Es ist ruhig geworden in Hefenhofen TG. Heute vor einem Jahr war es anders: Als BLICK die Schockbilder von toten und halb verendeten Pferden im Betrieb von Skandalbauer Ulrich K.* (50) öffentlich macht, bricht ein Sturm der Entrüstung aus.
Eine einstige Helferin, die während Monaten auf dem Bauernhof verkehrt, ist es, die K. letztlich das Handwerk legt. Heimlich fertigt die Frau 140 Horrorfotos an, die sie zunächst der Thurgauer Polizei und dem Veterinäramt zukommen lässt.
Gleichzeitig bezeugt sie, auf dem Hof seien in Monaten zuvor mindestens 13 Pferde verendet. Trotz der happigen Indizien bleiben die Thurgauer Behörden untätig. Entscheidungsträger wie Kantonstierarzt Paul Witzig (63) weilen in den Ferien.
Erst als BLICK berichtet, passiert was
Bewegung in die Sache kommt erst, als BLICK die Fotos am 3. August 2017 publik macht. In Hefenhofen marschieren Tierfreunde auf, um tagelang vor Ort auszuharren.
Der Druck auf Regierungsrat Walter Schönholzer (53) steigt. Der bremst damals im BLICK-Interview: «Den Hof dichtmachen? Dies würde für viele der Tiere den Tod bedeuten, denn eine kurzfristige Unterbringung wäre gar nicht möglich.»
Fünf Tage später sieht die Sache anders aus: Der Thurgau schickt die Kavallerie. 80 Polizisten samt mobiler Einsatzzentrale rücken an, um den Quälhof nach über einem Jahrzehnt des Zögerns und Zauderns zu schliessen.
Die Tiere werden beschlagnahmt
Der Bericht der Thurgauer Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission wird später festhalten: «Der polizeiliche Aufwand für den Einsatz vor Ort belief sich auf rund 150'000 Franken.»
K. ist zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr auf seinem Hof. Er wurde zuvor ausserhalb seines Betriebs festgenommen und in die Psychiatrie verfrachtet. Es geht beim Grosseinsatz letztlich nur um die Evakuierung der Tiere.
Heute ist Ulrich K. längst zurück in seinem Betrieb. Gesellschaft leisten ihm dort eine Katze und der übergewichtige Hund eines Mitarbeiters. Alle anderen Tiere hat der Kanton beschlagnahmt und später in teilweise umstrittenen Versteigerungen an neue Halter abgegeben.
Fahrende statt Pferde in Hefenhofen
Statt weidenden Pferden bescheren immer neue Gruppen von Fahrenden dem Ex-Pferdezüchter ein Zubrot. Obwohl es zuletzt ruhiger wurde, wird weiter gegen K. ermittelt. «Mit Bezug auf den Zeitpunkt der Erledigung kann derzeit keine verbindliche Auskunft erteilt werden», heisst es bei der Thurgauer Staatsanwaltschaft.
Auch die Amtsmissbrauchsverfahren gegen Kantonstierarzt Witzig und seinen Stellvertreter Weideli sind weiterhin pendent. Gleiches gilt für die Frage, wie es überhaupt zum grössten Tierschutzskandal der Schweiz kommen konnte. Eine externe Untersuchungskommission soll demnächst Klarheit schaffen. «Geplant ist, dass wir unsere Berichterstattung in der zweiten Septemberhälfte dem Gesamtregierungsrat präsentieren werden», sagt deren Leiter Hanspeter Uster (60). Erst danach dürfte die Öffentlichkeit mehr erfahren.
*Name der Redaktion bekannt
Für Tierfreunde änderte sich mit dem Fall Hefenhofen so ziemlich alles. Erstmals hielt ein Tierschutz-Skandal während Tagen die ganze Schweiz in Atem.
«Ohne den BLICK würde das Verfahren gegen diesen Bauern höchstwahrscheinlich noch immer vor sich hin dümpeln», vermutet Hans-Ulrich Huber (62), Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes (STS).
Veterinärämter stehen in der Pflicht
Nach den Ereignissen in Hefenhofen sei es für Bauern und Behörden schwieriger geworden, Verstösse gegen die Tierschutzgesetze zu vertuschen.
