Das Interview ist noch nicht erschienen – und sorgt bereits für Wirbel: In der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der deutschen «Zeit» relativiert Roger Hallam (53), Mitgründer der Klimabewegung Extinction Rebellion (XR), den Holocaust. Genozide habe es in den vergangenen 500 Jahren immer wieder gegeben. «Um ehrlich zu sein, könnte man sagen: Das ist ein fast normales Ereignis.» Auch der Holocaust sei für ihn «nur ein weiterer Scheiss in der Menschheitsgeschichte».
XR Deutschland hat sich von Hallam distanziert. Doch in der Schweiz bleibt echte Empörung aus. Ein junger Klimaaktivist nennt Hallam «pragmatisch». Für ihn gäbe es «kein Tabu, das er nicht bricht, und nichts, das er nicht tun würde, wenn es gesamthaft der Lösung der Klimakrise dienlich ist».
Alle Aktivisten, mit denen BLICK gesprochen hat, distanzieren sich zwar von einer Relativierung des Mords an bis zu 6,3 Millionen Juden, doch nicht von ihrer Leitfigur.
Hallam hat auch kein Problem mit Rassismus und Sexismus
Hallams Aussage sei eine «Einzelmeinung», erklären Schweizer XR-Mitglieder. «Es ist äusserst kritisch, den Holocaust derart in eine Reihe von Schandtaten in der Geschichte zu stellen», schreibt ein Lausanner Klimaaktivist an BLICK. «Der Holocaust bleibt hoffentlich eine einzelstehende, schreckliche, kollektiv organisierte Schandtat im Hinblick auf das Ausmass und die Intensität der Vernichtung von Menschen.» Ein Luzerner sagt: «Ich bin sauer, wenn das dem Ruf von XR schadet.»
Dabei ist es längst nicht das erste Mal, dass Hallam über die Grenzen hinausschiesst. Er heisst bei XR auch Menschen willkommen, die «ein bisschen sexistisch oder rassistisch» denken.