Seit Juni dieses Jahres hat Scientology in St. Gallen dreizehn Standaktionen durchgeführt. Dort wirbt die Sekte Neumitglieder an. Immer in unmittelbarer Nähe zu den Scientologen sind aber auch Yolanda Sandoval Künzi und Beat Künzi, Gründer der «Freien Anti-SC-Aktivisten» (Fasa).
Sie warnen Passanten, die vor dem Scientology-Stand vorbeigehen, mit Schildern vor der Sekte. «Scientology zerstört Familien und Menschen», steht etwa auf einem Schild. Ein anderes klärt auf: «Dianetik = Scientology-Sekte».
Am Samstagnachmittag ist es in St. Gallen nun aber zur Eskalation zwischen Scientology und der Fasa gekommen. So marschierte diesmal auch ein Anhänger der Scientology mit einem Schild durch die St. Galler Altstadt. Darauf geschrieben: «Achtung!!! ‹Kauft nicht bei den Juden› Version 2019?». Der Mann zeigte dabei auf die beiden Aktivisten Yolanda und Beat Künzi.
Passant alarmierte die Polizei
Die Botschaft hinter dem Bild, so das «Tagblatt»: Wie seinerzeit die Nationalsozialisten mit dem Aufruf zum Boykott der Juden, würden die Fasa Scientology diskriminieren. Das Ehepaar Künzi reagiert entrüstet: «Das ist ein geschmackloser und abscheulicher Vergleich seitens Scientology, weil unsere Aktionen in keinem Verhältnis steht zu den damaligen Gräueltaten der Nazis», sagt Yolanda Sandoval Künzi zu BLICK.
Auch für einen Passanten ging Scientology damit zu weit. Er benachrichtigte die Stadtpolizei St. Gallen, die daraufhin in der Altstadt intervenierte. «Vor Ort konnten wir das besagte Plakat feststellen. Aktuell laufen bezüglich einer Anzeigeerstattung noch Abklärungen», wird Mediensprecher Dionys Widmer zitiert.
Der Scientologe, der das Schild zeigte, habe es nach dem Eintreffen der Stadtpolizei weggelegt und sei verschwunden, so das Tagblatt weiter.
«Das lassen wir Scientology nicht durchgehen»
Für Yolanda Sandoval Künzi von den «Freien Anti-SC-Aktivisten» hat sich damit der Fall aber noch nicht erledigt. Wenn die Stadtpolizei keine Strafanzeige gegen Scientology einreiche, werden sie das das tun. «Das lassen wir Scientology nicht durchgehen.» Als Sekten-Gegner müssten sie viel durchmachen, sagt Künzi weiter: «Wir erleben immer wieder, dass wir von der Sekte fotografiert, gefilmt und verbal belästigt werden.»
Scientology-Sprecher Jürg Stettler relativiert. «Selbstverständlich bestand und besteht keine Absicht, die Gräueltaten der Nazis mit diesen Fanatikern in Verbindung zu bringen, sondern ein
Beispiel aus den frühen dreissiger Jahren aufzugreifen», sagt er zu BLICK.
Das Schild sei zudem mit einem Fragezeichen versehen. Dass dies zu Missverständnissen geführt hat, sei bedauerlich. (fr/jmh)