Im Fall Kristallhöhlenmord meldet sich ein neuer Zeuge
«Seine Aussagen sind glaubwürdig»

Zwei Mädchen kamen 1982 bei Oberriet SG gewaltsam ums Leben. Trotz Verjährung elektrisiert der Fall bis heute. Nun meldeten sich ein Zeuge und der ehemalige Hauptverdächtige.
Publiziert: 01.10.2019 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2020 um 21:51 Uhr
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Mordopfer: Karin Gattiker (l.) und Brigitte Meier sind zu einer Velotour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt.
Cyrill Pinto

Am 31. Juli 1982 verschwanden die 17-jährige Brigitte Meier und die 15-jährige Karin Gattiker auf einer Velotour. Zuletzt gesehen wurden die Mädchen mittags bei der Abbiegung zur Kristallhöhle: Ein Anwohner hatte beobachtet, wie sie bei der Kreuzung im Weiler Kobelwies standen. Ein paar Minuten später hielt ein silbergraues Auto bei den beiden. Danach verlor sich die Spur der Mädchen. Mehr als zwei Monate später entdeckte ein Wanderer ihre Leichen in der Nähe der Kristallhöhle in Oberriet SG. Alle Spuren deuteten darauf hin, dass sie mit dem Schlag eines stumpfen Gegenstands auf den Kopf getötet worden waren. Bis heute ist der Fall ungeklärt.

Obwohl er verjährt ist, ermitteln Menschen aus der Region weiter. Unter ihnen der St. Galler Thomas Benz (44). Er engagiert sich in seiner Freizeit in der IG Kristallhöhle. Diese organisiert Vorträge zum Fall und bemüht sich um neue Hinweise – wie den eines damals 17-jährigen Automechaniker-Lehrlings.

Mercedes-Kombi mit Pferdeanhänger

Der Zeuge schilderte Benz seine Beobachtungen bei einer Begehung des Tatorts mit mehreren Leuten von der IG, darunter einem pensionierten Kriminalpolizisten.

Der Zeuge habe einen neuen, silbergrauen Mercedes-Kombi, Modell E 230, mit grossem Pferdeanhänger bei der Kreuzung in Fahrtrichtung der Höhle stehen gesehen und habe angehalten, um sich das Auto genauer anzusehen. Dabei will er einen Mann und eine Frau beobachtet haben, wie sie mit zwei Damenvelos hantierten. Die Frau soll beim Anblick des Zeugen erschrocken reagiert haben. Das Paar lehnte Hilfe ab. Daraufhin fuhr der Zeuge auf seinem Töff weiter.

Alle Ermittlungen verliefen im Sand

Diese Beobachtung, kurz nachdem die beiden Mädchen zuletzt gesehen wurden, und die Beschreibung der beiden Personen passen zur bisherigen These, wonach der Fahrer des silbergrauen Mercedes etwas mit dem Verschwinden der beiden Mädchen zu tun haben könnte. Der damals 38-jährige Architekt galt früh als Hauptverdächtiger, sass ein halbes Jahr in U-Haft. Doch die Polizei konnte ihm eine Beteiligung an der Tat nicht nachweisen. Gegenüber SonntagsBlick bestreitet der heute 75-Jährige die Aussagen des Zeugen vehement. Er sei zwar mit Auto und Anhänger an der Kreuzung gewesen, habe aber «nie angehalten», betont er. Auch die Ermittlungen gegen andere Verdächtige verliefen im Sand. Einem Gastwirt und nebenamtlichen Höhlenwart, einem Chauffeur und einem weiteren Höhlenwart konnte die Polizei nichts nachweisen.

Die Frage ist jetzt: Warum hat der Zeuge seine Beobachtung nicht früher gemeldet? «Sein Töffli war frisiert, der Polizei war er nicht wohlgesonnen», glaubt Benz, zudem habe der Zeuge damals der Beobachtung keine Bedeutung beigemessen.

Es müssen mehrere Personen gewesen sein

Erst das Buch «Hoffen auf Aufklärung» des früheren SonntagsBlick-Redaktors Walter Hauser (62) inspirierte den Zeugen zu seiner Aussage. Im Buch trägt Hauser unter anderem die Indizien zum Kristallhöhlenmord zusammen.

Die Zeugenaussage passt auch zur Analyse des deutschen Profilers Axel Petermann (66). Er recherchierte im Sommer vor Ort und kam zum Schluss, dass zumindest beim Verstecken der toten Körper mehrere Personen beteiligt gewesen sein müssen. Denn die Felsplatte, unter der ­eines der Opfer versteckt war, wog über 300 Kilo.

Der entscheidende Hinweis fehlt also noch. Thomas Benz und seine Mitstreiter bleiben auf jeden Fall dran. «Wir wollen die Wahrheit!», betont er.

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