Karin Gächter-Meile (43) und ihr Mann Andy (46) trauern um ihre Tochter
Tabea (†19) tourt jetzt durch den Himmel

Die junge Frau kam nach einer Schwangerschaftsvergiftung ihrer Mutter schwerstbehindert auf die Welt. Ihr Leben war ein steter Kampf. Vor einem Monat ist Tabea Gächter gestorben – ihre Familie ist dankbar für die gemeinsame Zeit. Denn die Ärzte gaben dem Mädchen keine Chance.
Publiziert: 30.06.2017 um 21:53 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:06 Uhr
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Tabea mit ihrem Vater auf dem Velo, das BLICK ihr schenkte.
Foto: Susi Bodmer
Marco Latzer

Hinter Familie Gächter aus Frauenfeld liegen 19 intensive Jahre. Es ist die gemeinsame Zeit, die sie mit ihrer Tochter Tabea (†19) verbringen durfte. «Danke, Sonnenschein. Du bleibst ein Teil von mir», schreibt Mama Karin Gächter-Meile (43) in ihrem Brief für die Abdankungsfeier.

Vor einem Monat starb die junge Frau mit Diagnose Cerebralparese an Herzversagen – schmerzlos und ohne Angst. «Wir sind unglaublich dankbar für die Jahre mit Tabea. Sie hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind!», sagt Papa Andy (46).

Von der Frühgeburt zum Sonnenschein der Familie

Schon die Geburt ist für ihre Mutter ein Albtraum: Karin Gächter-Meile hat Tabea seit 31 Wochen im Bauch, als sie eine Schwangerschaftsvergiftung erleidet. Das Frühchen wiegt nur 1130 Gramm, kämpft monatelang im Brutkasten um sein Leben. Die Ärzte geben dem Baby nur minimale Überlebenschancen. Doch das Mädchen überlebt – wenn auch schwerbehindert. «So ein Kind zu haben, ist eine besondere Aufgabe. Wir sind in die Situation hineingewachsen», erinnert sich Mama Karin. Einfach ist es nicht: Der Kontakt zu vielen Verwandten und Freunden bricht ab, weil sie Tabea nicht so akzeptieren, wie sie ist. Doch für die Eltern ist klar: Wir kämpfen für das Wohl unserer Tochter!

Die Therapien sind kostspielig. Viele von ihnen sind durch die Versicherung nicht gedeckt. Nur dank Spendengelder können Gächters ihrer Tochter eine Delfin-Therapien auf der Karibikinsel Curaçao ermöglichen. Tabea macht dabei enorme Fortschritte – lernt gar laufen. Im Sommer 2010 erfüllt BLICK Tabeas Wunsch und schenkt ihr ein Velo, auf dem sie mitfahren kann. Da dadurch ihre Geschichte bekannt wird, sieht sich die Familie öfter mit Neid und Missgunst konfrontiert. Auch weil viele Aussenstehende der Meinung sind, dass Menschen mit Handicap nicht in der Öffentlichkeit stehen sollten. «Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken!», findet Papa Andy. Er möchte damit auch anderen Betroffenen Mut machen.

«Wir wollen etwas zurückgeben»

Die Unterstützung für Tabea wächst zu einer kleinen Bewegung heran. 40 Mitglieder engagieren sich in einem Verein für sie. Stricken, basteln, machen Konfitüre, um die Einnahmen für die Behandlungen zu spenden. «Wir durften so viel Unterstützung erfahren. Jetzt wollen wir anderen Familien etwas zurückgeben», sagt Karin Gächter-Meile. Die Einnahmen des Vereins sollen zukünftig Familien mit einem ähnlichen Schicksal zugutekommen. Und auch am Velo von BLICK soll schon bald ein anderes Kind seine Freude haben.

«Wir müssen loslassen. Das ist nicht einfach», gibt der Vater zu. Tabea fehle. «Sie hat unser Leben verändert. Für mich ist Tabea nicht tot, sondern einfach nur an einem anderen Ort», sagt Mama Karin. Ihr Engel fährt jetzt im Himmel Velo.

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