Konfetti, Glühwein, Guggenmusik – die «fünfte Jahreszeit» ist ein wochenlanger Spass-Event. Doch für viele ist die muntere Tradition auch ein Knochenjob. Fasnachtsvereine arbeiten das ganze Jahr an der Vorbereitung, proben Auftritte, organisieren Umzüge, nähen Kostüme. Und Guggenmusiker müssen üben, üben, üben: «Wer in einer Gugge spielt, der probt ein bis zwei Mal in der Woche», sagt Guido Huber (54), Präsident der Födlitätscher Luzern. Er sagt auch, warum er das, was schon immer so war, neuerdings für ein Problem hält: «Dieser Aufwand ist vielen Jungen zu gross.»
Dass manche Guggen Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu rekrutieren, kann Linus Jäck, Präsident der Vereinigten Luzern, bestätigen. Er betont aber: «Weshalb die Jungen ausbleiben, ist bei jeder Guggenmusik anders. Man muss mit der Zeit gehen, auch moderne Musik und nicht nur traditionelle Texte präsentieren.» Auch Erich Koller (50), Präsident der Chappelgnome Luzern, legt Wert auf differenzierte Betrachtung: «Grosse Guggen haben keine Probleme, denn Junge wollen zum grossen Haufen. Mit 60 Personen zu spielen ist halt schon ein anderes Erlebnis!»
Junge sollen ihre Freunde mitbringen
Den Fasnachtscliquen geht es ähnlich. Bei den Röllelibutzen in Altstätten SG wurden die Jungen 30 Jahre lang weniger. 2011 begann man, sich intensiver mit der Förderung zu beschäftigten. «Wir hatten in den letzten zwei Jahren fast zwanzig Neuzugänge, da wir unsere jüngsten Mitglieder dazu motiviert haben, ihre Freunde mitzubringen», sagt Vereinspräsident Carlo Pinardi (59).
Bis die Basler Mittwoch-Gesellschaft letztes Jahr ihr Konzept überarbeitete, kämpfte auch sie um ihren Erhalt. Nun nahmen sie auf einen Schlag zwölf junge Mitglieder auf. Präsident Alain Grimm (38): «Wir haben erkannt, dass es für die jungen Garden langweilig ist mit den Alten und ihnen mehr Freiheiten gelassen. Sie sollen Tabus brechen, provokativ sein und Neues probieren.»
Nicht allen fehlt es an jungen Mitgliedern
Cliquen und Guggen wie die Schwyzer Nüssler haben weniger Nachwuchsprobleme. Präsident Alexander Grab (31): «Wir integrieren die Leute auf den Strassen in unseren Brauchtum, gehen auf die Bevölkerung zu, unterhalten und beschenken sie. Ebenso ist es Tradition, dass man dabei sein Gegenüber ein wenig necken kann.» Und die Luzerner Födlitätscher, so Präsident Guido Huber, sehen im Generationenmix überhaupt kein Problem: «Für die Jungen ist es auch ein Spass, mit älteren Semestern gemeinsam zu musizieren und zu feiern.»