Im Null-Stern-Hotel wird schon seit Jahren draussen geschlafen
So neu und einmalig wie von Schweiz Tourismus angekündigt scheint das Angebot keineswegs. Die Konzeptkünstler und Zwillingsbrüder Frank und Patrik Riklin (46) feiern schon seit dem Jahr 2016 mit ihren Null-Stern-Zimmern grosse Erfolge (BLICK berichtete).
Die Bilder ihres «immobilienbefreiten Hotelzimmers» samt Luxusbett, Leselampen und Butler gingen um die Welt. Entsprechend gross ist das Unbehagen bei den Riklin-Brüdern, auch weil Schweiz Tourismus das Künstlerduo im Nachgang für sein eigenes Million-Stars-Projekt gewinnen wollte.
«Schweiz Tourismus hat unser Projekt ohne Quellenangabe praktisch geklaut. Und nun sollten wir bei etwas mitmachen, was eine Kopie unserer Arbeit ist», sagt Frank Riklin zu BLICK.
Künstler: «Das ist einfach respektlos!»
«Es bereitet uns enorme Mühe, wenn ein grosser Dampfer wie Schweiz Tourismus Millionen in Kampagnen mit demselben Inhalt investiert, den wir seit Jahren bearbeiten. Das ist einfach respektlos», so Riklin.
Schon 2016 sei eine Zusammenarbeit gescheitert, als es darum ging, die Idee der Gebrüder landesweit zu spielen. Grund: Schweiz Tourismus wollte kein Geld investieren.
Es drohe nun eine «Verwässerung» der Angebote, befürchtet Patrik Riklin. «Das wird zur Gefahr für uns, wenn potenzielle Gäste die Angebote nicht mehr auseinanderhalten können.» Würden die Überschneidungen zu gross, müsste man Anwälte einschalten, um den Schutz der eingetragenen Marken samt sieben Zimmern in der Ostschweiz durchzusetzen.
Schweiz Tourismus sieht konzeptionelle Unterschiede
Bei Schweiz Tourismus will man von einem Plagiat nichts wissen. Gespräche mit den Riklins, teilt Mediensprecher Markus Berger mit, seien ja auch deswegen gescheitert, «da sich unser Konzept doch recht deutlich vom Kunstprojekt der Gebrüder Riklin unterscheidet».
Bis zur Lancierung Anfang Juli werde es keine zusätzlichen Informationen zum Projekt geben. Das Million Stars Hotel sei aber dahingehend einzigartig, betont Berger, «da es übers ganze Land verteilte, über eine einzige Stelle buchbare ganz unterschiedliche Hotelzimmer zu buchen geben wird, von denen aus man einen ungehinderten Blick auf den Sternenhimmel hat».