Von der Thurgauer Untersuchungskommission hält Huber wenig: «Die ist wohl in erster Linie als Massnahme zur Beruhigung des Volkes gedacht. Viel wichtiger ist, was derzeit in Bundesbern geschieht.»
Hoffen auf mehr unangemeldete Kontrollen
Konkret spielt er auf das Agrarpaket 18 an, das sich derzeit in der Vernehmlassung befindet. Es will Bauern genauer auf die Finger schauen. «Vor zehn Jahren waren wir bei praktisch null Prozent unangemeldeten Kontrollen auf Bauernbetrieben. Ab 2019 werden es 40 Prozent sein. Das ist schlichtweg sensationell!»
Bloss: Viele der kantonalen Veterinärämter hielten die Vorgaben aus Bern in der Vergangenheit nicht ein. Der Quälhof soll dies ändern. «Die Zahlen werden sich bessern, Sie werden sehen», prognostiziert Huber.
Bauern sollen sich gegenseitig aus der Patsche helfen
Einen positiven Einfluss sieht auch Markus Ritter (51), Präsident des Schweizer Bauernverbandes. «Hefenhofen hat uns sensibilisiert, gerade bei Überforderung genauer hinzuschauen.» Hier wolle man verbandsintern Hilfestellungen anbieten, um betroffenen Landwirten aus der Patsche zu helfen.
Bei aussichtslosen Fällen fordert hingegen auch der höchste Landwirt des Landes ein entschlossenes Durchgreifen der Behörden. «Der Halter ist während 365 Tagen für seine Tiere verantwortlich. Wenn eine Person damit nicht klarkommt, ist es sinnvoller, wenn diese Person keine Tiere hält.» Dies gelte sowohl für Nutz- als auch für Haustiere.
Für Tierfreunde änderte sich mit dem Fall Hefenhofen so ziemlich alles. Erstmals hielt ein Tierschutz-Skandal während Tagen die ganze Schweiz in Atem.
«Ohne den BLICK würde das Verfahren gegen diesen Bauern höchstwahrscheinlich noch immer vor sich hin dümpeln», vermutet Hans-Ulrich Huber (62), Geschäftsführer des Schweizer Tierschutzes (STS).
Veterinärämter stehen in der Pflicht
Nach den Ereignissen in Hefenhofen sei es für Bauern und Behörden schwieriger geworden, Verstösse gegen die Tierschutzgesetze zu vertuschen.
Von der Thurgauer Untersuchungskommission hält Huber wenig: «Die ist wohl in erster Linie als Massnahme zur Beruhigung des Volkes gedacht. Viel wichtiger ist, was derzeit in Bundesbern geschieht.»
Hoffen auf mehr unangemeldete Kontrollen
Konkret spielt er auf das Agrarpaket 18 an, das sich derzeit in der Vernehmlassung befindet. Es will Bauern genauer auf die Finger schauen. «Vor zehn Jahren waren wir bei praktisch null Prozent unangemeldeten Kontrollen auf Bauernbetrieben. Ab 2019 werden es 40 Prozent sein. Das ist schlichtweg sensationell!»
Bloss: Viele der kantonalen Veterinärämter hielten die Vorgaben aus Bern in der Vergangenheit nicht ein. Der Quälhof soll dies ändern. «Die Zahlen werden sich bessern, Sie werden sehen», prognostiziert Huber.
Bauern sollen sich gegenseitig aus der Patsche helfen
Einen positiven Einfluss sieht auch Markus Ritter (51), Präsident des Schweizer Bauernverbandes. «Hefenhofen hat uns sensibilisiert, gerade bei Überforderung genauer hinzuschauen.» Hier wolle man verbandsintern Hilfestellungen anbieten, um betroffenen Landwirten aus der Patsche zu helfen.
Bei aussichtslosen Fällen fordert hingegen auch der höchste Landwirt des Landes ein entschlossenes Durchgreifen der Behörden. «Der Halter ist während 365 Tagen für seine Tiere verantwortlich. Wenn eine Person damit nicht klarkommt, ist es sinnvoller, wenn diese Person keine Tiere hält.» Dies gelte sowohl für Nutz- als auch für Haustiere.